Essen. Die Top-Drei-Wochen hat Rot-Weiss Essen hinter sich - und jetzt will RWE offene Rechnungen begleiten. Was ist drin? So ist die Lage in Liga drei.

Eigentlich hat sich für Rot-Weiss Essen nach dem 27. Drittliga-Spieltag nichts geändert. Weiterhin ist RWE Sechster, weiterhin beträgt der Abstand auf den dritten Tabellenplatz, der die Teilnahme an der Zweitliga-Relegation bedeutet, fünf Punkte. Auf Rang zwei sind es sieben Zähler – alles gleich geblieben. Und doch gibt die Tabelle mehr Aufschluss als Mitte Februar.

Rot-Weiss Essen hat nämlich die richtungsweisende Top-Drei-Wochen hinter sich. Nacheinander hat die Mannschaft von Trainer Christoph Dabrowski gegen Tabellenführer Jahn Regensburg (3:1-Sieg), den Tabellendritten SSV Ulm (0:2-Niederlage), und den Zweiten Dynamo Dresden (2:2) gespielt. Vier Punkte aus diesen drei direkten Duellen. Eine gute Ausbeute?

Rot-Weiss Essens Harenbrock: Die Entwicklung zählt

Torwart Jakob Golz hätte diese Marge im Vorfeld „wahrscheinlich schon“ unterschrieben. „Wenn man die Spiele sieht, kann man mit den vier Punkten gut leben“, sagt er. Es hätte aber auch kommen können, wenn RWE die Chancen gegen Ulm genutzt hätte, bemerkt er. Nun, es hätte auch in Dresden ganz anders laufen können, wenn Golz nicht solch einen Sahnetag erwischt hätte.

Alle Brennpunkte zum 2:2 zwischen Dresden und RWE

„Ich glaube“, meint daher auch Teamkollege Cedric Harenbrock, „es geht schlechter. Wir wollen immer das Maximum erreichen, aber in Dresden war bei dem Verlauf erst einmal wichtig, nicht zu verlieren. Wir hätten in mehreren Auswärtsspielen einen Punkt mitnehmen können, haben das aber verpasst“, ergänzt er. „Wir sind froh, dass es ausgerechnet in Dresden, dieses Spiel hätten wir am ehesten verlieren können, geklappt hat.“

Wir wollen immer das Maximum erreichen.
Cedric Harenbrock

Für den 25-jährigen Mittelfeldspieler zählen weiche Faktoren ohnehin mehr als die Tabelle. Die ist bekanntlich nur nach dem letzten Spieltag entscheidend. Viel wichtiger sei, wie sich die Mannschaft entwickelt. „Es geht um die Stimmung und man sieht, dass Leben drin ist“, erzählt er, „ich sehe uns auf einem guten Weg. Wir haben dieses schwere Spiel in Dresden über die Zeit gebracht. Das hat uns näher zusammengebracht.“ Das gebe Mut für die nächsten Spiele und in denen hat RWE noch eine Rechnung offen.

Rot-Weiss Essen: Offene Rechnungen mit Unterhaching und Verl

Kurze Rückblende: Mit dem Saisonstart durfte RWE zufrieden sein, als im Herbst alles zu kippen drohte. Innerhalb kürzester Zeit folgten zwei Niederlagen direkt hintereinander, die es in sich hatten: Zuerst das 0:4 an einem kalten Herbstabend in Unterhaching, dann das 0:5 daheim gegen den SC Verl.

Die Tage unmittelbar danach waren wohl die kritischsten der bisherigen Saison: Kapitän Felix Bastians wurde freigestellt, ehe es mit weit über 10.000 Fans nach Dortmund ging. Der Druck war groß. Freitagabend schlug RWE die U23 des BVB mit 2:1. Der Schulterschluss mit dem Anhang, der Turnaround gelang – die Wochen danach schwebte Rot-Weiss durch die dritte Liga. Dortmund war der Wendepunkt.

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Vergleicht man die Ergebnisse von damals mit heute, lässt sich feststellen: RWE ist besser unterwegs. Vom ersten Spieltag in Halle bis zum Unterhaching-Hinspiel hatten die Essener zwölf Punkte geholt – vom Halle-Rückspiel bis zum jetzigen Zeitpunkt sind es 13 Zähler. Gelingt ihnen also die Revanche gegen den Münchner Vorort-Klub und Verl würden sie signifikant besser performen als in der Hinrunde.

Wenn man sich die bisherigen Hin- und Rückserien der Drittligisten anschaut, sieht man zudem, dass der FC Ingolstadt in einer echten Formkrise steckt. Vierter waren sie nach der Hinrunde. In den jüngsten acht Spielen gelangen aber nur zwei Siege – und schon ist der FCI im Hintertreffen in dieser engen dritten Liga. Selbst der so souveräne Erste Jahn Regensburg ist seit drei Partien sieglos und seinen vormals großen Vorsprung auf die Verfolger los.

Dritte Liga bleibt eine Wundertüte

Die Ulmer sind beständig - und vor Rot-Weiss Essen.
Die Ulmer sind beständig - und vor Rot-Weiss Essen. © Essen | Ant Palmer

Preußen Münster hingegen hat ordentlich Boden gut gemacht und steht plötzlich vor RWE auf Platz fünf. Ein bemerkenswerter Höhenflug des Aufsteigers. Wer weiß, wo das noch hinführen kann - in der dritten Liga setzen sich, das zeigt die Historie, die Mannschaften durch, die zur passenden Zeit ein Formhoch haben oder am konstantesten punkten. Das ist übrigens noch ein Aufsteiger, nämlich der SSV Ulm 1846: Dritter in der Hinrunden- und Dritter in der Rückrundentabelle sind sie.

So ergibt sich aktuell folgendes Bild: Platz eins und zehn trennen 13 Punkte. Platz drei und zehn sogar nur acht. Und wie das nun mal ist, wenn das Verfolgerfeld so nah beieinanderliegt: Es stehen noch zahlreiche direkte Duelle an. Die hat RWE nun zum großen Teil hinter sich, das könnte ein Vorteil sein, denn es ist nicht das Allerschlechteste, wenn sich die Konkurrenz gegenseitig die Punkte klaut.

Man muss aber auch selbst seine Aufgaben erledigen, genau das ist das jetzt Ziel. „Wichtig ist, dass wir in den nächsten Spielen punkten, dann schauen wir weiter“, betont Torwart Golz, den die beiden Klatschen gegen Unterhaching und Verl mit den neun Gegentoren noch besonders wurmen dürften.