Essen. Rot-Weiss Essen hat gegen den KFC Uerdingen klar mit 3:0 gewonnen. Trainer Neidhart ist unzufrieden mit dem Rasen. Nun warten Auswärtsaufgaben.

Die Sonne schien am späten Nachmittag auf die Westtribüne, wo das rot-weisse Volk voller Wonne im Takt hüpfte und schallerte. Die Fans feierten den recht souveränen 3:0-Heimsieg über den Tabellenvorletzten KFC Uerdingen, sie feierten die vorläufige Rückkehr an die Tabellenspitze. Sie feierten ihre Mannschaft nach einem erfolgreichen Arbeitstag. Und der ausgeguckte Matchwinner musste natürlich auf den Zaun und für ein paar Minuten den Takt vorgeben – das ist ein Ritual.

Simon Engelman war gefordert. Der hatte schließlich mit seinen drei Toren (23., 42., 61.) zum rechten Zeitpunkt dafür gesorgt, dass das ansonsten relativ zähe Gekicke seiner Mitstreiter nicht in Stress ausartete. Der 32-jährige folgte dem Ruf der Fans, verschwand in der Masse, um wenig später über dem Zaun wieder aufzutauchen. Sind ja nur ein paar Minütchen.

Jeder lässt sich gerne mal feiern, aber solche Zeremonien sind nicht unbedingt sein Ding. Engelmann regelt zwar auf dem Rasen, aber der Torjäger ist alles andere als ein extrovertierter Lautsprecher. Manchmal kommt der 32-Jährige daher, da meint man, er wäre gerade erst aus dem Bett gestiegen. Das täuscht gewaltig. Im Spiel ist Engelmann ein ausgeschlafener Mittelstürmer und hellwach, was auch die Uerdinger erneut feststellen mussten.

„Glückwunsch zum Sieg, Glückwunsch zu diesem Torjäger.“ So eröffnete KFC-Trainer Alexander Voigt seine Analyse. „Wenn du einen Spieler hast, der drei Chancen im Sechzehner hat und alle drei macht, dann spricht das für sich. Ist ja nicht zum ersten Mal, dass das passiert.“ In der Tat. Einen Dreierpack schnürte „Engel“ auch im Hinspiel beim 11:0-Spektakel der Rot-Weissen. Mit nunmehr 17 Treffern ist er Torjäger Nummer eins in der Liga.

Achtung, Achtung , hier spricht der Torjäger: Auf dem Fanzaun fühlt sich Simon Engelmann nicht  so wohl wie im gegnerischen Strafraum.Foto: Thorsten Tillmann / FUNKE Foto Services
Achtung, Achtung , hier spricht der Torjäger: Auf dem Fanzaun fühlt sich Simon Engelmann nicht so wohl wie im gegnerischen Strafraum.Foto: Thorsten Tillmann / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

RWE kontrollierte die Partie

Allein kann er es natürlich nicht richten. Und noch in Köln hatte Engelmann neben seinem Treffer zum 1:0 ein, zwei Todsichere verbaselt. Aber nach der Corona-Pause wirkt er spielfreudiger als zuvor und verdient sich auch Lob als Vorbereiter. Diesmal allerdings wurde dem Vollstrecker die Arbeit relativ leicht gemacht. Eine Viertelstunde lang passierte gar nichts, dann zündete Marius Kleinsorge den Turbo, flog an seinem Gegenspieler vorbei. Der Ball kam zu Plechaty, Querpass ins Zentrum auf Engelmann, der den Ball ins leere Tor beförderte zur 1:0-Führung (23.).

Auch interessant

RWE kontrollierte die Partie, auch wenn es nicht immer druckvoll wirkte, was der Favorit inszenierte. Es schlichen sich Fehler ein, wofür Trainer Christian Neidhart den fehlenden Rhythmus, aber auch den schlechten Zustand des Rasens verantwortlich machte. „Da waren heute schon Dinger dabei, bei denen du die Hände über den Kopf zusammenschlägst“, räumte Neidhart ein. Keine guten Aussichten für Mittwoch, wenn die Rot-Weissen zum Nachholspiel bei RW Ahlen auflaufen (19.30 Uhr, Wersestadion). Aber dort sollen sich dem Vernehmen nach die Platzverhältnisse gebessert haben.

KFC Uerdingen kämpfte tapfer

Uerdingen kämpfte tapfer, lief viel musste es aber auch, weil die Gastgeber die Partie kontrollierten. Gerade in der zweiten Hälfte war der Tabellenvorletzte mutig und lieferte eine respektable Vorstellung. Die Gäste versuchten alles, obwohl sie fünf Stammspieler ersetzen mussten. Kein Vergleich zum Hinspiel, als die Mannschaft unter dem Essener Angriffsdruck zerbröselt war.

Und zwei Chancen hatten sie sogar auch. Jonathan Canto traf die Kugel nicht richtig (37.). Shun Terada musste danach den Ausgleich machen, als er nach schönem Doppelpass allein vor dem Essener Tor auftauchte, aber an RWE-Keeper Daniel Davari scheiterte (40.). Wenig später musste auch Terada angeschlagen vom Platz.

Auch interessant

RWE setzte dagegen die Nadelstiche. Nach einer Viertelstunde, kurz vor der Pause nach einem weiten Einwurf und nach einer Stunde, als der eingewechselte Oguzhan Kefkir präzise flankte und Engelmann per Kopf regelte.

Mittwoch geht es zu RW Ahlen

„Die drei Punkte sind ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Das war das Wichtigste heute, gerade nach dem intensiven Spiel am Mittwoch, das eine ganz andere Qualität hatte“, meinte Trainer Neidhart zufrieden. Man habe die Tore zum richtigen Zeitpunkt gemacht und das Ganze dann seriös heruntergespielt. „Und wir hatten so die Möglichkeit, einige Spieler zu schonen.“

Andere wiederum sammelten dadurch die notwendige Wettkampfpraxis, denn gebraucht wird in den folgenden Englischen Wochen jede Kraft. Die nächsten Aufgaben stehen bevor. Am Mittwoch in Ahlen und am Samstag in Wiedenbrück. Klingt unangenehm. Ist es auch. Erst recht, wenn die Rot-Weissen an die vergangene Saison denken, als sie in Ahlen in der Nachspielzeit dem Abstiegskandidaten mit 1:2 unterlagen.

Rot-Weiss Essen – KFC Uerdingen 3:0 (2:0). RWE: Davari – Plechaty (63. Sauerland), Heber, Herzenbruch (71. Rüth), Bastians – Tarnat, Dürholtz – Kleinsorge (57. Kefkir), Harenbrock, Young (63. Krasniqi) – Engelmann.

Schiedsrichter: J. Engelmann.

Zuschauer: 9457.

Tore: 1:0 Engelmann (23.), 2:0 Engelmann (42.), 3:0 Engelmann (61.).

Hier gibt es alle News zu Rot-Weiss Essen.