Essen/Dresden. Harenbrock ist ein Gesicht von Rot-Weiss Essen und hält als Sinnbild für den Aufschwung her. Doch sein Vertrag läuft aus. Wie geht es weiter?

Cedric Harenbrock zeigt an, wo der Pass hinkommen soll. Marvin Obuz spielt in die Lücke. Erst die Ballmitnahme, dann der Schuss mit dem zweiten Kontakt und schon dreht Rot-Weiss Essens Nummer acht jubelnd ab. Es ist die Führung für RWE in Dresden in der siebten Minute, es ist ein echter Schocker für die SG Dynamo und das direkt vor dem K-Block, in dem die lautesten Schwarz-Gelben stehen. „Das war ganz komisch“, sagt Harenbrock, „man macht ein Tor und alles ist still. Das kenne ich gar nicht.“

Die Führung hält als Sinnbild für die Effizienz her, die Rot-Weiss in Elbflorenz gezeigt hat. RWE kam nicht oft nach vorne, blieb jedoch eiskalt: drei Torschüsse, zwei Tore. Auf der anderen Spielfeldhälfte fackelten die Dresdner ein wahres Feuerwerk ab. 35 Chancen hatten sie – und nur zwei Treffer.

Rot-Weiss Essen: Harenbrock kommt in Dresden nicht zur Entfaltung - sonst aber schon

Dynamo presste intensiv. Harenbrock und seinen Mitspielern boten sich nur selten Räume und wenn die SGD den Ball eroberte, ging es schnell nach vorne. Im Zentrum wurde Rot-Weiss oft überspielt. Es fehlte an Robustheit. Kapitän Vinko Sapina vermisste man an diesem Samstag schmerzlich, der verletzte Kapitän hätte seinem Team mit seiner Physis gut getan. „Wir nehmen diesen Punkt dankend mit“, sagt Harenbrock, der im Mittelfeld ordentlich zu tun hatte, lachend über das 2:2-Unentschieden.

Alle Brennpunkte zum 2:2 zwischen Dresden und RWE

Das eigene Spiel, also freilaufen, kombinieren, offensiv agieren, habe er „nicht so aufziehen können wie sonst“, meint Harenbrock. „Wir wollten schon mehr machen, das ist uns nicht gelungen.“ Schlechte Positionierung und fehlender Mut? Das werden sie analysieren und nächstes Mal besser machen, verspricht Harenbrock, und er lobt den Gegner: „Wir haben uns vorbereitet und wussten, was sie mit dem Ball anstellen können. Meiner Meinung nach sind sie die beste Mannschaft der Liga beim Spiel mit dem Ball.“

Dann seien andere Dinge gefragt. „Wir haben alles reingeworfen, alles gegeben und wegverteidigt.“ Zum Lohn gab es den einen Punkt, den der Dienstälteste im Kader mit seinem Treffer eingestielt hat.

Einer, dem Rot-Weiss Essen viel bedeutet: Cedric Harenbrock.
Einer, dem Rot-Weiss Essen viel bedeutet: Cedric Harenbrock. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Rot-Weiss Essen: Einer von vielen Gewinnern

In einer Saison, in der es an der Hafenstraße viele Gewinner gibt, sticht Harenbrock noch einmal besonders hervor. Seit 2017 spielt er nun schon bei Rot-Weiss Essen. Der Kreative wirkte in der vergangenen Spielzeit bisweilen Fehl am Platz. Oft saß er nur auf der Tribüne, ehe auch noch eine fiese Muskelverletzung hinzukam, die ihn monatelang plagte. Mit dem Ball kann er so ziemlich alles, aber ist das bei RWE und in Liga drei überhaupt gefragt? Diese Frage stellten sich manche im Umfeld vor dem Start dieser Saison.

+++ „Ich weiß, was RWE bedeutet“: Harenbrock über seine Rolle als Dienstältester +++

So ging er als Talent, das mit 25 Jahren kein Talent mehr ist, in diese Spielzeit. In der laufenden Runde musste Harenbrock, der über sich selbst sagt, die Spielfreude und das Kreieren von Überraschungsmomenten seien seine Stärken, endlich zünden, damit er vom Verhinderten zum Gestandenen reift, vom Hochveranlagten zum Führungsspieler. Man darf behaupten: Es ist dem Blondschopf gelungen.

RWE spielt die feine Klinge, Harenbrock hat seinen Platz in der ersten Elf sicher. Er ist laufstark, sieht Lücken und reißt diese auf. Ein intelligenter Lenker auf dem Rasen, der für Dynamik sorgt. Acht Scorerpunkte sammelte er bislang, ist damit knapp an einem Viertel aller Tore beteiligt. Mit sechs erzielten Treffern teilt er sich den ersten Platz im teaminternen Torschützen-Ranking. Ja, er kann dritte Liga.

Geht er oder bleibt Cedric Harenbrock?

Längst gehört der gebürtige Leverkusener zu den Identifikationsfiguten und Sympathieträgern und es gibt nicht wenige, die sich wünschen, dass er auch über den Sommer hinaus für RWE aufläuft. Nahbar gibt er sich, ist gern zu Gast bei Sozialprojekten des Vereins, er ist ein Gesicht von Rot-Weiss Essen, der Verein bedeutet ihm viel, das ist ein offenes Geheimnis. Sein Vertrag läuft Ende Juni aus.

Was er selbst über seine Zukunft sagt? Nichts Konkretes: „Es wird bald Gespräche geben und dann wird man sehen, wie sie enden.“ Dass Trainer Christoph Dabrowski jüngst verlängert hat, habe die Mannschaft aber „auf jeden Fall“ gut aufgefasst, sagt Harenbrock. Kann man da etwa eine Tendenz heraushören?