Mannheim. Der Schütze zum 1:0 in Mannheim erwartet im Ludwigspark erneut ein emotionales Spiel. Das enorme Trainingspensum zahle sich in den Spielen aus.

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort, das konnte Torben Müsel in der 42. Minute des Auswärtsspiels beim SV Waldhof Mannheim nur unterstreichen: Mannheims Terrence Boyd schoss unglücklich einem Mitspieler vor den Hinterkopf, von dort prallte die Kugel vom Rücken des knieenden Rios Alonso ab - Dreiband der besonderen Art. Plötzlich lag die Kugel für einen Moment frei im Waldhof-Strafraum - und Essens Mittelfeldspieler erkannte die Situation gedankenschnell: „Ich weiß gar nicht mehr, wie der Ball da zum Stehen kam, ich bin direkt hin und habe ihn Vollspann genommen. Da war, glaub ich, ein bisschen zu viel Bumms dahinter, um ihn auf so einer kurzen Distanz zu halten“, nahm der Schütze anschließend Waldhof-Keeper Omer Hanin in Schutz, in dessen Torwartecke es eingeschlagen hatte.

Der Fußballgott war ein bisschen auf RWE-Seite

Ein bisschen glücklich, zugegeben, aber auf lange Strecke des Spiels nicht unverdient: „Ich glaube, wir haben hier ein Riesenspiel abgeliefert, haben gekämpft bis zum Gehtnichtmehr, zum Ende vielleicht die eine oder andere Chance zu viel zugelassen. Wir wussten, was auf uns zukommt, mit Boyd vorne drin und den schnellen Außen, die sie haben. Wir hatten den Fußballgott heute ein bisschen auf unserer Seite, muss man ehrlich sagen“, so die Analyse des Führungs-Torschützen, der Mannheim noch das Prädikat „eklige Mannschaft“ verlieh, der man mit viel Kampf und Leidenschaft bis zur letzten Minute begegnen musste.

Mit allem, was zur Verfügung stand, verteidigte RWE den eigenen Kasten gegen die Schussversuche von Terrence Boyd (rechts).
Mit allem, was zur Verfügung stand, verteidigte RWE den eigenen Kasten gegen die Schussversuche von Terrence Boyd (rechts). © Harald Bremes/Jan Huebner | Harald Bremes

Der Auftritt der Rot-Weissen erinnerte in keiner Weise an das Spiel vor einer Woche auf der Bielefelder Alm, dass die Gäste als geselligen Hüttenabend angegangen waren. Durch die Ausfälle der drei absoluten Leistungsträger Obuz, Brumme und Kapitän Sapina schien die Mannschaft noch enger zusammengerückt zu sein. „Ehrlich gesagt, treten wir auswärts in dieser Saison mal so, mal so auf, eine Erklärung dafür habe ich auch nicht. Wir wussten, dass, wenn wir hier mit drei Punkten nach Hause fahren, vielleicht noch etwas offen ist in der restlichen Zeit. Jetzt fahren wir nach Saarbrücken und wollen auch da gewinnen. Ansonsten fahren wir wieder vier Stunden mit einer Niederlage nach Hause - das will keiner“, bekräftigt der Mittelfeldspieler mit Tordrang.

Wir haben ein enormes Trainingspensum, das will der Trainer jede Woche von uns sehen, wir sind ganz schön am ackern
Torben Müsel zum Fitnesszustand innerhalb des RWE-Teams.

Mittwoch in Saarbrücken, Sonntag gegen Ingolstadt lauten die nächsten anspruchsvollen Aufgaben, da wird man sehen, ob dieses emotionale Spiel in Mannheim nicht zu viele Körner gekostet haben. Doch Müsel ist da guter Dinge: „Wir haben ein enormes Trainingspensum, das will der Trainer jede Woche von uns sehen, wir sind ganz schön am ackern. Und das sieht man auch in den letzten Spielminuten, das haben wir heute auch gezeigt. So wie man trainiert, so spielt man auch - da ist bestimmt was dran.“

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Das Spiel im Saarbrücker Ludwigspark könnte mindestens genauso emotional verlaufen. Denn die näheren Umstände der Spielverlegung von der eigentlichen Ansetzung gärt bei manchen immer noch nach, schließlich hat sich seitdem einiges verändert: Marvin Obuz wäre damals noch dabei gewesen; Saarbrücken, das plötzlich nur einen Punkt von RWE entfernt ist, hegte damals nicht die geringsten Aufstiegshoffnungen. Also eine Extraportion Motivation mit Wut im Bauch für Rot-Weiss? „Ich glaube nicht, dass der Trainer hier jemand von uns extra motivieren muss, jeder kann auch die Tabelle sehen und weiß, was da auf dem Spiel steht. Ich glaube, dass das wieder ein hart umkämpftes Spiel wird. Sie haben mit dem DFB-Pokal eine Supersaison gespielt und kommen auch so langsam wieder in Fahrt. Wir müssen schnell regenieren und am Mittwoch alles auf dem Platz lassen.“

Bei den Fans hat der nicht unbedingte Auswärtssieg noch mehr Euphorie als bislang ausgelöst. Stand Montag war das Stadion an der Hafenstraße für das Heimspiel gegen Ingolstadt im Heimbereich bis auf 500 Karten ausverkauft, ein Erfolg in Saarbrücken würde dann wohl Tageskassen überflüssig machen.

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