Bielefeld. RWE-Mittelfeldspieler und Torschütze zum 1:1 in Bielefeld versichert seine Vereinsliebe, ist aber noch in Gesprächen mit Sportdirektor Steegmann.
Cedric Harenbrock ist so etwas wie der Sunny Boy bei Rot-Weiss Essen. Immer gut gelaunt und lächelnd, man hat ihn in den sieben Jahren seiner Zeit bei RWE noch nie mürrisch erlebt, Typ Muster-Schwiegersohn. Am Sonntag, nach dem 1:1 auf der Bielefelder Alm, traf man ihn besonders strahlend. Der 25-jährige Mittelfeld-Antreiber hatte nicht nur sein 150. Pflichtspiel im rot-weissen Trikot bestritten, sondern auch den wichtigen Ausgleichstreffer nach einer Stunde beigesteuert.
Vielleicht war es das Jubiläum, das Arminia-Keeper Jonas Kersken veranlasste, dem Treffer nicht allzu sehr Gegenwehr zu leisten. Die Kugel schlug im kurzen Eck ein, eher ein Schuss der Marke haltbar. „Ich musste einfach draufhalten, ich hab ihn mir ein bisschen vorgelegt, und dann wollte ich ihn auch einfach scharf aufs Tor bringen. Ich dachte auch erst, er hat ihn, aber dann kullert er noch hinter ihm rein, da war ich natürlich froh. Es war wichtig für unser Spiel, das hat man danach gemerkt.“
Erst danach traten die Rot-Weissen so auf, wie man es von einer Mannschaft erwarten darf, die gewillt ist, im Aufstiegsrennen zu bleiben. Plötzlich produzierte Arminia die Fehler schon in der eigenen Hälfte. Und die Partie hatte noch einen besonderen Höhepunkt, als Marvin Obuz wie einst Slalom-Legende Alberto Tomba die Bielefelder Abwehrbeine umkurvte und zwei, drei, vier Gegenspieler einfach stehen ließ, ehe Christopher Lannert mit einer Monster-Grätsche den RWE-Stürmer am Einschuss hinderte.
Harenbrock hatte als Nebenspieler beste Sicht auf die spektakuläre Szene: „Dreimal hab ich ,oh‘ gerufen, dann hab ich gehofft, dass er mich links noch sieht. Wenn er den noch rüberspielt, hab ich ihm hinterher gesagt, dann ist er Weltklasse, aber das war schon überragend, den konnte er ja auch fast selber reinmachen.“
Harenbrock, ein Mann für die wichtigen Tore
Aber auch Cedric Harenbrock ist ein Mann für die wichtigen Tore, gerade in Spitzenspielen: Beim 3:1-Auswärtssieg in Regensburg steuerte der feine Techniker das 2:0 bei, in Dresden beim 2:2 brachte er seine Essener 1:0 in Front. Trainer Christoph Dabrowski hat seinen Mittelfeldmann einmal mit dem Titel „Raumdeuter“ dekoriert, was für die Spielintelligenz des gebürtigen Wuppertalers spricht. In Bielefeld deutete er einige Male den freien Raum allerdings falsch, dreimal wurde er wegen Abseits zurück gepfiffen, ließ sich davon aber nicht entmutigen: „Wir mussten diese tiefen Räume gehen, die Bielefelder standen sehr hoch, das hätten wir noch viel mehr machen müssen.“
Punktgewinn könnte sich als wertvoll erweisen
Nun ja, Harenbrocks Ausgleich, der sich später als Punktgewinn entpuppen sollte, weil Dresden beim Schlusslicht Freiburg (1:1) sich blamierte, womit die Rot-Weissen den Abstand auf Rang drei auf vier Punkte verkürzen konnten, könnte sich in der Endabrechnung noch als sehr wichtig erweisen. „Wir hätten gerne drei gehabt, trotzdem sind wir immer noch dabei. Wir haben das Nachholspiel in Saarbrücken, wenn wir das gewinnen - erst einmal haben wir Mannheim. Wir können noch Punkte sammeln und sind dann immer noch mittendrin.“
Dafür ist aber ein anderes Auftreten nötig als in der ersten Halbzeit in Bielefeld, das weiß aber auch die Mannschaft: „Wir haben schon gesagt, wir müssen jedes Auswärtsspiel zu unserem Heimspiel machen, auch von unserer Spielweise her, da müssen wir noch eine Schüppe drauflegen. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir es auch machen werden. Gegen Duisburg und Dortmund haben wir es doch gezeigt, dass wir super Fußball spielen können.“
Mehr News zu Rot-Weiss Essen
- Rot-Weiss Essen: Dabrowski spricht über Arslan – „hat Bock“
- RWE: Golz bleibt, neue Transfers - Machtwort von Steegmann
- Transfer: RWE findet einen Pröger-Ersatz im Ausland
- Rot-Weiss Essen braucht Typen wie Felix Herzenbruch
- Rot-Weiss Essen: Hohe Ablöse für Vinko Sapina, Fans wüten
- Uhlig schließt Rückkehr zu RWE „auf gar keinen Fall aus“
Und einer, der für diesen super Fußball mit verantwortlich zeichnet, ist eben auch Harenbrock, wenn er in Form ist, was er zuletzt immer öfter unter Beweis stellen konnte. Das ist natürlich auch der Konkurrenz nicht verborgen geblieben, darum ziehen sich die Vertragsgespräche - sein Kontrakt läuft zum Saisonende aus - wohl auch in die Länge. Der Umworbene bittet seine Fans in dieser Angelegenheit noch ein wenig um Geduld: „Die Gespräche laufen, ich habe gute Gespräche mit Marcus Steegmann, wir haben ein gutes Vertrauensverhältnis, was ich auch sehr schätze. Rot-Weiss Essen ist mein Verein, ich habe ihn lieben gelernt über die Jahre, das wird auch immer so bleiben.“
Es wird sich zeigen, ob diese Liebe am Ende auch den Füllfederhalter übers Vertragspapier bewegt. Diese Bemerkung muss erlaubt sein: Der Verein hat in einer schwierigen Zeit mit zwei Kreuzbandrissen immer zu Cedric Harenbrock gehalten, nun wäre die Zeit gekommen, etwas zurück zu geben.