Essen. Der Auftritt des Fußballprofis Lukas Podolski drängt den Anlass, ein Trainingsspiel von Rot-Weiss Essen gegen Górnik Zabrze, in den Hintergrund.
Nein, es war ganz sicher kein alltägliches Testspiel für den Drittligisten Rot-Weiss Essen. Auch wenn es RWE-Trainer Christoph Dabrowski als „typisch“ bezeichnete. Aber da bezog er sich natürlich auf die manchmal mangelnde Intensität, mit der solche Aufgaben in der Vorbereitung angegangen werden. Die 1:3 (0:1)-Niederlage war es jedenfalls nicht, die diese Partie gegen den polnischen Erstligisten Górnik Zabrze so besonders machte. Und auch nicht die Tatsache, dass Zabrze Partnerstadt von Essen ist, was den Essener OB Thomas Kufen zu einem Besuch an der Hafenstraße animierte.
Auffällig eher jenseits des Platzes
Es war Lukas Podolski, der Weltmeister von 2014, der diesem Nachmittag an der Hafenstraße einen gewissen Glanz verlieh. Nicht auf dem Rasen, wo er lediglich in den ersten 45 Minuten kickte und nur einmal wirklich auffiel, als er kurz vor der Pause den Ball an den Innenpfosten setzte. „Nicht der erste Pfostenschuss in meiner Karriere“, wie er später mit einem Grinsen versicherte.
Das Nachspiel zeigte einmal mehr, welche Popularität dieser Fußballer auch mit 37 Jahren im Herbst seiner Karriere noch genießt. Alle warteten auf „Poldi“, dessen Konterfei riesengroß auf dem Mannschaftsbus der Gäste prangt. Er ist ein Idol - in Deutschland wie in Polen. Und viele Fans waren nur für ihn angereist. Wie viele polnische Anhänger gekommen waren, zeigte sich bei den Gegentoren, die Rot-Weiss kassierte. Da brandete Jubel unter den knapp 4000 Besuchern auf, so, als hätte der Gastgeber gerade getroffen.
"Prinz Poldi" gibt den Fans eine ausgiebige Audienz
In den Katakomben des Stadions mussten sich das Kamera-Team und die Reporter jedenfalls gedulden. „Prinz Poldi“ gab draußen auf dem Rasen noch eine Audienz. Hier ein Foto, da ein Selfie, Podolski mit RWE-Trikot, Podolski mit polnischen Fans im Zabrze-Trikot, Kinder kamen hinzu, und für alle nahm er sich viel Zeit und erfüllte geduldig ihre Wünsche. Er war schon immer einer von ihnen, bodenständig und nahbar, stets einen flapsigen Spruch auf Lippen. Und selbst der Schiedsrichter kehrte mit einem von Podolski signierten Trikot stolz in die Kabine zurück.
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Nette Worte für Rot-Weiss Essen
Gut eine Stunde dauerte die Zeremonie, dann endlich war er bei den Reportern angekommen. Und natürlich kam die Frage nach Rot-Weiss. „Es ist immer schön, hier zu spielen. Rot-Weiss Essen ist ein Traditionsklub mit tollen Fans.“ Und dann folgte ungefragt ein Rückblick auf ein Ereignis, das noch heute manchen RWE-Fans schmerzhaft zusammenzucken lässt. „Ich hatte hier 2005 ne schöne Zeit, Essen hatte damals 2:0 geführt und wir den Ausgleich gemacht haben. Ich erinnere mich sehr gut.“ Von wegen wir, es war allein Lukas Podolski, der damals als 19-Jähriger für Entsetzen bei den Essener gesorgt hatte.
Es war Oktober 2004 in der 2. Bundesliga. Ramazan Yildirim und Ali Bilgin hatten RWE gegen den 1. FC Köln mit 2:0 in Führung gebracht. In den letzten zwei Minuten aber traf Podolski noch zwei Mal zum 2:2. RWE stieg am Ende der Saison ab. Aber der Poldi von heute hat noch ein paar lobende Worte für den Drittligisten: „Toller Klub, tolle Fans. Man versucht hier, den Verein wieder Stück für Stück nach vorn zu bringen. Ich hoffe, dass Essen bald bald wieder in 2. Bundesliga spielt. Solche Vereine, wo die Menschen den Fußball leben, gehören einfach nach oben.“