Essen. Bei einer Niederlage dürfte Rot-Weiss Essen Planungssicherheit für die nächste Saison haben. Auch die 0:5-Schmach aus dem Hinspiel wirkt nach.

Das erste schöne Frühlings-Wochenende ist vorhergesagt, es könnte also einen schönen Fußball-Nachmittag am Sonntag geben. Auch für Rot-Weiss Essen? Der SC Verl, Gastgeber am Sonntag um 16.30 Uhr in der ostwestfälischen Sportclub Arena, gehört nicht gerade zu den Lieblingsgegnern der Rot-Weissen, die Verler haben sich im letzten Jahrzehnt das Attribut „unbequem“ bei den Essener Fans erarbeitet. Und in den jüngeren Erinnerungen präsent ist noch die schwärzeste Woche der Hinrunde: Dem 0:4 in Unterhaching folgte daheim das 0:5 gegen den SC Verl, RWE stand damals wieder einmal am Scheideweg der Saison.

Verl ist noch nicht jenseits von Gut und Böse

Danach trennten sich aber die Wege der beiden Klubs. Während Rot-Weiss mithilfe der „Fan-Invasion“ in Dortmund die Wende schaffte, zeigte der Pfeil der Verler steil gen Süden: Von den vergangenen elf Partien gewann das Team von Alexander Ende nur eine (1:0 beim SC Freiburg II), bei nunmehr 37 Punkten sind die Ostwestfalen noch nicht jenseits von Gut und Böse, da dürfte der Druck auf ein Erfolgserlebnis etwas größer sein als bei den Gästen.

Dennoch begegnet RWE-Trainer Christoph Dabrowski dem Gegner mit dem gehörigen Respekt: „Verl ist eine etablierte Mannschaft mittlerweile in der Dritten Liga. Ich weiß, dass sie in den zehn Spielen öfter nah an einem besseren Ergebnis waren, sie sind ein unbequemer Gegner. Verl ist eine aktive Mannschaft, die immer gut gegen den Ball arbeitet. Sie haben eine klare Idee, wie sie Fußballspielen wollen - und danach wird der Kader zusammengestellt.“

Bitteres Aus für Ron Berlinski: Ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub muss der RWE-Stürmer rotgesperrt zuschauen. 

Ron Berlinski ( Rot-Weiss Essen )
Foto: Thorsten Tillmann / FUNKE Foto Services
Bitteres Aus für Ron Berlinski: Ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub muss der RWE-Stürmer rotgesperrt zuschauen. Ron Berlinski ( Rot-Weiss Essen ) Foto: Thorsten Tillmann / FUNKE Foto Services © Essen | Thorsten Tillmann

Natürlich ist dem RWE-Coach nicht verborgen geblieben, dass die Verler zur Winterpause mit Mael Corboz (Arminia Bielefeld) und Oliver Batista-Meier (Grashopper Zürich) zwei absolute Leistungsträger verloren. Beim 5:0 im Hinspiel war Batista-Meier allein für drei Tore verantwortlich. Die Schmach ganz auszumerzen wird den Essenern im Rückspiel wohl kaum gelingen, das Vorhaben gegen Unterhaching ging schon mächtig daneben. Dabrowski: „Ich will nicht wieder anfangen, von Rache zu reden, wie gegen Unterhaching, aber wir wollen es auf jeden Fall besser machen als in der Hinrunde, das ist doch klar.“

Ich löse mich von Träumereien, es geht darum, das Maximum aus einer richtig guten Saison herauszuholen.
Christoph Dabrowski, RWE-Coach, über den Endspurt in der Liga.

Die Aussichten zur Vorwoche haben sich merklich verbessert, weil im Freitagstraining ein Spieler mit Gesichtsmaske dabei war, der zuletzt schmerzlich vermisst wurde: Felix Götze. Gut denkbar, dass der Abwehrchef sofort wieder in die Startelf zurückkehrt, wenn man sich an die wüsten Szenen vergangenes Wochenende im Essener Strafraum erinnert. Das Mitwirken Götzes hebt seine Nebenleute automatisch auf ein höheres Level. Ein kleines Fragezeichen steht noch hinter dem Einsatz von Torben Müsel, der das Training mit Oberschenkel-Problemen abbrach, aber das Trainerteam gab gleich vorsichtige Entwarnung.

Ron Berlinski fehlt ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub

Nicht dabei sein wird auf jeden Fall Ron Berlinski nach seiner Roten Karte gegen Unterhaching, womit er ausgerechnet die Partie gegen seinen Ex-Klub verpassen wird. Der RWE-Stürmer bekam in der Woche eine Drei-Spiele-Sperre aufgebrummt, die der Verein akzeptierte. Bitter für den Ex-Verler, hatte er sich doch gerade einen kleinen Vorsprung gegenüber Sturm-Konkurrent Leo Vonic herausgearbeitet.

Auch sein Trainer äußert sein Bedauern: „Es hat schon gegen Unterhaching weh getan, nach 20 Minuten. Er hatte jetzt die Chance bekommen, zweimal von Anfang an zu spielen. Man hat ja gesehen, dass er im Laufe der Saison, egal, ob es von Anfang an oder gerade der Impuls war als Einwechselspieler, unserer Mannschaft eine gewisse Energie gebracht hat. Deswegen tut der Ausfall natürlich weh, aber wir haben ja auch Alternativen in der Hinterhand, die sich beweisen können.“

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Egal, ob mit oder ohne Berlinski: Rot-Weiss steht zehn Spieltage vor Ende der Saison mal wieder an einer Weggabelung. Wird die Partie in Verl nicht erfolgreich bestritten, dann hat Marcus Steegmann, Direktor Profifußball, Planungssicherheit für die kommende Saison in Liga drei. Gewinnt RWE, dann geht die wundersame Reise weiter, dann bleibt Rang drei, selbst der zweite Platz, in Sichtweite.

Dabrowski: „Schön, dass meine Mannschaft es geschafft hat, dass die Fans eine Vision haben, ihren Traum leben. Ich löse mich von Träumereien, es geht darum, dass wir das Maximum aus einer richtig guten Saison herausholen. Wir haben noch zehn Spiele in der Liga. Wie das dann ausgehen wird? Die Liga ist sehr wild und schwankend, es kann so viel passieren. Man darf nie das Gefühl haben, dass man sich selber abschreibt.“

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