Uwe Strootmann erinnert sich vor dem letzten Schritt auch an den freigestellten Chefcoach und verurteilt die Auswüchse des Handels mit RWE-Karten

Die Saison befindet sich auf der Zielgeraden und wird uns spätestens seit vergangenem Wochenende schlaflose Nächte bereiten. Schlaflose Nächte der Vorfreude, denn am Samstag steigen wir endlich auf.

Zogen die Kartenverkäufe schon mit dem Unentschieden der Preußen in Wiedenbrück merklich an, so gingen die letzten Tickets spätestens nach der beeindruckenden Vorstellung in Lotte ruckzuck über die virtuelle Ladentheke. Leider oftmals auch in die Hände raffgieriger Menschen, die nichts anders im Sinn haben, als mit der Euphorie unter den RWE-Fans schnöden Reibach zu machen. Dass sind teilweise schon ekelhafte „Angebote“, die da aufgerufen werden. Ganz wild wird es dann, wenn Dauerkarten für dieses eine Spiel der Spiele zu Extrempreisen verhökert werden.

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Da hört dann jegliches Verständnis auf. Ich sichere mir auf Dauer meinen Platz an der Hafenstraße, um ihn ausgerechnet dann in Geld umzuwandeln, wenn ich endlich für sicher schon jahrelange Treue und Leidenschaft belohnt werden kann? Will mir einfach nicht in den Kopf. Aber, dasselbe Spiel bekommen ja auch gerade die Fans von Eintracht Frankfurt zu spüren, die auf diversen Auktionsplattformen auch aberwitzige Preise zahlen könnten. Und dabei ist das Finale der Eintracht nicht einmal halb so wichtig wie das unsere. Nee, das ist schon als Mensch mit normal ausgerichtetem moralischen Kompass nicht zu begreifen, was da aktuell an der Kartenfront abgeht.

Wiederauferstehung des Mythos Hafenstraße

Gut, dass unser Verein sich das nicht untätig anschaut. Untätig waren am Lotter Kreuz weder Verein noch Mannschaft und schon gar nicht die Fans. Das war die Wiederauferstehung des Mythos Hafenstraße. Da wurden die Spieler aus Rödinghausen 75 Minuten über den Platz gejagt, und mit teilweise heruntergeholten Stutzen auf den Ball gegangen, während hinter den Toren mindestens 120 Minuten Mannschaft und Verein intensiv gehuldigt wurde.

Und im Nachgang wurde auch jemand nicht vergessen, der seinen großen Anteil an den letzten beiden Jahren hatte und somit immer noch hat: Viele brachten immer wieder Christian Neidhart ins Spiel und überlegen, wie man auch ihn im letzten Heimspiel noch angemessen feiern kann.

Eine ganz andere Form der Relegation

Der kurzfristige Schock und das kurzfristige sozial-mediale Beben drumherum konnte also in den Köpfen der Spieler so viel bewegen, so dass sie uns allen diesen leidenschaftlichen Auftritt beschwert haben. Und allen Unkenrufen zum Trotz: Macht Euch keine Sorgen wegen Marzipanstadt 2.0 und so: Das ist eine ganz andere Truppe als seinerzeit. Es wird nicht einfach Samstag, aber es wird.

Irgendwie ja eine ganz andere Form der Relegation, wenn zwei Vereine zeitgleich um den Titel spielen. Die Bundesliga kennt solche Spannung ja nicht mehr, und sicher werden viele Fußballfans ein Stück wie neidisch auf uns und unsere Emotionen sein. Der Herr Jades darf aber gerne Samstag nach Münster fahren, wir haben es nicht so mit Verabschiedungen und sagen dann einfach ganz leise Tschüss.

Münster versucht auf bekannte Weise Unruhe zu stiften

Im Münsterland haben die letzten beiden Spiele nun deutlich Spuren hinterlassen, so dass von dort auf bekannte Art und Weise versucht wird, Unruhe Richtung Essen zu bringen. Aber wenn wir endlich aufhören, über jedes Stöckchen zu springen, dann ist das bisweilen eher belustigend. Hoffentlich kann dort überhaupt Samstag gespielt werden. Nicht, dass der Schattenwurf wieder ungünstig steht. Stehen sollte bestenfalls auch alles auf dem Rasen nach dem Spiel.

Ich glaube nicht, dass man die Emotionen kanalisieren kann, aber wir müssen und sollten respektieren, dass die Damen der SGS tags drauf auch ein ganz wichtiges Spiel haben. Und EssenerInnen halten zusammen!

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