Essen. RWE-Nachwuchsleiter Christian Flüthmann blickt auf eine erfolgreiche Hinrunde mit seinen Teams. Im Interview nennt er weitere Pläne.

Seit knapp einem Jahr hat das Nachwuchsleistungszentrum von Rot-Weiss Essen an der Seumannstraße einen neuen Leiter: Christian Flüthmann war zuletzt Cheftrainer bei Eintracht Braunschweig, der 39-jährige Fußballlehrer bringt sogar Auslandserfahrung vom britischen Zweitligisten Norwich City mit. Über seine Anfangserfolge und seine weiteren Pläne mit RWE unterhielten wir uns in einem ausführlichen Interview.

Herr Flüthmann, vor etwa einem Jahr haben Sie die Leitung des Nachwuchsleistungszentrums von RWE übernommen. Was haben Sie in dieser Zeit angeschoben?

Es gibt ganz viele Punkte, die wir intern angeschoben haben, von Kommunikationswegen bis hin zum Organisatorischen. Offene Kommunikation ist für mich sehr wichtig. Vieles geht verloren, wenn man nicht redet. Wir haben neue Trainer eingestellt und einen Instagram-Kanal eröffnet, wir machen intern Fortbildungen. Inhaltlich und sportlich haben wir angefangen, über Spielprinzipien zu sprechen, die ich den Trainern mitgegeben habe – andere Spielprinzipien haben wir gemeinsam mit ihnen erarbeitet. Eine ganze Menge also.

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Was sind das für Prinzipien?

Diese Prinzipien sind der Rahmen für unsere Mannschaften und immer gleich. Dafür haben wir auch einen Trainingskatalog erstellt. Wenn die Mannschaft beispielsweise zur Grundlinie durchbricht, ist für uns das Prinzip, den vertikalen Ball zu spielen. Der Spieler weiß das, die Mitspieler drumherum auch. Darüber hinaus haben die Trainer weiter freie Hand, ob sie beispielsweise in einem 4-2-3-1-System oder 3-5-2-System spielen wollen. Wir sind auch dabei, uns im Individualtraining zu verbessern, wir ermitteln das biologische Alter der Spieler und teilen sie danach in Gruppen ein.

Wie zufrieden sind Sie mit der Umsetzung dieser Ansätze und Ideen?

Wir setzen uns Drei-Monats-Ziele, die wir überprüfen. Bisher haben wir alle Zielsetzungen erreicht. Diese Daten können wir messen, wir haben uns seitdem stetig verbessert und sind definitiv auf dem richtigen Weg.

Christian Flüthmann (links) im Gespräch mit Justus Heinisch (Mitte) und Sportredakteur Ralf Wilhelm.
Christian Flüthmann (links) im Gespräch mit Justus Heinisch (Mitte) und Sportredakteur Ralf Wilhelm. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Haben Sie auch erarbeitet, wofür das NLZ von RWE stehen soll, was die Spieler auszeichnet?

Grundsätzlich wollen wir Bereitschaft und Intensität ins Spiel hereinbringen. Wir können nicht mit einer richtig hohen individuellen Qualität punkten, da sind uns andere NLZs überlegen, und das auch zurecht, da sie andere Möglichkeiten haben. Wir müssen deshalb sehr viel Laufbereitschaft, gepaart mit einer fußballerischen Idee, auf den Platz bringen. Wir können nicht nur lange Bälle spielen und kämpfen, wir müssen mutig sein, schnell und vertikal mit einem hohen Risiko spielen. Das macht uns aus: Jeder, der nach Essen fährt, sagt, dass es kein leichtes Spiel wird. Wir wollen positiv eklig sein. Unsere U17- und U19-Teams treten auch so auf, dass es nach Fußball aussieht. U19-Nationaltrainer Hannes Wolf hat sich ein Spiel von uns angeschaut und uns für die Spielidee gelobt. Das war die Bestätigung für unseren Weg.

Stichwort U19: Essens A-Jugend steht derzeit auf Platz fünf der Bundesliga-Tabelle. Eine starke Platzierung. Aber steht das Ergebnis im Vordergrund oder die eigenen Prinzipien?

Bei der U17 und U19 sprechen wir mehr über das Ergebnis, die Spieler müssen das Leistungsprinzip lernen. Auch nach Siegen könnte ich jedoch zu den Trainern kommen und über unsere Spielidee reden, wenn sie nicht ganz umgesetzt worden ist. Unterhalb der U17 ist das Ergebnis eher zweitrangig. Wir haben schon den Anspruch, dass wir in der höchsten Klasse spielen und, klar, wollen wir Punkte haben, gewinnen macht Spaß. Aber das steht nicht im Fokus.

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Gewinnen macht Spaß, sagen Sie. Vermissen Sie die tägliche Arbeit mit einer Mannschaft? Einmal erklärten Sie, dass es Ihre Passion sei, Trainer zu sein...

Mir war bei der Unterschrift in Essen wichtig, dass ich das Sportliche begleiten durfte. Das würde mir sonst fehlen. Ich kann jetzt Trainer entwickeln und meine Ideen und Erfahrungen mitgeben. Die Passion ist noch gegeben, weil ich nah dran bin. Am Anfang habe ich das tägliche Arbeiten mit einer Mannschaft schon vermisst. Jetzt verfliegt das, die Aufgabe wird immer interessanter. Bis jetzt geht es mir ganz gut (lacht).

Im zweiten Teil des Interviews wird es um die Beziehung zu den Profis und die weiteren Ziele gehen.