Essen. Nach dem 3:2-Sieg über Halle erklärt RWE-Kapitän Vinko Sapina das „Alibi-Gelaber“ für beendet und will sich in der Rückrunde da oben festsetzen.
Der RWE-Kapitän kam nach getaner Arbeit als Letzter vom Spielfeld, in der einen Hand mit einer Tüte Spekulatius. Süße Kalorien nach einer schweren Abendschicht. Vinko Sapina klärte auf: „Es gibt tatsächlich einen Fan aus Köln, der mich aus Ulmer Zeiten bis heute begleitet und der bringt mir immer vor Weihnachten vom Kölner Weihnachtsmarkt etwas mit. Heute schmecken die richtig gut!“
Das letzte Spiel des Jahres, dieses mitreißende 3:2 gegen den Halleschen FC nach fast aussichtslosem 0:2-Rückstand, es mundete den rund 15.000 Heimfans wie ein schwerer Rotwein nach einem Festmahl. Da geriet auch die unumstrittene Führungsfigur der Essener hinterher ins Schwärmen: „Wäre ich neutraler Zuschauer, wäre ich schon glücklich, hier so ein Spiel zu sehen. Wir haben einen bodenlosen Platz erlebt, trotzdem haben beide Mannschaften versucht, Fußball zu spielen, was ich so geil fand, auch Halle war ein wahnsinnig guter Gegner, die Tabellensituation sagte gar nicht aus, was die für eine Qualität haben.“
Halle vergab die Chance auf das 0:3
Besonders in der Effektivität musste man Sapina dabei Recht geben: Zwei Schüsse, zwei Tore. Und wenn Halles Trainer Sreto Ristic nachher kühn behauptete, seine Mannschaft habe „alles im Griff gehabt“, konnte er sich nur auf die Phase nach dem 0:2 beziehen, als Torjäger Dominic Baumann zweimal die Chance hatte, den Deckel auf die Partie zu machen. Aber er ließ Rot-Weiss am Leben und spätestens, nachdem Sapina perfekt auf Cedric Harenbrock passte, dessen Pressschlag mit einem Abwehrbein letztlich in hohem Bogen im Netz zappelte, war Feuer unterm Dach an der Hafenstraße, das auch der Dauerregen nicht löschen konnte.
Dann erlebten die Heimfans einen dieser Abende, die den Ruf vom Mythos füttern: Immer weiter, immer nach vorne, mit neuer eingewechselter Offensivpower. Bis Obuz ein letztes Mal flankte und Leo Vonic hineinspritzte: 3:2 - aus und Schluss, die Hafenstraße hob ab. Der Kapitän hat es so erlebt: „3:2 - die Hafenstraße rastet aus. Ausgerechnet Leo. Man weiß ja im letzten halben Jahr um die Stürmersituation, die ist halt sehr besonders bei uns. Der Trainer hat letzte Woche noch gesagt, wir haben drei sehr unterschiedliche Spielertypen. So was schreibt nur der Fußball, das muss so sein: Er kommt rein und macht das Tor. Ich bin gerade vom Zehnagel bis oben überglücklich.“
Dabei hatte der RWE-Kapitän bis dahin schon überall gefühlt Krämpfe gehabt, aber man sei in der Schlussphase wie von alleine gerannt. Und immer habe man an die eine Chance geglaubt, die man noch reinmachen könne. Was ja auch funktioniert hat. „So schließen wir ein sehr starkes halbes Jahr ab, ein Spiel haben wir sogar noch. Ich sag mal: Kein Einziger in unserem Umfeld hat das erwartet.“ Die Mannschaft auch nicht? „Diese Entwicklung ist schon sehr außergewöhnlich, aber ich habe schon mehr erwartet als die meisten Prognosen. Ich bin extrem stolz auf die Mannschaft, Wahnsinn.“
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Aber jetzt freue er sich erst einmal auf die kurze Pause, die Trainer Christoph Dabrowski zur Belohnung vom 2. Januar auf den 3. verlängerte, bevor man das Projekt Rückrunde in Angriff nimmt. „Ich bin tot, absolut tot, ich weiß gar, wieviel Tage meine Beine brauchen - aber dann gehen wohl schon wieder die Intervallläufe los“, lachte er.
Vier Wochen Pause bis zum ersten Spiel in Aue. Und dann? Geht die wundersame Reise weiter? Da ist einer wie der 28-jährige Routinier erfrischend offen und druckst nicht mehr groß herum: „Wir wollen diese schöne Musik da oben weiter hören. Die letzten beiden Spiele waren extrem richtungsweisend. Jetzt kann mir keiner mehr erzählen: Okay, wir gehen jetzt in die Rückrunde, wir halten die Klasse. Das ist Alibi-Gelaber.“ Stattdessen: „Der Kapitän sagt: Da, wo wir jetzt sind, plusminus zwei Plätze, da wollen wir auch bleiben. Wir werden hart arbeiten und wollen uns da festsetzen.“