Essen. Schlechte Ergebnisse, Trainerwechsel, Geldsorgen: Alles wie immer beim KFC Uerdingen? Das erwartet Rot-Weiss Essen im Niederrheinpokal.
Schon lange, lange her ist diese eine Nacht, die aus dem Stadion ein Mythos entstehen ließ. Vor 37 Jahren, um genau zu sein, erlebte die Grotenburg ihr Wunder. Das Hinspiel im Bruderduell gegen Dynamo Dresden hatte der KFC Uerdingen 0:2 verloren. Im Rückspiel lag er zur Pause 1:2 zurück – und nach einer denkwürdigen zweiten Halbzeit siegte er 7:3.
Wenn die Flutlichter in der Grotenburg angeknipst werden, sich die Ränge füllen, dann ist alles möglich, raunt man sich seitdem in Krefeld zu. Auch an diesem Mittwoch hofft der Oberligist auf eine magische Nacht: Rot-Weiss Essen kommt zum Niederrheinpokal-Viertelfinale (19 Uhr).
Rot-Weiss Essen trifft auf einen Gegner im Neuanfang
Für die leidgeplagten Uerdinger Anhänger wird das Duell eine Flucht aus der tristen und dennoch chaotischen Gegenwart. Geldsorgen hier, eine Insolvenz dort, zwischendurch mal ein Auf- und ein paar Abstiege. Nein, langweilig war es beim KFC Uerdingen noch nie, und auch in dieser Saison geht es drunter und drüber: Der Oberliga-Topfavorit liegt elf Punkte hinter Tabellenführer Baumberg zurück, hat jüngst den Trainer rausgeschmissen und ist auf der Suche nach Geld.
Dabei sollte alles besser werden, als Mikhail Ponomarev den Verein verlassen hatte.
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Der Investor führte den Traditionsverein bis in die dritte Liga, trat im Frühjahr 2021 aber zurück. Der mächtige Mann hinterließ einen großen Schuldenberg. Mit seriöser und nachhaltiger Arbeit wollte Nachfolger Damien Raths den Klub nach dem Abstieg in die Regionalliga West führen. Der Mannschaft fehlte es aber vorne und hinten an Qualität. Man erinnere sich noch an die legendäre 0:11-Niederlage gegen Rot-Weiss Essen. Auch wegen dieses Spielsl stieg RWE in die dritte Liga auf, der KFC in die Oberliga Niederrhein ab.
Im vergangenen Sommer präsentierte Raths in „dasbob“ einen neuen Hauptsponsor und in Marcus John einen Trainer und Sportchef. Beide Entscheidungen endeten in einem Fiasko.
Lesen Sie hier: Ron Berlinski darf in Uerdingen spielen.
„Dasbob“ hatte dem Verein 500.000 Euro pro Saison für einen Zeitraum von sieben Jahren zugesagt. Der Jackpot für einen Oberligisten. Es gab allerdings einen Haken: Das Unternehmen zahlte nie. Der KFC Uerdingen kündigte den Vertrag im Herbst und muss auf anderem Weg 500.000 Euro zusammen bekommen, um die Zukunft zu sichern. 201.000 Euro sind bislang eingetroffen.
Damien Raths ist längst Geschichte – wie auch Marcus John. Der ehemalige Trainer des 1. FC Bocholt und der SSVg Velbert war eigentlich ein Hoffnungsträger, bestens vernetzt am Niederrhein. Er hat ein Team zusammengestellt hat, das eigentlich die Oberliga Niederrhein nach Lust und Laune dominieren sollte. Der Kader liest sich wie eine Allstar-Mannschaft des gehobenen Amateurfußballs zwischen Rhein und Ruhr: Maik Odenthal, Pepijn Schlösser, Gianluca Rizzo, Pascale Talarski gehören zu den Zahlreichen, die schon höher als in Liga fünf gespielt haben.
In der Tabelle macht sich das nicht bemerkbar. Als Dritter darf sich der KFC zwar noch Hoffnungen auf den Aufstieg machen, dem eigenen Anspruch als Oberliga-Platzhirsch wird das aber nicht gerecht. So musste John am Montag der vergangenen Woche gehen. Viele Fans waren glücklich, dass John entlassen wurde. In 19 Spielen holte er lediglich neun Siege.
KFC Uerdingen: Levan Kenia ist neuer Trainer
Levan Kenia führt die Mannschaft nun gemeinsam mit B-Lizenz-Inhaber Johannes Dahms, dem bisherigen Videoanalysten. Der frühere Bundesliga-Profi des FC Schalke 04 Kenia genießt ein hohes Ansehen bei den Verantwortlichen und den Anhängern. Bis zu 80 Fans standen zuletzt zur Unterstützung bei den Trainingseinheiten am Platz – der Name KFC zieht nach wie vor. Im Schnitt kommen knapp 2000 Zuschauerinnen und Zuschauer zu den Heimspielen. Mit großem Abstand sind das die meisten in der Oberliga Niederrhein.
+++ Rot-Weiss Essen: Im Pokal geht es um richtig viel Geld +++
Der ehemalige Schalker Levan Kenia könnte noch, will aber nicht mehr spielen. Er konzentriert sich auf seinen Job an der Seitenlinie, und sein Debüt lief nach Plan. Am Samstag besiegte Uerdingen den TVD Velbert mit 2:1. Beide Treffer köpfte Dimitrios Touratzidis. Er ist in guter Form, ein Leistuntgsträger - und das, obwohl er zu den Krefeldern gehört, die noch nie höher als Oberliga gespielt haben.
Die Sorgen abseits des Platzes versucht die Mannschaft übrigens bestmöglich auszublenden. Die Stehaufmännchen in Blau und Rot geben sich unbeeindruckt von den Geldproblemen und Wechseln in der Führungsriege. Hat man ja alles schon oft gesehen in Krefeld.
Kenia fordert vollen Fokus auf den Sport, und er träumt von der Sensation, der nächsten magischen Nacht. Er ist nicht der Einzige: 10.000 Fans dürfen in die Grotenburg kommen, man darf mit einem ausverkauften Haus rechnen. mit jd