Essen. Gelingt beim SC Freiburg II der erste Auswärtssieg für Rot-Weiss Essen? So viel steht fest: Einfach wird es nicht. Das zeichnet den SCF aus.
Rot-Weiss Essen sehnt sich nach dem ersten Auswärtssieg, der ihnen ein wenig Luft verschaffen würde im Tabellenkeller. Nur zu zwei Punkten hat es bei den fünf Versuchen in der Fremde gereicht, Unentschieden beim MSV Duisburg (2:2) und Unentschieden bei der SpVgg Bayreuth (1:1). An diesem Sonntag (14 Uhr, Dreisamstadion) geht es zum SC Freiburg II, und sagen wir es mal so: Einfacher wird’s vermutlich nicht.
Im Breisgau wartet eine ähnliche Aufgabe wie vor einer Woche in Wehen Wiesbaden, die RWE bekanntlich nicht lösen konnte, obwohl man beim 1:3 im Ansatz lange Zeit auf dem richtigen Weg war. Wehen Wiesbaden ist Tabellendritter mit Ambitionen, die U23 des SC Freiburg ist Vierter ohne Illusionen. Dass die Freiburger so gut dastehen nach dem zehnten Spieltag, das hat sie, so hört man aus dem Umfeld des Vereins, aber auch selbst ein bisschen überrascht.
Rot-Weiss Essen: Gegner Freiburg nutzt die Zweite als Talentschuppen
Der Sportclub aus dem Breisgau gleitet ja derzeit in sportlich luftiger Höhe und mischt mit Leidenschaft die Bundesliga auf. Und der eigene Nachwuchs macht zwei Etagen tiefer auf seine Art von sich reden, ohne großes Bohei, aber erfolgreich. Im zweiten Jahr spielt die Freiburger Zweite nun in der dritten Liga. Das erste hatte sie gut bewältigt und lief am Ende auf Rang elf ein. Abstiegsnot war nicht aufgekommen.
Alle Brennpunkte bei Rot-Weiss Essen:
- Rot-Weiss Essen: Kritik von Simon Engelmann nach der 1:3-Pleite.
- RWE-Hooligans machen offenbar Jagd auf Schalke-Fans.
- Punkteschnitt zu niedrig: Wie Rot-Weiss Essen seine Auswärtsform sucht.
Jedenfalls hatte die Mannschaft nicht diese Anpassungsprobleme, die RWE derzeit zwicken. Dabei hatten die Freiburger noch vor der Saison eine besinnliche Phase, ob man sich grundsätzlich diese dritthöchste Liga überhaupt leisten wolle. Relativ spät wurden schließlich weitere Spieler verpflichtet mit dem Fingerzeig, dass man den Weg vorerst weitergehen möchte.
Die Ausbildung von Talenten ist für die Freiburger ein Credo, der Kader umfasst fast 30 Spieler, zum Teil internationaler Herkunft. Schweiz, Frankreich, Südkorea Finnland, Lettland – und Mittelstürmer Vincent Vermeij, den sie im Pott noch gut aus seiner Zeit beim MSV Duisburg kennen. Ausgerechnet er, mit 29 Jahren neben Patrick Lienhard (30) der Oldie der Truppe, kam bislang in allen zehn Spiele zum Einsatz und hat immerhin vier Tore erzielt. Und die Fans mögen ihn und haben ihn zum Publikumsliebling auserkoren.
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RWE-Gegner Freiburg hat einen erfahrenen Stürmer: Vincent Vermeij
Während Vermeij gesetzt zu sein scheint, ändert sich das Gesicht des Teams ständig, was nicht untypisch ist für eine U23-Auswahl. Selten aber, weil Profis unten aushelfen und sich dort Spielpraxis holen, sondern eher, weil die Talente das termingestresste Team von Cheftrainer Christian Streich unterstützen. Das zeigt, wie viel Wert dieser Klub auf die Nachwuchsarbeit legt, und dass trotz des geringen Altersdurchschnitts reichlich Qualität vorhanden ist. Die U23 abzumelden, wie es so mancher Bundesligist getan hat, auf diese Idee kämen sie im Breisgau niemals.
Und so werden die Rot-Weissen am Sonntag im ehrwürdigen Dreisamstadion auf ein Rudel Jungfüchse treffen. Und sie werden sich etwas einfallen lassen müssen, denn die große Stärke der Gastgeber ist nicht der unbeschwert, jugendliche Sturm und Drang, sondern die disziplinierte Defensivarbeit. Die Freiburger machen ihren Strafraum stets zum Hochsicherheitstrakt. Bisher war es schwer für die Konkurrenz, dort einzudringen. Der SCF steht extrem kompakt und stabil. Eine Herausforderung für Simon Engelmann und seine Mitstreiter.
Rot-Weiss Essen: Freiburgs U23 kassierte nur zwei Tore daheim
Nur zehn Gegentore hat Freiburg kassiert, das ist der zweitbeste Wert in der Liga, zum Vergleich: Rot-Weiss hat sich bereits doppelt so viele Tore eingefangen. Fünf Mal ist der SCF bislang ohne Gegentor geblieben, den Rot-Weissen ist das bisher erst einmal gelungen beim 1:0-Heimerfolg gegen den 1. FC Saarbrücken. Das jüngste 2:2 der Freiburger beim 1. FC Saarbrücken war da eher ungewöhnlich für die Mannschaft von Trainer Thomas Stamm.
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Und noch ein Qualitätssiegel: Ganze zwei Treffer hat der Sportclub bislang im eigenen Stadion kassiert und noch nicht verloren. Aufgrund der starken Defensivarbeit brachten sechs erzielte Treffer immerhin elf Punkte (drei Siege, zwei Unentschieden). Nach Spektakel riecht das alles nicht, es scheint eher, als läge im Dreisamstadion ein verdammt dickes Brett, das RWE dort am Sonntag bohren müssen.