Essen. Die Verlegung des Saarbrücken-Spiels auf diesen Mittwoch sorgte für Ärger bei Rot-Weiss Essen. Jetzt könnte RWE sogar profitieren.

Für Rot-Weiss Essen haben die heißen Wochen im Saison-Endspurt begonnen. Noch fünf Spiele haben die Essener vor der Brust, das Ziel wird nun auch offensiv formuliert: Die Dabrowski-Elf möchte den dritten Platz, der zur Aufstiegsrelegation berechtigt, angreifen. Nicht nur die Fans träumen, auch der Trainer legte nach dem Mannheim-Spiel erstmals seine Zurückhaltung ab: „Wir sind jetzt wirklich nah dran am Relegationsplatz – und das wollen wir auch. Alles andere wäre Blödsinn, was ich hier behaupten würde.“

Aktuell beträgt der Rückstand vier Punkte, mit einem Sieg im Nachholspiel in Saarbrücken würde RWE bis auf einen Punkt an den drittplatzierten Preußen Münster heranrücken. Doch mit dem 1. FC Saarbrücken wartet auf die Essener ein „ganz schönes Brett“, wie Trainer Christoph Dabrowski am Dienstag sagte. Die Saarländer machen sich ebenfalls noch berechtigte Hoffnungen auf den dritten Platz, derzeit stehen sie einen Punkt hinter RWE auf Platz sechs in der Tabelle.

Für Rot-Weiss Essen spricht im Nachholspiel der Trend

„Saarbrücken ist eine Top-Mannschaft, qualitativ hoch besetzt und defensiv sehr stabil. Sie forcieren das schnelle Vertikalspiel und entwickeln viel Tiefe über ihren Achter. Mit Kai Brünker haben sie einen starken Zielspieler in der Box“, beschreibt Dabrowski den Gegner.

Ursprünglich sollte die Partie am 30. März stattfinden, aufgrund von Problemen mit dem Platz im Ludwigspark entschlossen sich die Verantwortlichen beim DFB, dem Halbfinale im Pokal den Vorzug zu geben – zum Ärger der Essener. Die Vorzeichen der Partie haben sich mittlerweile stark verändert: Am 30. März hatte Saarbrücken das Halbfinale im DFB-Pokal vor der Brust und machte sich als Tabellen-Elfter wenig Hoffnungen auf den Aufstieg. Nach zehn Punkten aus den letzten vier Spielen mischen die Saarländer nun wieder oben mit und haben selbst „fünf absolute Endspiele“ für den Saison-Endspurt ausgerufen.

Bei Rot-Weiss Essen wären Marvin Obuz und Vinko Sapina am ursprünglichen Termin einsatzbereit gewesen – im Nachholspiel am Mittwoch fehlen beide Leistungsträger verletzt. Dabrowski möchte sich von diesen Gedankenspielen nicht beeinflussen lassen und setzt lieber auf das eigene Momentum: „Klar waren wir nicht amüsiert über die Spielverlegung, wir hätten gerne gespielt. Aber die Ausgangssituation für uns ist gut, wir sind in einem positiven Lauf. Ich sehe gute Vorzeichen, auch gegen Saarbrücken den Trend fortzusetzen.“

Leonardo Vonic machte am Sonntag in Mannheim auf sich aufmerksam. Der 20-Jährige könnte ein Kandidat für die Startelf sein.
Leonardo Vonic machte am Sonntag in Mannheim auf sich aufmerksam. Der 20-Jährige könnte ein Kandidat für die Startelf sein. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Dass es für RWE in dieser Phase der Saison noch um so viel geht, war nicht unbedingt zu erwarten. Druck verpürt Drabowski deshalb nicht: „Auch in Mannheim war klar, wenn wir weiter am Relegationsplatz schnuppern möchten, müssen wir drei Punkte holen. Das hat da auch keinen Druck verursacht in der Mannschaft.“

Rot-Weiss Essen: Der Teamgeist als Faustpfand im Saisonendspurt

In der Tat beeindruckte die Mannschaft am Sonntag gegen druckvolle Mannheimer mit einer starken kämpferischen Leistung und Zusammenhalt. Ergänzungsspieler wie Kaiser, Voelcke oder Plechaty lieferten ab und machten den Ausfall der Leistungsträger Brumme, Sapina und Obuz vergessen.

„Da geht mir das Herz als Trainer auf, wenn ich sehe, wie die Jungs miteinander umgehen und was für eine Energie sie aufbauen.“
Christoph Dabrowski - Cheftrainer Rot-Weiss Essen

„Wir sind mega stolz auf die Truppe, was die da in Mannheim abgerissen haben“, lobt Dabrowski seine Mannschaft und hebt den Teamgeist hervor, der in Saarbrücken und im gesamten Saisonendspurt noch zum Faustpfand werden kann: „Wir sind jetzt in der heißen Phase der Saison, da geht es darum, alle persönlichen Befindlichkeiten zur Seite zu drücken. Dann muss man als Mannschaft, egal in welcher Konstellation, enger zusammenrücken. Da hilft es auch, dass uns die Jungs, die von der Bank kommen, Impulse geben und Spiele teilweise gedreht haben. Das spricht für den Charakter der Mannschaft. Da geht mir das Herz als Trainer auf, wenn ich sehe, wie die Jungs miteinander umgehen und was für eine Energie sie aufbauen. Ich spüre bei den Jungs den Hunger, mehr erreichen zu wollen.“

Leonardo Vonic hat in Mannheim ein Zeichen gesetzt, Obuz Heilung verläuft gut

Lucas Brumme ist nach abgesessener Gelbsperre zurück im Kader und wird aller Voraussicht nach am Mittwoch auf seine angestammte Position hinten links zurückkehren. Auch in der Sturmspitze könnte sich noch etwas tun: Moussa Doumbouya blieb bei seinen vergangenen Auftritten häufig harmlos, Leonardo Vonic drängt sich nach seinem 17-Sekunden-Tor gegen Mannheim auf. „Er hat auf jeden Fall ein gutes Zeichen gesetzt“, sagt Dabrowski. „Das spricht für ihn, dass er in der richtigen Situation den Ball erobert hat und nachgegangen ist und mit dem zweiten Tor eine große Hilfe für uns war. Das sind alles gute Argumente, mehr Spielzeit zu bekommen.“

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Marvin Obuz wird am Mittwoch wie erwartet nicht mit von der Partie sein, Dabrowski macht sich aber Hoffnung, den Topscorer in dieser Saison noch einsetzen zu können: „Ich denke, dass er sehr zeitnah das Reha-Training mit lockeren Läufen beginnen kann. Da muss man gucken, wie sich die Struktur im Muskel entwickelt. Marvin habe ich noch nicht abgeschrieben für die Saison. Die Hoffnung besteht, dass er noch zum Einsatz kommt.“

Lichtblicke gibt es ebenfalls bei Vinko Sapina: „Es ist nichts Gravierendes, aber es ist noch etwas Wasser in der Wade drin. Wir hoffen, dass er Freitag das Training wieder mitmachen kann und Sonntag gegen Ingolstadt einsatzfähig ist. Da müssen wir von Tag zu Tag abwarten.“