Essen. Drittliga-Aufsteiger von der Hafenstraße war Favorit, hat aber hartnäckigen Verfolger. Sportforum der Sparkasse Essen liefert Überraschungen.
Überraschend kam das nun wirklich nicht. Rot-Weiss Essen ist zur „Mannschaft des Jahres“ gewählt worden. Die Fußballer von der Hafenstraße hatten im Frühjahr - am 14. Mai nach 14 Jahren Regionalliga - ihre Fans erlöst und sind in die Dritte Liga aufgestiegen. Gefühlt feierte damals die ganze Stadt, Rot-Weiß und Euphorie, wohin man schaute. Und weil es inzwischen nach einem holprigen Start auch in der Dritten Liga fluppt, waren die Rot-Weissen natürlich favorisiert bei dieser traditionellen Abstimmung.
Denn RWE hat eine riesige Anhängerschaft. „Aber auch Frintrop ist groß“, hatte Sparkassen-Vorstandsmitglied und Gastgeber Oliver Bohnenkamp mal ganz nebenbei bemerkt, bevor er als Laudator bei dieser Kategorie den Zettel aus dem Umschlag fingerte. Rot-Weiss verteidigte den Titel, und Kapitän Daniel Heber durfte die kleine, aber ehrenvolle Trophäe erneut in Empfang nehmen.
Später machte die Runde, dass es beim öffentliche Voting, das im Vergleich zum Vorjahr mit rund 1700 Stimmen beträchtlich an Resonanz zugelegt hat, wohl nur ganz wenige Stimmen waren, die RWE den Sieg sicherten. Knapp dahinter: die Fußballer von Adler Union Frintrop. Die hatten als Bezirksligist für Furore gesorgt, waren ungeschlagen aufgestiegen (26 Siege, 2 Unentschieden), hatten zwei Oberligisten aus den Verbandspokal geworfen. Und aktuell stehen sie in der Landesliga schon wieder auf der Pole Position. Und das alles ohne großartig Geld für Verstärkungen auszugeben.
Immerhin schaffte es Frintrops Trainer Marcel Cornelissen auf Platz eins und ist „Trainer des Jahres“. Warum? Das spürten die rund 100 geladenen Gäste in der Sparkassen-Zentrale am Kennedyplatz schnell, als Cornelissen locker, flockig Rede und Antwort stand. Ob der Aufstieg in die Oberliga nun das Ziel sei? Abwarten, immer langsam. „Es ist sicher nicht unsere Pflicht, den ETB als Nummer zwei der Stadt abzulösen“, schmunzelte der Sieger. Und zum Thema Top-Trainer? „Ich bin auch nur so gut wie meine Jungs, die da sitzen. Ich mach da ein bisschen mit.“ Und ja, er müsse jetzt wohl zwei Runden schmeißen. „Drei!“ hallte es aus dem Auditorium von einem seiner Jungs, die nicht nur wegen ihrer grünen Trainingsjacken Farbe ins Spiel brachten. Also drei Runden, auch gut, ein bisschen Kneipe geht immer. Bodenständigkeit, Spaß und Zusammenhalt, das sind die Trümpfe am Frintroper Wasserturm.
Bei KSV Rothe Mühle haben sie an diesem Abend womöglich am Rad gedreht. Der Kanupolo-Bundesligist ist zwar auf dem Wasser Erfolg gewohnt, aber diese nichtolympische Disziplin ist ja nicht gerade prädestiniert für Schlagzeilen. Nun aber: Jill Rutzen ist Essens „Sportlerin des Jahres“ und Lennart Unterfeld machte das Rennen bei den Männern. Beide spielen in der Nationalmannschaft, sind Weltmeister und waren bei den World Games erfolgreich. Spitzenkräfte auf ihrem Gebiet.
Und zu guter Letzt wurde die Schwimmerin Nina Sandrine Jazy von der SG Essen als „Newcomer des Jahres“ ausgezeichnet. Die 17-Jährige gilt als große Hoffnungsträgerin im nationalen Schwimmsport, sie ist bereits Deutsche Meisterin (offene Klasse) über 50 Meter Freistil und Jugend-Europameisterin über diese Distanz. Macht sich aber keinen großen Druck. Morgens um sieben zum Training, dann Schule, dann Krafttraining und schließlich Wasserarbeit. Alltag, alles ganz normal.
„Sie ist die 50 Meter In 25,22 Sekunden geschwommen“, betonte Laudator Christian Keller und weiß das als ehemaliger Weltklasse-Schwimmer sehr wohl einzuschätzen. „Das sind zwei Meter pro Sekunde, da musst du an Land schon joggen, um mitzuhalten.“
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Schnell um waren auch die anderthalb Stunden beim Sparkassen Sportforum, das seit Jahren von Björn Schüngel moderiert wird. „Es ist aber immer noch eine Lightversion“, gibt Oliver Bohnenkamp zu. Vor Corona füllten rund 400 Gäste die Kassenhalle. Aber immerhin, in den vergangenen beiden Jahren gab es wegen der Pandemie nur einen anonymen Livestream von diesem Treffen, bei dem auch stets die „Sportschau Essen“ offiziell vorgestellt wird. Es ist die 33. Ausgabe dieser Chronik und in dieser Kontinuität einmalig in Deutschland, wie der Espo-Vorsitzende Jochen Sander bemerkte. Und wer mehr über die Asse und die Events des Essener Sports wissen möchte, kann es dort kurz mal nachlesen oder einfach nur aus Spaß darin schmökern.
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