Essen. Das Unverständnis über die Spielverlegung Saarbrücken - RWE ist groß. Die allgemeine Stimmungslage in den Stadien zum DFB verwundert nicht.

Ach ja, so ein DFB-Funktionär hat es auch nicht leicht: Taucht er irgendwo in einem Stadion hierzulande auf, setzt es gellende Pfiffe von den Rängen. Und wenn kein Vertreter zugegen ist, dann macht sich das Volk eben so Luft: Minutenlange VAR-Entscheidungen, fragwürdige Investoren-Modelle, Schlechtwetterfronten - da hallt es reflexartig „Scheiß DFB“ wechselseitig von den Rängen. Man ist beliebt im ganzen Land.

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So ganz unschuldig sind die „Anti-Sportler“ aus Frankfurt an der allgemeinen Stimmungslage nicht, arbeiten sie mitunter doch tüchtig an ihrem Image. Jüngstes Beispiel: Die Absage des Drittliga-Spiels 1. FC Saarbrücken - Rot-Weiss Essen schon gut eine Woche vor der Ansetzung. Die Rasenexperten vor Ort haben noch beträchtliche Wassermassen unter der Spieloberfläche im Ludwigsparkstadion festgestellt, das macht die RWE-Fans rasend - und die RWE-Verantwortlichen tragen auch am Tag danach noch eine „dicke Krawatte“ mit sich herum.

Rasenexperten wissen jetzt schon, dass das Spielfeld im Ludwigsparkstadion in einer Woche im schlechten Zustand ist.
Rasenexperten wissen jetzt schon, dass das Spielfeld im Ludwigsparkstadion in einer Woche im schlechten Zustand ist. © Getty Images | Andreas Schlichter

Saarbrücken - Rot-Weiss Essen vorsorglich geopfert

Das Spiel wurde vorsorglich geopfert für den Pokalhalbfinal-Knaller drei Tage später gegen den 1. FC Kaiserslautern, da macht der DFB schließlich den großen Reibach. Die Dritte Liga ist dagegen das Armenhaus im deutschen Fußball und hat dies zähneknirschend zur Kenntnis zu nehmen. Kein Wunder, dass viele Traditionsklubs mit Ambitionen so schnell wie möglich aus diesem ungeliebten Dritte-Klasse-Abteil des deutschen Profifußballs das Weite suchen, wenn sich die Möglichkeit ergibt.

Dabei hatten die allgewaltigen Herrschaften aus Frankfurt die Saarbrücker Anfang März aufgefordert, einen Ausweichort für das Ligaspiel zu finden. Angeblich vergeblich (hatte man sich wirklich drum bemüht?). Warum bestimmt der DFB dann nicht einfach zu Ostersamstag den Spielort? Basta.

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Stattdessen nimmt man lieber den Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung in Kauf. Die Rot-Weissen müssen nun nämlich tatenlos zuschauen, wie die Konkurrenz am kommenden Wochenende weiter davonzieht und die Kluft zur Spitze noch größer wird. Dafür bekommt das Team von Trainer Dabrowski mit Bielefeld, Mannheim und Saarbrücken im April drei Auswärtsspiele hintereinander in nur zehn Tagen aufgebrummt.

Auch die Lauterer sind die Leidtragenden

Und, gibt der RWE-Coach richtigerweise zu bedenken, wie müssen sich erst die Lauterer fühlen: „Die müssen Ostersamstag noch gegen Düsseldorf ums Überleben in der zweiten Liga kämpfen und haben drei Tage später vielleicht das Spiel ihres Lebens, in das die Saarbrücker durch die Verlegung nun schön ausgeruht gehen können.“ Offensichtlich hat man fürs Pokalfinale in Berlin diesmal den Reiz entdeckt, einen Drittligisten präsentieren zu können. Die Wahrscheinlichkeit dazu hat der DFB durch seine Willkür erhöht.

Applaus von den Rängen darf er dafür nicht erwarten. Aber wie heißt es so schön: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich‘s völlig ungeniert.

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