Dresden. Was für ein Spitzenspiel: Dynamo Dresden und Rot-Weiss Essen trennen sich 2:2. RWE nimmt den Punkt gerne mit - so lief die Drittliga-Partie.

Es gibt rot-weisse Spiele, die im Gedächtnis bleiben. Das Duell bei Dynamo Dresden an diesem Samstag wird definitv dazugehören. 2:2 (1:2) endete diese hochemotionale Partie zwischen den beiden Drittliga-Topmannschaften.

Fangen wir von vorne an, ganz von vorne. Um 4 Uhr machte sich der Sonderzug aus Essen Richtung Sachsen auf, pünktlich waren die RWE-Fans im Gästeblock, und es ging gut los: Dynamos Tom Zimmerschied fiel im Strafraum, Musti Kourouma wusste von nichts, hob die Hände hoch. Schiedsrichter Lukas Benen sah das ähnlich und verwarnte Zimmerschied - Schwalbe! Die Schwarz-Gelben witterten eine erste Verschwörung, tatsächlich war das eine ganz knifflige Situation.

Rot-Weiss Essen verteidigt leidenschaftlich - und hat Glück

Mit ganz viel Wut, der hatte sich nicht nur durch die vermeintliche Schwalbe, sondern auch durch die jüngste Derbyniederlage in Aue angestaut, im Bauch stürmten die Dresdner auf Torwart Jakob Golz zu. Pässe, Flanken, Schüsse, alles flog durch seinen Strafraum - und auf einmal führte Rot-Weiss. Marvin Obuz mit einem Zuckerpass auf Cedric Harenbrock, der schlenzte ins Eck und sorgte für ungläubige Gesichter auf den Rängen (7. Minute).

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Beeindruckend war, welche Wucht Dynamo nun entfaltete und welches Tempo sie gingen. Sie pressten so hoch, dass die Essener sprichwörtlich keine Luft bekamen. Der Angriff um die, und das ist positiv-wertschätzend gemeint, Nervensäge Stefan Kutschke bereitete den Essenern einige Probleme. Golz war immer da, nur in der elften Minute nicht. Zimmerschied zog aus der Distanz ab, dem Keeper flutschte der Ball durch (11.).

Auch bedingt durch einige Behandlungspausen hatte sich die Partie nach der Anfangsviertelstunde beruhigt. Die SGD blieb aber klar das dominierende Team. Sie lauerte auf Ballverluste im Essener Spielaufbau, das ging einige Male auf. Blitzschnell schaltete Dresden dann um - und durch das intensive Pressing war man praktisch schon kurz vor Golz‘ Tor. Der machte übrigens sein 100. Spiel für Rot-Weiss und ließ seinen Patzer ganz schnell vergessen, so viele Schüsse parierte er. Beim 2:1 war er aber machtlos - wie gut, dass der Schiedsrichter auf Abseits entschied (16.).

Eisfeld trifft aus dem Nichts

Nur selten kam RWE nach vorne. Markus Anfangs SGD fand nach Umschaltmomenten blitzschnell in die Grundordnung, Räume bekam der Gast kaum. Da musste schon ein Freistoß her. Thomas Eisfeld trat den Standard aus rund 35 Metern Torentfernung. Die Flanke wurde länger, länger, alle rutschten vorbei, dann zappelte der Ball im Netz (34.)! Die Führung aus dem Nichts, was war denn hier los? Gnadenlose Effektivität!

Der top gefüllte Gästeblock konnte sein Glück kaum fassen, die Stimmung war elektrisch. Logisch, dass auch der K-Block auf Heimseite dazu beitrug. Solch ein Traditionsduell macht einfach Spaß. Es ging dann in die Pause und man durfte sich schon darauf einstellen, dass die Dresdner noch einen Gang höher schalten würden.

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Es dauerte aber nur zwei Minuten, bis den Dresdnern der Ausgleich gelang. Isi Young trat über den Ball, Zimmerschied stand frei vor Golz und ließ sich nicht zweimal bitten (47.). Christoph Dabrowski konnte seinen Matchplan für Hälfte zwei direkt umschreiben.

Nicht ohne Grund gilt Dynamo als der beste Drittligist, das Spiel in Dresden als das schwerste in Liga drei: Natürlich hatte der DDR-Dauermeister noch lange nicht genug. Anfang stachelte seine Elf an, bloß nicht nachzulassen, während RWE bemüht war, Entlastung zu finden. Die aufgestachelte Stimmung im Rudolf-Harbig-Stadion kam Rot-Weiss entgegen. Ab der 60. Minute hatte Dabrowskis Mannschaft längere Ballbesitzphasen.

Rot-Weiss Essen rettet das Remis bei Dynamo Dresden

Munter ging es in die Schlussphase. Der Heim-Anhang kochte endgültig, als in der 69. Minute das nächste Tor wegen einer Abseitsstellung zurückgenommen wurde. War aber wieder die richtige Entscheidung. Weiter probierte es Dresden mit hohen, langen Bällen. Gefühlt jedes Kopfball-Duell gewann die SGD, und das auch, als Kante Kutschke längst ausgewechselt auf der Bank saß.

RWE durfte in der Schlussphase mehrere Konter setzen. Den gefährlichsten schloss Sascha Voelcke ab (82.), Kevin Broll war aber zur Stelle. Kein Lucky Punch also, und auch die Dynamos setzen nicht den finalen Stich - obwohl es in der Nachspielzeit die Riesenchance gab, bei der sich aber Felix Götze wohl ganz schwer verletzte. Die Sanitäter mussten aufs Feld und den Verteidiger auf der Liege raustragen. Das wilde Fußballspiel endete bedrückend.

Dynamo Dresden - Rot-Weiss Essen 2:2 (1:2)