Essen. . Seine alte Liebe kommt nach Wiesbaden: Rot-Weiss Essen. So erinnert sich Nico Schäfer an die Hafenstraße und den verrückten Lizenz-Krimi 2001.

Klar, die Erinnerungen an die zwölf Jahre bei Rot-Weiss Essen sind noch immer präsent bei Nico Schäfer. Zwischen 1997 und 2009 war er Finanzvorstand bei RWE – inzwischen ist der 54-Jährige beim SV Wehen-Wiesbaden tätig. An diesem Sonntag trifft er mit seinem neuen Klub auf die alte Liebe: Rot-Weiss Essen kommt in die Brita Arena. Für Schäfer ist das alles andere als ein normales Duell. Zu verrückt und zu prägend war seine Zeit an der Hafenstraße.

„Es war immer ein besonderer Kampf mit RWE, in finanzieller aber auch in sportlicher Hinsicht. Bis auf ein Jahr kam es gefühlt immer am letzten Spieltag zu den sportlichen Entscheidungen“, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion und fügt mit einem Lachen an: „Da bekommt man schon graue Haare.“

Rot-Weiss Essen erhält die Lizenz 2001 in letzter Sekunde

Besonders erinnere er sich an Auf- und Abstiege – und fünf ganz turbulente Tage im Juni 2001. Rot-Weiss Essen musste samstags bei Eintracht Braunschweig gewinnen, um in der Regionalliga Nord zu bleiben. Und siegte 3:2, Sascha Wolf traf in der 89. Minute. Damit rettete sich die Mannschaft - sportlich zumindest. Denn unmittelbar nach dem Abpfiff startete ein Krimi, der es für Schäfer und alle Rot-Weissen in sich hatte.

Alle Brennpunkte bei Rot-Weiss Essen:

Der Verein musste bis zum darauffolgenden Dienstag um 24 Uhr eine Bürgschaft in Höhe von 6,15 Millionen Deutscher Mark nachweisen, um die Lizenz für die neue Saison zu erhalten. Michael Kölmel, Boss des damaligen RWE-Partners Kinowelt, sagte zu, die vom DFB geforderte Bürgschaft zu übernehmen. Doch am Tag vor dem Braunschweig-Spiel musste er einen Rückzieher machen. Rot-Weiss Essen blieben nach dem Sieg also rund 80 Stunden, um die Millionen zusammenzubekommen.

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Los gingen die Telefonate. Immer mehr Sponsoren, große und kleine, stiegen ein, gaben große und kleine Summen. Die Essener um Präsident Rolf Hempelmann konnten auf die Unterstützung von Wirtschaft und Politik bauen, aber es reichte nicht. Alles hing an der Zusage des Energieunternehmens RWE.

Rot-Weiss Essen: Zusage kommt um 21.03 Uhr

Schäfer war am Dienstagabend in der Sparkassenzentrale, als der erlösende Anruf kam: RWE wolle die fehlenden 1,3 Millionen DM übernehmen. Um 21.03, kurz vor der Deadline um Mitternacht, verschickte Schäfer gemeinsam mit Klaus Vonnemann von der Sparkasse aus das entscheidende Fax an den DFB.

Die Fans, die an der Hafenstraße zusammengekommen waren, um eine Mahnwache zu halten und Grablichter aufgestellt hatten, jubelten plötzlich, und wie: Sie feierten die ganze Nacht durch – Rot-Weiss Essen war gerettet, auf dramatischste Art und Weise.

Nico Schäfer ist seit 2016 beim SV Wehen-Wiesbaden tätig - der am Sonntag auf Rot-Weiss Essen trifft. Hier ist er 2019 mit Rüdiger Rehm zu Gast beim VfL Bochum.
Nico Schäfer ist seit 2016 beim SV Wehen-Wiesbaden tätig - der am Sonntag auf Rot-Weiss Essen trifft. Hier ist er 2019 mit Rüdiger Rehm zu Gast beim VfL Bochum. © firo | firo

Nico Schäfer über RWE-Krimi 2001: "Das war der Wahnsinn!"

„Das war der Wahnsinn. Aber das hat funktioniert“, erinnert sich Schäfer 21 Jahre später. „Ein Kollege“, ergänzt der Funktionär, „sagte mir mal, dass man in Essen dreimal schneller altert als woanders. Heißt: Ein Jahr in Essen sind gefühlt drei Jahre bei einem anderen Klub.“

Dabei hat Schäfer auch in den sechs Jahren bei Wehen-Wiesbaden schon Auf- und Abstiege mitgemacht. Der SVWW steht vor dem Duell gegen Essen auf dem siebten Tabellenplatz der dritten Liga. (juh und wozi)

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