Essen. Beim Spiel in Homberg erhielt wieder einmal Zlatko Janjic den Vorzug gegenüber Simon Engelmann. Trainer Neidhart hat einen Wunsch an die Fans.
Den schwierigsten Job hatte RWE-Trainer Christian Neidhart mal wieder vor dem Spiel in Homberg zu erledigen. Getreu dem Highlander-Motto „es kann nur Einen geben“ suchte er das Gespräch mit Simon Engelmann. „Auch für einen Trainer ist es keine schöne Sache, wenn du zu deinem Top-Torjäger gehen musst und ihm klar machst, dass er von Beginn an nicht die erste Wahl ist“, berichtete Neidhart von seiner schwierigsten Entscheidung vor dem Spiel.
Wie „begeistert“ Engelmann davon war, dazu bedurfte es nicht die Erklärung seines Coaches, da reicht beim Aufwärmen ein Blick in die Gesichter der Ersatzspieler. Sicherlich keine leichte Rolle für den „Knipser“ von RWE, aber wohl unabdingbar.
Rot-Weiss Essen: Es geht nur um das große Ziel Aufstieg
„Auch Engelmann muss verstehen, dass es nicht um Einzelinteressen geht, sondern letztlich nur das große Ziel im Vordergrund steht“, erklärte Neidhart zu seiner Auswahl und schob die Gründe hinterher: „Janjic hat diesmal den Vorzug bekommen, weil er in Zweikämpfen der bessere Stürmer ist und wir auf diesem schwierigen Boden mit langen Bällen operieren wollten. Da ist Janni derjenige, der die Bälle im Angriff besser festmacht.“
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Das stimmt zweifelsohne, diesmal hätte es beim Ex-Verler auch fast für einen Assist gereicht, legte er doch kurz vor Ende der ersten Halbzeit die Kugel so perfekt auf Thomas Eisfeld ab, dass dieser sie nur noch ins Tor hätte bugsieren müssen. Eigentlich.
Dass es mit Beiden auf dem Feld nur suboptimal hinhaut, hatten Janjic und Engelmann eine Woche zuvor im Heimspiel gegen Düsseldorf gut eine Viertelstunde nach der Halbzeit unter Beweis stellen können, da weiß man eigentlich nie so richtig, wer nun für Torgefahr im Strafraum zuständig ist. Nicht von ungefähr trafen in dieser Partie andere.
Die RWE-Fans fordern bei 0:0 lautstark Engelmann
Und dennoch hatte Engelmann in Homberg die gefährlicheren Szenen. Aber das Kommen von der Ersatzbank zehrt beim Top-Torjäger vielleicht doch an seinem Selbstwertgefühl. Kurz nach seiner Einwechselung nach 67 Minuten strebte er auf der linken Seite in den Strafraum, doch statt selbst abzuziehen, legte er noch einmal quer - und die große Chance verpuffte.
Der „alte Engel“ hätte in der letzten Saison wohl nicht lange überlegt, sondern einfach draufgehalten – was ja auch meistens von Erfolg gekrönt war. Pech hatte der 32-Jährige dann zehn Minuten später mit seiner Kopfball-Bogenlampe, die der formidable VfB-Torhüter Philipp Gutkowski artistisch aus dem Winkel fischte. Das Tor hätte dem Routinier sicherlich gut getan.
Natürlich bekommt sein Trainer mit, wie sein Torjäger, wenn es länger 0:0 steht, draußen auf den Rängen lautstark gefordert wird. Aber da lässt sich Neidhart nicht gerne in seinem taktischen Konzept reinreden. „Wenn du dann nicht reagierst, dann bekommen alle die Unruhe mit, auch der Druck auf die Mannschaft nimmt dann zu. Und Unruhe brauchen wir in unserer Situation gar nicht, da würde ich mir wünschen, dass alle mehr Vertrauen in unsere beiden Stürmer haben“, richtet der Coach seinen Appell an die Fans.
Trainer Neidhart freut sich auf ein Riesenspiel
Nun blicken alle gespannt auf den Sonntag, wenn Preußen Münster zum nächsten Topspiel an der Hafenstraße aufkreuzt. Mit Engelmann oder Janjic – oder möglicherweise mit beiden? Darüber wird im Hause Neidhart noch zu grübeln sein.
Fest steht für den Trainer nur: „Schön, dass wir mit fünf Siegen in der Rückrunde in dieses neuerliche Derby gehen, ich freue mich auf ein Riesenspiel vor großer Kulisse.“ Dass sein Abwehrchef Daniel Heber auch mit einem Remis leben könnte, davon will er gar nichts wissen: „Solche Gedanken habe ich überhaupt nicht. An der Hafenstraße sind wir sehr stabil, und mit einem Sieg könnten wir den Abstand vergrößern.“
Wer dafür trifft, dürfte ihm herzlich egal sein.
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