Essen. Die Spiele zwischen RWE und dem MSV Duisburg gingen zuletzt selten gesittet über die Bühne. Sonntag steht für die Duisburger viel auf dem Spiel.

Sonntag, 16.30 Uhr, Hafenstraße: Rot-Weiss Essen gegen MSV Duisburg, vor restlos besetzten Rängen - wer da auf seiner Sitzschale bleibt, ist selber schuld. RWE gegen MSV, das bürgt für Feuer auf dem Spielfeld und noch mehr Feuerwerk auf den Rängen; so, als würden beide Fangruppen ihr eigentliches Sylvester feiern - die Zeche zahlen dann meistens später andere.

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RWE gegen MSV, das bedeutet in manchen Paarungen der Vergangenheit auch leider mehr Polizisten auf dem Rasen als Spieler, gewaltsam geöffnete Fantore; Partien, die kurz vor dem Abbruch stehen oder länger unterbrochen sind, Polizei-Reiterstaffeln vor dem Stadion und Pferdeäppel-Geruch im Inneren. Dieses Mal kommt noch ein spezieller Geruch hinzu: Abstiegsangst! Zum Glück nicht von den Gastgebern.

RWE gegen MSV Duisburg: Mehr Polizisten auf dem Rasen als Spieler

Man muss kein Fußballprophet sein, um zu erkennen: Verlieren die Gäste, dürfte der Abstand zu den sicheren Plätzen (momentan fünf Punkte) rettunglos angewachsen sein. Das Mitleid auf Essener Fanseite hält sich in Grenzen, die Konstellation 2007 war ähnlich unter umgekehrten Vorzeichen: Der MSV gewann am letzten Spieltag der 2. Liga mit 3:0, stieg damit in die Erste Liga auf, RWE musste runter in die Regionalliga. Payback-Zeit!

Fußball vor einer Polizeikette und einer Fankurve: Szene mit Marcel Platzek (am Ball) vom Niederrheinpokal-Halbfinale Rot-Weiss Essen gegen MSV Duisburg 2014. .
Fußball vor einer Polizeikette und einer Fankurve: Szene mit Marcel Platzek (am Ball) vom Niederrheinpokal-Halbfinale Rot-Weiss Essen gegen MSV Duisburg 2014. . © WAZ FotoPool | Michael Gohl

RWE-Trainer Christoph Dabrowski kennt diese Vorfälle nur vom Hörensagen: „Also, es ist jetzt mein viertes Derby gegen den MSV Duisburg und ich habe grundsätzlich gute Erinnerungen, was die Stimmung, Atmosphäre und das Drumherum angeht. Da ist mir bisher noch nichts Negatives aufgefallen, dass es Tumulte gab oder Aggressionen. Eher positive Emotionen beider Fanlager - und das ist ja genau das, was wir lieben und was wir uns alle wünschen.“

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    Außerdem liegt es ja auch ein bisschen an den Gastgebern, dass auf den Gästerängen schnell Ruhe einkehrt. Beim 0:2 in Bielefeld, als die Duisburger in der zweiten Halbzeit eine zaghafte, blutleere Vorstellung boten, gab es auch auf der Fantribüne kein Aufbäumen mehr, eher resignierend nahmen die MSV-Fans die so schmerzhafte Niederlage gegen einen unmittelbaren Konkurrenten zur Kenntnis.

    Ich glaube, dass es ein komplett anderes Spiel sein wird, wir sprechen ja vom Derbycharakter.
    RWE-Trainer Christoph Dabrowski, der die 0:2-Niederlage des MSV in Bielefeld live verfolgte.

    Dass sich das in Essen wiederholt, glaubt Dabrowski eher nicht: „Ich glaube, dass es ein komplett anderes Spiel sein wird, wir sprechen ja vom Derbycharakter, beide Mannschaften werden eine hohe Intensität fahren. Alles, was ich von Duisburg gesehen habe: Es ist eine Mannschaft, die eine gewisse Erfahrung mitbringt, die in der Lage ist, geduldig zu verteidigen, die immer wieder über Schienenspieler zum Flanken kommt - und die Spieler in der Box hat.“

    Rot-Weiss Essen hat alle Trümpfe in der Hand

    Und trotzdem: Die Essener haben diesmal alle Trümpfe in der Hand, das meiste davon gar nicht erst zur Entfaltung kommen zu lassen. Wenn es RWE gelingt, die Spielfreude und Leichtigkeit aus der BVB-Partie (4:0) auf den Platz zu bekommen, kann es am Sonntag eigentlich nur einen Sieger geben.

    Danach allerdings drücken die Rot-Weissen dem Reviernachbarn wieder die Daumen, dass sie die Liga halten werden, auch der Essener Trainer: „Da habe ich schon nach dem Hinspielsieg ein klares Statement abgegeben, dass diese Traditionsvereine mindestens in diese Liga gehören, mit den Stadien, mit den Fans, mit der Tradition.“

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    Auch die Aufstellung auf Essener Seite lässt keine großen Überraschungen erwarten: Ron Berlinski und Andreas Wiegel sind weiter gesperrt, so ist also nur die Position des rechten Außenverteidigers vakant. Zwar brachte der RWE-Coach auf der Pressekonferenz für diesen Posten noch die Alternativen Björn Rother und Mustafa Kourouma ins Spiel, aber nach der Vorstellung von Nils Kaiser im Benefizspiel gegen Riwne scheint hier schon eine Entscheidung gefallen zu sein, auch wenn Dabrowski dies nicht offiziell bestätigen wollte.

    Prognosen in der 3. Liga fallen auch den Experten schwer

    Am vergangenen Wochenende war Rot-Weiss zwangsweise in der Zuschauerrolle und sah, wie sich die Konkurrenten an der Spitze gegenseitig die Punkte abnahmen, mit einem Sieg über den MSV und einem Nachholspiel in der Hinterhand könnte man wieder Ansprüche im Aufstiegskampf anmelden. Dabrowski: „Das spiegelt den Charakter der Dritten Liga wider. Es ist alles offen, nach oben hin, es sind wirklich noch viele Punkte zu vergeben. Ich glaube, es fällt allen Experten und Trainern schwer, Prognosen abzugeben. Das macht ja auch den Reiz der Liga aus, hochinteressant. Mal gucken, wo wir uns da am Ende einreihen.“

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