Essen. Kolumnist Uwe Strootmann verurteilt den Zwickau-Eklat und fühlt mit den Schiedsrichtern. Wieso er vor den RWE-Gegnern Oldenburg und Meppen warnt.
Sinngemäß zitiert heißt es: „Schau stets nach vorn und niemals zurück, denn in der Zukunft liegt des Kolumnisten Glück.“ Aber immer geht das leider nicht. Was also ist passiert? Ein Schiedsrichter wurde bei Rot-Weiss Essens Partie in Zwickau gezielt Zielscheibe einer Ladung Bier mitten ins Gesicht. Der Werfer hat sich dazu bewusst den Weg Richtung Tribünenmitte gebahnt, um so sicher wie nur möglich zu treffen. Herzlichen Glückwunsch, das hat prima funktioniert.
So gut, dass nun ein richtig hoher Preis dafür fällig wird. Für den gastgebenden FSV Zwickau zum einen, aber auch für den Helden des Tages selbst. In diesem Falle: hoffentlich! Die einmal mehr weit gereisten Fans des RWE bekamen für ihren wie immer hohen monetären Aufwand somit leider nur die Hälfte des Spiels beim FSV Zwickau geboten. Und auf die Punkte muss man auch noch warten.
Manche Fußballfans haben die Empathie verloren
Es ist richtig, dass der Unparteiische diese Entscheidung getroffen hat. Da sollte es keine zwei Meinungen geben, auch wenn die Kommentarspalten natürlich wie zu erwarten voll von Meinungen sind, die dem Schiedsrichter nun mimosenhaftes Gehabe unterstellen. Im harmlosesten Falle natürlich. Wir kennen mittlerweile derlei Auswüchse zu Genüge und realistisch betrachtet: Dieses Rad der digitalen Geschichte werden wir leider nicht mehr zurückdrehen können, dazu haben wir Menschen mittlerweile zu viel Empathie verloren.
Brennpunkte bei Rot-Weiss Essen:
- Spiel in Zwickau abgebrochen: Das sind die Hintergründe.
- Das sagt der DFB zum Spielabbruch in Zwickau.
- Schiedsrichter verurteilen Bier-Attacke.
Die Gilde der Unparteiischen kämpft also den Kampf, den schon Don Quijote gegen die Windmühlen geführt hat. Für viele Fußballfans ist die Bierdusche zwar das Parfüm der Stehränge, der Duft von Toren und Triumph. Ein Zeichen hemmungsloser Emotion und Freude. Rechtfertigt das aber auch eine solch übergriffige Handlung? Absolut nicht. Was käme denn dann als nächstes? Teeren und Federn mit Pommes und Mayo? Oder müssen Trikot und Pfeife vor der Kurve niedergelegt werden? Früher wussten wir lediglich, wo sein Auto steht. Heute wollen wir es direkt abfackeln. Das geht so nicht weiter.
Aber wenn doch, dann sind es ausnahmsweise mal nicht die Verbände, die unser Spiel bedrohen, sondern wir selbst. Denn wer möchte in Zukunft noch Schiedsrichter werden, wenn er oder sie Gefahr läuft, nur noch Zielscheibe von Hass und Häme zu werden. Schiedsrichter leiten ein Spiel. Und somit sollte ihnen schon dafür Respekt gezollt werden. Unabhängig davon, wie man mit der Leitung je nach Vereinszugehörigkeit zufrieden ist. Wenn eines Tages keiner mehr die Spielleitung übernehmen mag, dann können offizielle Wettbewerbe nicht mehr ausgetragen werden. So einfach ist das!
Die neuen RWE-Sportdirektoren Flüthmann und Steegmann im Interview:
Hier geht’s zu Teil eins – Abstiegskampf und Dabrowski.
Hier geht’s zu Teil zwei – Kaderplanung und auslaufende Verträge.
Rot-Weiss Essen kickt gegen zwei weitere Kellerkinder
Einigen Fans der ebenfalls im Abstiegskampf befindlichen Vereine sei folgendes empfohlen: Einfach mal versuchen, kurz objektiv auf das Geschehene zu blicken, dann erübrigt sich das ständige Abarbeiten an Rot-Weiss Essen. Wir waren das diesmal wirklich nicht. Egal wie man es auch dreht und wendet. Mit dem VfB Oldenburg und dem SV Meppen kommen die beiden nächsten Gegner nicht nur aus dem schönen Nordwesten der Republik, sondern ebenfalls aus dem Tabellenkeller.
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Diese beiden Spiele hoffentlich erfolgreich gestaltet, könnte man vielleicht schon in Meppen der großen Erleichterung freien Lauf lassen. Da aber der Fußball speziell für Rot-Weiss Essen stets ein Konjunktiv ist, bedarf es nicht nur der vollen Konzentration und Respekt vor den Gegnern, sondern gerne auch mal wieder spielerisch überzeugende Lösungen zu dem eigentlich immer vorbildlichen Einsatz.
Schließlich hat man sich in Oldenburg noch lange nicht aufgegeben, und sogar im Emsland beim SVM ist der Kopf nach dem Saarbrücken-Spiel wieder oben.