Essen. Die Mannschaft gibt im Endspurt der Liga immer mehr Rätsel auf. Erste Unstimmigkeiten auf dem Platz werden sichtbar. Hoffen auf Felix Bastians.

Das Erstaunlichste nach dem Spiel in Aachen war die Tatsache, wie ruhig 2500 rot-weisse Fans auch sein können. Es herrschte eine merkwürdige Stille zwischen Fanblock und den Spielern auf dem Rasen, die fast emotionslos hoch zu ihren Anhängern schauten. Man konnte fast Träume platzen hören.

Rot-Weiss Essen bricht in Aachen ein

Unfassbar, wie wenig der Tabellenzweite aus seinen Möglichkeiten am Aachener Tivoli gemacht hatte, diese Mannschaft gibt immer wieder Rätsel auf. Sie kann einen Gegner in Grund und Boden spielen wie in den ersten 30 Minuten am Tivoli, dass man sich nicht mehr in der Regionalliga wähnt. Und dann reichen ein, zwei gute Aktionen des Gegners, um das Ganze wie ein Luftschloss einstürzen zu lassen.

„Wir hatten wieder unzählige Torchancen in der ersten Halbzeit und in der zweiten sind wir nicht so rausgekommen, wie wir uns das vorgenommen hatten. Wir geben nicht auf, wir machen weiter und nehmen mit, was wir können“, versprach hinterher Abwehrspieler Rios Alonso, aber richtig überzeugend klang das nicht. In der jetzigen Situation helfen den Essenern im Vergleich mit Münster (zwei Punkte vor und drei Tore besser) nur Dreier weiter. Und dann ist man immer noch in der passiven Rolle und muss auf Ausrutscher des Konkurrenten warten.

RWE zu verspielt vor dem gegnerischen Tor

Was RWE unbedingt ablegen muss, ist die Verspieltheit vor dem gegnerischen Tor, Isi Young und Co. versuchen gerne, mit dem Spielgerät über die Torlinie zu spazieren, das gelang mit dem Führungstor durch Cedric Harenbrock (20.) aufgrund der Vielzahl an Chancen einfach zu selten.

Was die meisten Fans so erschütterte, war die Tatsache, dass die einfachsten Mittel den Gastgebern nach der Pause reichten, um dem Spiel die nicht für möglich gehaltene Wende zu geben: Lauffreude und Kampfgeist. Das reichte den arg limitierten Alemannen, um dem Aufstiegsaspiranten in der zweiten Halbzeit den Schneid abzukaufen.

Aachens Trainer Kilic sah ein „gerechtes Unentschieden“

So konnte sich niemand beschweren, als Aachens Trainer Fuat Kilic nachher resümierte: „Aufgrund der unterschiedlichen Halbzeiten und der hundertprozentigen Chancen auf beiden Seiten ist das Unentschieden gerecht.“ Hätte er das nach der ersten Halbzeit geäußert, man hätte ihn eingeliefert.

„Nun zeigt sich, ob wir ein Team sind“, hatte Felix Bastians nach der 0:2-Niederlage in Ahlen gemutmaßt. Jetzt zeigen sich schon auf dem Feld erste Unstimmigkeiten. In der zweiten Hälfte gifteten sich Sandro Plechaty und Simon Engelmann an, als wieder einmal ein Pass ins Nirwana lief. Plechaty beschwerte sich an der Trainerbank und wurde tröstend in den Arm genommen. Werden aus diesem Holz Aufsteiger geschnitzt?

Lieferte nach dem Spiel eine treffliche Analyse: Thomas Eisfeld ( li.) hier im Duell mit Jannis Held ( Alemannia Aachen ).
Lieferte nach dem Spiel eine treffliche Analyse: Thomas Eisfeld ( li.) hier im Duell mit Jannis Held ( Alemannia Aachen ). © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Am Montag ging erst einmal der halbe Verein auf Fehlersuche, die Gremien tagen und ließen nur durchblicken: So kann und wird es nicht weitergehen. Direkt nach dem Spiel lieferte Thomas Eisfeld eine ziemlich genaue Analyse: „Wir hatten keinen Zugriff mehr, bekamen keine zweiten Bälle mehr, kein Pressing, keinen vernünftigen Spielaufbau. Es scheint immer so, als würden wir nach einer gewissen Zeit den Kopf verlieren. Das ist uns, meiner Meinung nach, jetzt schon zu oft passiert.“

In dieser Phase sind starke Charaktere gefragt, Thomas Eisfeld gehört sicherlich dazu. Ein anderer arbeitet daran, im Heimspiel gegen Mönchengladbach wieder fit zu sein: Felix Bastians wird nach wie vor auf links schmerzlich vermisst. „Er ist ein extrem wichtiger Spieler für uns, er bringt viel Erfahrung mit. Das brauchen wir jetzt auch, eine gewisse Ausstrahlung auf dem Platz“, glaubt Eisfeld. Vielleicht liegen die Probleme auch tiefer.

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