Zwickau. Nach dem Abbruch in Zwickau ist der DFB gefordert. Rot-Weiss Essens Felix Herzenbruch schaut lieber auf Oldenburg und gibt ein Versprechen ab.

So richtig hat Felix Herzenbruch nicht mitbekommen, was da passiert ist. Er war schon in den Katakomben, als es zum Eklat kam. Schiedsrichter Nicolas Winter wurde wüst beschimpft vom Publikum, ein Anhänger des FSV Zwickau überschüttete den vollen Inhalt eines Bierbechers über den Unparteiischen. Winter entschied, das Spiel gegen Rot-Weiss Essen zur Halbzeit abzubrechen.

Wie sich herausstellte, war ein Sponsor der Westsachsen der schuldige Werfer. Welch Bärendienst er seinem Verein erwiesen hat. 1:1 stand es zu diesem Zeitpunkt. Unmittelbar vor der Skandalszene hatte RWE den Ausgleich erzielt.

Rot-Weiss Essens Herzenbruch: „Wir hatten das zu akzeptieren“

„Wir hatten das zu akzeptieren, auch wenn wir den Vorteil auf unserer Seite gehabt hätten mit der Roten Karte und dem Tor“, sagt RWE-Verteidiger Herzenbruch. Simon Engelmann traf vom Elfmeterpunkt. Zwickaus Nils Butzen hatte kurz zuvor einen Platzverweis erhalten.

In den vorangegangenen 45 Minuten gab es einige Szenen, in denen sich die Hausherren benachteiligt fühlten. Der Frust kulminierte in blanke Wut, dann im Abbruch – auch die rot-weisse Bank wurde nach dem Ausgleich mit Bierbechern beworfen.

Schiedsrichter Nicolas Winter wird aus kurzer Distanz von einem Mann mit Bier übergossen. Das Spiel zwischen dem FSV Zwickau und Rot-Weiss Essen wurde daraufhin abgebrochen. BeimAngreifer handelt es sich um einen Sponsoren des Klubs.
Schiedsrichter Nicolas Winter wird aus kurzer Distanz von einem Mann mit Bier übergossen. Das Spiel zwischen dem FSV Zwickau und Rot-Weiss Essen wurde daraufhin abgebrochen. BeimAngreifer handelt es sich um einen Sponsoren des Klubs. © Magenta Sport

Klar, dass der Skandal-Wurf das Thema war. Fußball wurde aber ja auch noch gespielt. Rot-Weiss Essen kam schlecht in den Abstiegskrimi herein. Zwickau hatte die erste Großchance, Essen kombinierte sich dann einige Male gut durch, aber der letzte Pass, er war wie so oft zu schlecht gespielt.

Zwickau ging dann in Führung. Meiko Sponsels Querschläger prallte von José-Enrique Rios Alonso zu Dominic Baumann ab. Der FSV-Stürmer ließ sich das nicht nehmen (36. Minute). Dann nistete sich der Tabellenneunzehnte hinten ein, RWE fand kaum Lösungen. Der Rückstand schien die Gäste auszuknocken. Bis, ja bis sich das Spiel durch die Rote Karte, durch das Elfmetertor um 180 Grad drehte. Plötzlich hatte Rot-Weiss das Momentum auf seiner Seite, ehe ausgerechnet am „Deutschen Tag des Bieres“ ein halber Liter dem Treiben ein jähes Ende setzte.

„Das ist Abstiegskampf, kein brasilianischer Zauberfußball“

Herzenbruch fand den Auftritt bis dahin „gar nicht mal so schlecht. Gerade in Ballbesitz hatten wir gute Phasen, in denen wir direkt gespielt haben.“ Thomas Eisfeld war auffällig, auch Startelfrückkehrer Cedric Harenbrock war überall zu finden und zeigte eine gute Übersicht in der 32. Minute, als er zu Isaiah Young querlegte. Der Angreifer vergab die Großchance.

„Davon hätten wir noch ein, zwei Situationen mehr haben können“, meint Herzenbruch. „Im letzten Drittel fehlte die Präzision. Diese Themen begleiten uns die gesamte Saison über. Natürlich waren ein paar Unstimmigkeiten dabei, aber das ist Abstiegskampf und kein brasilianischer Zauberfußball.“

Nach dem Spielabbruch in Zwickau ist der DFB gefordert.
Nach dem Spielabbruch in Zwickau ist der DFB gefordert. © dpa | dpa

DFB äußert sich auf unsere Anfrage

Wie geht es weiter? Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) behandelt den Spielabbruch. Unter anderem „auf Grundlage des offiziellen Sonderberichts des Schiedsrichters“ werde das Sportgericht über die Spielwertung entschieden, teilte der Verband auf Nachfrage mit. Und: „Darüber hinaus werden in der Regel die beteiligten Vereine im Rahmen einer festgelegten Frist zu einer Stellungnahme aufgefordert.“

Wasserstandsmeldungen könne der DFB im Rahmen eines schwebenden Verfahrens nicht geben. Auch der exakte Zeitpunkt der Entscheidung kann nicht benannt werden, teilt der Verband mit.

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Es ist aber wahrscheinlich, dass das Spiel 2:0 für RWE gewertet wird. In der vergangenen Bundesliga-Saison gab es einen ähnlichen Fall bei der Partie zwischen Bochum und Mönchengladbach. Schuld war ein VfL-Fan. Die Borussia bekam die Punkte. Sicher kann sich logischerweise zum jetzigen Zeitpunkt kein Essener sein. Zumal die Zwickauer auch Einspruch gegen die DFB-Entscheidung einlegen kann.

Schiedsrichter-Assistent Felix Grund (l-r), Schiedsrichter Nicolas Winter und Schiedsrichter-Assistent Fabian Porsch brachen die Partie FSV Zwickau gegen Rot-Weiss Essen ab.
Schiedsrichter-Assistent Felix Grund (l-r), Schiedsrichter Nicolas Winter und Schiedsrichter-Assistent Fabian Porsch brachen die Partie FSV Zwickau gegen Rot-Weiss Essen ab. © dpa

Rot-Weiss Essen: Gegen Oldenburg geht es weiter

Bis ein finales, rechtskräftiges Urteil gesprochen ist, wird es also wohl noch länger dauern. Doch die dritte Liga geht auf die letzten Spiele zu. Eine Entscheidung brauchen der FSV Zwickau, RWE und alle anderen Drittligisten schnell.

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Felix Herzenbruch und Rot-Weiss Essen können’s nicht beeinflussen. Was in ihrer Macht steht: die Leistung gegen den VfB Oldenburg. Der kommt an diesem Sonntag an die Hafenstraße (15 Uhr/Magentasport). „Wir werden auf jeden Fall wieder auf den Sieg gehen“, verspricht der 30-jährige Innenverteidiger: „In diesen Spielen gegen die direkte Konkurrenz müssen wir punkten.“

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