Essen. Nach dem Derbysieg über MSV Duisburg fragten sich viele altgediente RWE-Fans, ob es zu viel der Häme gewesen sei. Die einhellige Antwort: Nein.

„Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen“ besagt ein Sprichwort. Und so waren es die Spieler des MSV Duisburg selbst, die irgendwann für den vielstimmigen Spott, oder nennen wir es gerne auch Häme, sorgten, der spätestens nach dem 2:1 und bis weit nach Schlusspfiff über sie, ihre mitgereisten Fans und den MSV Duisburg als Verein verbal und optisch ausgekippt wurde. Für einige war es in Summe zu viel des Guten, vor allem für neutrale Beobachter oder eben auch jene, die von Berufs wegen mit der 3. Liga zu tun haben.

RWE-Fans: Vieles wurde kreativ bis ironisch-witzig vorgetragen

Ich habe mich nun im Nachgang oft gefragt: War es wirklich zu viel der Häme? Und das einige altgediente, vor allem aber auch gemäßigte und mit klarem Verstand handelnde RWE-Bekannte und -Freunde gefragt. Hier kam die Meinung, die ich auch teile, unisono zurück: Nein, das war nicht zu viel. Das musste endlich raus. Es wurde auch ziemlich kreativ bis tatsächlich ironisch-witzig vorgetragen. Hey, was geht ab halt. Was dann aber einfach mal erneut gar nicht geht, ist die Tatsache, die Social-Media Accounts desjenigen mit Beleidigungen zu fluten, dem es dann im Sinne der 3. Liga und der möglichen Fairness dem MSV gegenüber doch zu viel war und dieses auch genauso kommuniziert hat.

Das Hüpfen der Mannschaft vor unflätigen Schmähgesängen der Fans war dann doch einigen zu viel.
Das Hüpfen der Mannschaft vor unflätigen Schmähgesängen der Fans war dann doch einigen zu viel. © Jürgen Fromme/firo Sportphoto | Jürgen Fromme

Das muss man doch aushalten können. Wie schwach ist das, jemand mit anderer Meinung immer schön im Schutze der scheinbaren Anonymität zu beleidigen. Schaut Ihr nie in den Spiegel? Man sollte diesen Typen endlich das Internet wegnehmen. Meine Meinung dazu. Aber warum war es für viele von uns RWE-Fans nicht zu viel? Hierzu kann man sich gerne zum Spiel in einem wichtigen Fanportal des MSV umschauen. Im Vergleich zu den wirklich asozialen Medien im Miteinander fast schon ein literarisches Quartett.

Es ist die Folklore, die einfach dazugehört

Und siehe da: Klar mag man uns nicht und leidet unter dem Drama, welches den MSV nun auch schon seit einigen Jahren begleitet. Aber man geht völlig d’accord mit der Art und Weise, wie wir den Derbysieg und eventuellen Abstieg akustisch begleitet haben. Der einhellige Tenor: Wir haben es 2007 noch schlimmer gemacht und würden es auch heute im umgekehrten Falle wieder genauso machen. Es ist und war einfach die Folklore, die dazugehört hat.

Worauf ich aber endlich verzichten könnte, und was mich wirklich so langsam, aber sicher anödet, sind die Gesänge gegen die Söhne von Müttern, die ein ehrliches Handwerk ausüben. Es wiederholt sich Woche für Woche, egal in welchem Stadion, egal von welcher Szene. Ganz schlimm empfinde ich es aber dann, wenn die Mannschaft zu diesem Gesang nach dem Spiel vor der West hüpft. Spätestens dann kann man sich doch wieder auf den eigenen Verein konzentrieren und diesen feiern. Ich würde als Spieler dann nicht mehr mithüpfen wollen. Vielleicht kann man das nochmal kommunizieren.

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Und die zweite, wohl auch unpopuläre Meinung: Ja, der MSV hat sich den Abstieg verdient! Es war ein langer Weg des Siechtums über einige Saisons hinweg, ohne dagegen zu steuern. Habt also wirklich Spaß in der Regionalliga, vielleicht zwei bis drei Jahre. Aber dann kommt gerne zurück, denn sind wir doch mal ehrlich: Lieber auswärts und daheim gegen den MSV als gegen die Zwote der TSG Hoffenheim.

„Frühlingsfest“ der Polizei an der Hafenstraße

Allerdings wird die Polizei gegen die TSG dann sicher nicht wieder ihr Frühlingsfest an der Hafenstraße feiern. Die Reiterstaffel brachte Pferdeäpfel mit, die Biker-Gang „MC-Cops“ alle Members und Prospects, die aufzutreiben waren und eine Autoschau aller NRW-Polizeiwannen konnte ebenfalls bewundert werden. Das war schon arg übertrieben und wohl eher ein EM-Testlauf.

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