Essen. Ein Investoren-Deal könnte der DFL zwei Milliarden Euro bescheren. Doch Rot-Weiss Essen und weitere Drittligisten sehen viele offene Fragen.
Wenn sich die 36 Vertreter der Deutschen Fußball Liga (DFL) an diesem Mittwoch in Frankfurt treffen, geht es um nicht weniger als zwei Milliarden Euro. Diese Summe erhofft sich die DFL von einem Anteilsverkauf an Medienrechten an einen Investor. Eine Menge Geld, das die DFL und die Vereine in beiden Bundesligen sicher gut gebrauchen können. Die Eckpunkte des Deals sollen an diesem Mittwoch vorgestellt und zur Abstimmung gestellt werden, aber längst wird Kritik geübt, nun auch aus der Dritten Liga.
15 Drittligisten haben ein Schreiben an die DFL verschickt. Sie erhoffen sich, dass offene Fragen schnellstmöglich geklärt werden, und davon gibt es einige, meint Rot-Weiss Essens Vorstandsvorsitzender Marcus Uhlig im Gespräch mit dieser Redaktion. „Wir fordern eine gewisse Transparenz und haben uns als Drittligisten gebündelt. Daran waren wir als RWE maßgeblich beteiligt.“
DFL-Investorenfrage: Drittligisten um Rot-Weiss Essen fühlen sich ausgeschlossen
Den Vereinen aus Liga drei geht es um Folgendes: „Wir möchten“, so Uhlig, „ein umfassendes Bild des Status quo erhalten und erfahren, was das für die Drittligisten in Gänze bedeutet.“
Die DFL verantwortet die beiden Bundesligen, der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die Dritte Liga. RWE und die weiteren Klubs fühlen sich ausgeschlossen und wollen finanziell an dem Deal beteiligt werden. Denn eine zentrale Frage ist unklar: Nach welchen Regeln wird das Investorengeld ausgeschüttet?
Es droht das Szenario, dass sich die 36 Klubs, die 2023/24 zur DFL gehören, über einen einmaligen Geldregen freuen dürfen – und die Vereine, die in den folgenden Jahren in die Zweite Bundesliga aufsteigen, nichts erhalten, aber etwas von dieser Summe zurückzahlen müssen.
Rot-Weiss Essen hält die Klasse: Uhlig über die Lehren der Saison.
„Uns interessieren die Auswirkungen für die Klubs, die nicht in diesem Jahr, sondern vielleicht erst in den nächsten Jahren in die zweite Bundesliga aufsteigen und damit ein Teil der DFL sein werden“, sagt Marcus Uhlig daher. Er befürchtet eine Spaltung: „Das würde die Kluft zwischen der Dritten Liga und der Zweiten Bundesliga weiter vergrößern. Wir haben fast die gesamte Dritte Liga hinter unserem Vorstoß vereint und eine Stellungnahme sowie einen Fragenkatalog formuliert.“
Große Kluft zwischen Dritter Liga und den Bundesligen
Besagte Kluft spüren die Klubs schon jetzt. Insgesamt rund 16 Millionen Euro Fernsehgelder wurden für diese Saison an die Drittligisten ausgeschüttet – die Zweitligisten erhielten knapp 50 Millionen. Die Abstände könnten noch weiter wachsen, die DFL zu einem „Closed Shop“ verkommen, da es für Aufsteiger schwieriger wird, sich zu etablieren – eben weil die DFL-Teams ganz andere Möglichkeiten hätten.
Zudem führen die 15 Drittligisten das Argument an, dass viele von ihnen bereits höher gespielt und damit zur Reputation der Marke Bundesliga beigetragen haben. Nun warten sie auf eine Reaktion der DFL. Die wiederum betonte in den vergangenen Wochen und Monaten die Wichtigkeit des Deals.
„Wir verlieren Stück für Stück den Anschluss“, sagte DFL-Interimsboss Axel Hellmann. Die Fernseheinnahmen stagnieren, finanziell werde die Bundesliga von der Premier League immer mehr abgehängt. International haben deutsche Klubs seltener Erfolg, Stars wandern ins Ausland ab – dieser Entwicklung will die DFL mit frischem Geld entgegenwirken.
Zwei Milliarden, viele Fragen: Weitere Hintergründe zur DFL-Investorensuche.
12,5 Prozent einer noch zu gründenden Tochtergesellschaft sollen an einen Investor veräußert werden. In diese Tochtergesellschaft würden die Medienrechte ausgelagert werden. Knapp zwei Milliarden Euro würde es dafür geben, dass die DFL ihre eigene Zukunft verkauft.
DFL-Investoreneinstieg: Kritik an den Plänen
Nicht alle betroffenen Klubs sind überzeugt. Man solle „nichts übers Knie brechen“, warnte Oke Göttlich, Präsident des FC St. Pauli. Auch der 1. FC Köln hat sich jüngst „entschieden“ gegen die Pläne gestellt und fordert, über Alternativen nachzudenken.
Aktive Fans machen seit geraumer Zeit gegen den Investoren-Deal mobil. Markus Sotirianos, Vorstand der Interessenvertretung „Unsere Kurve“ sagt: „Wir fragen uns erneut, warum nach den durch Corona sichtbar gewordenen strukturellen Schwierigkeiten des gesamten Fußballs in Deutschland die Lösung schon wieder nur in „mehr Kommerzialisierung“ liegen soll.“
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Die Versammlung an diesem Mittwoch dürfte also hitzig werden. Mindestens zwei Drittel der 36 Klubs müssen dem Investoren-Einstieg zustimmen, damit er zustande kommt. Die Drittligisten dürfen nicht mitentscheiden. (mit dpa und SID)
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