Essen. Niklas Tarnat fliegt unter dem Radar, ist bei Rot-Weiss Essen aber nicht wegzudenken. Wie er unter seinem Förderer Christoph Dabrowski aufblüht.

Niklas Tarnat strahlte übers ganze Gesicht, als er wenige Minuten nach dem Abpfiff mit aufgerissenen Stutzen in den Katakomben des Stadions an der Hafenstraße stand. Hatte er beim Drittliga-Sieg gegen den 1. FC Saarbrücken etwa so viel einstecken müssen? „Nein“, antwortete er und lachte, „das ist kein Sinnbild des Spiels. Unsere Stutzen sind zu eng, deshalb schneide ich sie vorher immer auf.“

Diese Anekdote erzählt mehr über den 24-Jährigen als es im ersten Moment anmutet. Gewissermaßen steht sie metaphorisch für Tarnats Rolle im Team. Eng ist es nämlich auch im zentralen Mittelfeld von Rot-Weiss Essen. Im Transfersommer kamen Björn Rother von Zweitligist Hansa Rostock, der erfahrene Clemens Fandrich und Top-Transfer Felix Götze aus der Bundesliga. Doch Tarnat ist unter Trainer Christoph Dabrowski gesetzt und rechtfertigt dieses Vertrauen mit starken Leistungen.

Rot-Weiss Essen: Niklas Tarnat leitet Felix Götzes Siegtor ein

Der Achter reißt nicht nur seine Stutzen auf, sondern auch sich selbst fürs Team. Das Siegtor leitete Tarnat mit einem beherzten Zweikampf ein. Er setzte Mike Frantz derart unter Druck, dass der 228-malige Bundesliga-Spieler den Ball verlor. Essens Lockenkopf spielte weiter zu Götze, der schloss aus knapp 20 Metern ab.

Alle Brennpunkte zu Rot-Weiss Essens 1:0:

Das war nicht die einzige gute Aktion des 1,79 Meter großen Akteurs, der sich oft fallen ließ und stets eine Anspielstation für seine Mitspieler war. Das Spielverständnis des gebürtigen Solingers tut der Mannschaft sichtlich gut. Lob für diese Leistung nahm Tarnat gerne an, „aber das Team steht für mich im Vordergrund“, schob er ganz bescheiden nach. „Wir stehen über dem Strich und haben zu null gespielt.“

Er genoss bei seinen Eltern, sein Vater ist der langjährige Profi Michael „Tanne“ Tarnat, offenbar eine gute Kinderstube. Tarnat Senior kam gut herum, spielte beim MSV Duisburg, Manchester City und lange bei Bayern München. Vergleiche mit seinem Papa mag Tarnat Junior aber nicht. Deshalb kickte er in der Jugend, er wurde beim FC Bayern und Hannover 96 ausgebildet, lange unter dem Nachnamen seiner Mutter: Lohmann.

RWE-Mittelfeldlenker Niklas Tarnat kennt Christoph Dabrowski aus Hannover

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Er wolle nicht „der Sohn von“ sein, sagte der Mittelfeldlenker einmal. In Essen ist er das auch nicht, hier hat er sich längst seinen eigenen Namen gemacht – Christoph Dabrowski kennt seinen Wert. Beide haben schon bei der U23 von Hannover 96 zusammengearbeitet. 47 Mal spielte Tarnat dort unter Dabrowski, war dabei in 45 Spielen Kapitän. Als Dabrowski seinen Vertrag in Essen unterzeichnete, lief er seinem ehemaligen Schützling über den Weg. Sie umarmten sich, wissen, was sie aneinander haben.

Es sei schön, dass er wieder mit Dabrowski zusammenarbeite, das könne er nicht leugnen. „Ich weiß, wie er tickt und arbeitet. Er ist ein sehr fußballakribischer Typ. Bei ihm dreht sich alles um den Fußball, das sieht man in der täglichen Arbeit. Er analysiert alles und bringt es auf den Punkt.“

Niklas Tarnat spielte in acht von neun Drittliga-Partien für Rot-Weiss Essen.
Niklas Tarnat spielte in acht von neun Drittliga-Partien für Rot-Weiss Essen. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Dass sich beide vertrauen ist wohl auch ein Grund dafür, dass er sich keine großen Sorgen um seinen Status im Team gemacht hat – trotz der hochkarätigen Zugänge auf seiner Position. „Klar, man macht sich immer Gedanken. Ich weiß aber um meine Qualitäten und die versuche ich tagtäglich im Training und am Wochenende auf den Platz zu bringen. Solange mir das gelingt, hat das Team einen Mehrwert von mir.“

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Rot-Weiss Essen: Sieg gegen Saarbrücken ist wichtig „für den Kopf“

Dass RWE in der dritten Liga durchatmen kann, ist auch sein Verdienst. Dank des Heimsiegs verbringt Rot-Weiss die Länderspielpause auf dem 15. Tabellenplatz. Der Dreier sei wichtig gewesen, „sonst hätte es im Kopf wieder angefangen zu rattern“, und auch im Umfeld tat der Sieg gut.

Die Fans hätten die Mannschaft schon die ganze Saison über „krass“ unterstützt, lobte Tarnat. Der Erfolg stärkt jedoch gleichzeitig die Position von Christoph Dabrowski immens, der nach dem Fehlstart von einigen bereits kritisch beäugt wurde. Logisch, dass sich der Leistungsträger freute, „dass wir das Spiel auch für ihn gewinnen konnten“.

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