Essen. Eigentlich hatte er im vergangenen Sommer schon die Freigabe, inzwischen ist er in die Startelf aufgerückt und kämpft um Vertrags-Verlängerung.
Vor den Interviewfragen mit Nils Kaiser nach der Partie in Bielefeld wurde erst einmal sein Gedächtniszustand überprüft, schließlich war der Rot-Weisse in der Schlussphase mit Bielefelds Nicklas Shipnoski mit den Köpfen heftig zusammen geprallt und musste mit einem Eisbeutel am Hinterkopf das Spielfeld verlassen.
Eine reine Vorsichtsmaßnahme, wie sich später herausstellte: „Ich erinnere mich an alles“, lachte Kaiser und konnte auch das exakte Endergebnis nennen. Der 22-Jährige gelernte Mittelfeldspieler war die Überraschung auf dem Aufstellungsbogen, ach was, er ist es in der gesamten Saison. Aber dass er auch auf der Alm von Beginn an ran durfte, hatte ihn selbst am meisten erstaunt: „Lars Fleischer hatte es mir nach dem Abschlusstraining gesagt. Ein bisschen überrascht war ich schon, ich wusste ja, Andi Wiegel kommt zurück, auf seine angestammte Position. Dennoch habe ich mich natürlich gefreut und hoffe, dass ich mich mit der Leistung weiter präsentieren konnte“, meinte er bescheiden.
Das konnte er, obwohl er auf seiner Abwehrseite mit dem quirligen Monju Momuluh alle Hände voll zu tun hatte. Aber der Essener Nachwuchsmann war vorbereitet: „Da hatte ich vorher schon den Tipp bekommen, guck dir den mal an. Da hatte ich mir die Videos zu ihm angeschaut: Viel Tempo, er zieht häufig auf den starken rechten Fuß nach innen - aber dennoch war es mit dem Tempo, das er hatte, gefährlich.“
So gefährlich, dass sein Gegenspieler auch am Bielefelder Führungstor maßgeblich beteiligt war. „Das war schwierig, es ist genau in meinem Rücken passiert. Aber es war schon ein bisschen ärgerlich, dass der erste Schuss der Bielefelder aufs Tor gleich rein ging.“ Ansonsten hatte der Essener auf seiner Seite alles im Griff, konnte sich immer wieder ins Angriffsspiel mit einschalten und spielte einmal schönen Doppelpass mit Marvin Obuz, dessen Flanke aber dann versandete. Aber keine Frage, Nils Kaiser ist auf der rechten Abwehrseite auf jeden Fall eine Belebung fürs Angriffsspiel, mit guten Ideen und feiner Ballbehandlung.
„Die Bielefelder hatten einen guten Matchplan und haben uns das Leben schwer gemacht. Erst durch die Umstellung in der zweiten Halbzeit, als wir mutiger draufgingen, konnten wir auf meiner Seite öfter durchschieben, das hat dann auch für mehr Erfolg gesorgt.“ Kann man wohl sagen, seine passgenaue Seitenverlagerung nach einer Stunde auf den freistehenden Cedric Harenbrock, der entschlossen vollendete, hatte erst den Ausgleich ermöglicht.
Kaiser ist das Stehaufmännchen bei RWE
Nils Kaiser ist das Stehaufmännchen bei Rot-Weiss Essen. Im Sommer hatte er bereits von den Verantwortlichen signalisiert bekommen, für ihn würde es schwer mit Einsatzzeiten, er solle sich besser nach einem anderen Verein umsehen. Aber damit war der Ehrgeiz bei ihm erst richtig geweckt, er war auffälligster Akteur in den Vorbereitungsspielen, ehe ihn eine Verletzung wieder zurückwarf.
Aber er kämpfte sich wieder heran und ist nun wichtiger Bestandteil im Kader: „Vor der Saison hätte da auch keiner mit gerechnet, ich selber natürlich auch nicht, zumal die Gespräche im Sommer auf Abschied hinausliefen. Aber ich habe halt probiert, dranzubleiben und mir gesagt: Gut, ihr habt mich jetzt auch noch nicht spielen sehen, ich zeig euch mal, was ich drauf habe. So ist es halt ganz gut gelaufen, würde ich mal sagen.“
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So gut, dass die sportlich Verantwortlichen nun in einen Konflikt geraten sind. In dem engen Kader für die kommende Saison sind die offenen Mittelfeldplätze rar, zumal auch der Vertrag mit Thomas Eisfeld verlängert wurde und der Verbleib von Harenbrock noch vage ist. Bliebe noch die Backup-Position auf der rechten Abwehrseite, wo sich auch mehrere Kandidaten tummeln. Andererseits: Wer sagt denn, dass sich Kaiser in den letzten Spielen dort nicht den Stammplatz sichert? Einen Vorteil hat der gelernte Offensivmann: Offensichtlich ist er vielseitig verwendbar.
Einen Plan B hat er im Handgepäck
So darf er auf eine Vertragsverlängerung im Sommer hoffen, zumal er noch die U23-Anforderung erfüllt. Und wenn nicht? „Ich kann immer nur Gas geben von Spiel zu Spiel, wenn ich die Chance bekomme, alles andere liegt nicht in meiner Hand. Einen Plan B sollte man immer im Handgepäck mit dabei haben, denn wenn Plan A nicht aufgeht, dann wär man aufgeschmissen. Aber klar, schön wär‘s, wenn ich die Chance hier bekomme.“