Wegberg. Essener spielen beim Abstiegskandidaten Wegberg-Beeck sogar 20 Minuten lang in Überzahl. Trainer findet kritische Wort zum Auftritt.

War es etwa das böse Omen? Der schnicke Mannschaftsbus der Rot-Weissen blieb doch bei der Anfahrt am Waldstadion im Morast stecken und musste anschließend von einem Trecker aus der misslichen Situation befreit werden. Auf dem Rasen endete die Geschichte aus Essener Sicht weniger erfreulich. Das 1:1 (0:1) beim Tabellensiebzehnten FC Wegberg-Beeck ist viel zu wenig für die hohen Ansprüchen von Rot-Weiss Essen. Die Essener sind nach wie vor Tabellenführer, aber das Polster ist nur noch ganz dünn. Die Verfolger haben Boden gutmacht.

Der Vorsitzende Marcus Uhlig wollte direkt nach dem Spiel erst einmal gar nichts sagen, dabei sprach sein Gesicht Bände. Trainer Christian Neidhart saß bei der Pressekonferenz auf seinem Hocker, wirkte kühl, doch in ihm brodelte es kräftig, das spürte man einfach. Beide hatten sich diesen Ausflug aufs Land ganz sicher anders vorgestellt.

Weitere Themen

Rot-Weiss Essen bestimmte das Spiel, ließ aber Qualität vermissen

Die Essener bestimmten das Spiel, doch sie schafften es einfach nicht, diese Qualität an diesem Tag aufs Feld zu bringen und in Tore umzumünzen. Es war ein schwaches Spiel des Aufstiegskandidaten, ohne Esprit und Entschlossenheit. Technische Finesse wiederum war sowieso nicht besonders gefragt, nicht auf diesem Geläuf. Dagegenhalten war die Ansage. Auch beim Gastgeber. Gemessen an den Chancen hatte der sich den einen Punkt redlich verdient.

Auch interessant

Dabei begann das Spiel nicht schlecht für Rot-Weiss. „Wir waren in der ersten Halbzeit sehr druckvoll und immer bereit, das Spiel in die Hand zu nehmen“, befand RWE-Trainer Christian Neidhart. „Wir waren aber im letzten Drittel zu umständlich und die Genauigkeit der Pässe hat ebenfalls nicht gestimmt. Deshalb haben wir uns nur wenig Möglichkeiten herausgespielt.“

Essener laden den Gegner zum Toreschießen ein

Vor dem 1:0 (19.) durch Kevin Weggen hätte man das Ding klären müssen, stellte der Trainer fest. „So, wie das Tor fällt, darf es nicht fallen, das darf uns einfach nicht passieren. Sandro Plechaty kann es lösen, dann spielen wir noch einmal hinten herum, Wegberg ist im Pressing und erobert den Ball.“ Und dann verlor auch noch Luca Dürholtz den Ball. Der Schuss von Weggen aus gut 20 Metern war dann allerdings sehenswert und unhaltbar.

Auch interessant

Direkt nach der Pause (46.) hatte der FC sogar die große Chance, auf 2:0 zu erhöhen, doch Muja Arifi vergab freistehend aus elf Metern. „Machen wir direkt das 2:0, wird es ein heißer Tanz“, ärgerte sich FC-Trainer Mark Zeh. „Wir hätten das Spiel dann zwar noch nicht gewonnen gehabt, aber es wäre eine Riesenchance gewesen, die Überraschung zu schaffen.“ RWE machte den verdienten Ausgleich durch Isaiah Young (64.), und es war noch genug Zeit, den Dreier einzufahren.

 Cedric Harenbrock von Rot-Weiss Essen erobert den Ball.
Cedric Harenbrock von Rot-Weiss Essen erobert den Ball. © Thorsten Tillmann

Wegberg-Beeck spielte 20 Minuten lang in Unterzahl

Nach einem Zweikampf mit Young sah Arifi Gelb-Rot, so dass der Favorit dann sogar 20 Minuten in Überzahl spielte. Es reichte trotzdem nicht. RWE traf zu oft die falschen Entscheidungen und die Essener Standards, es gab wieder reichlich Ecken und Freistöße, blieben harmlos, waren einfach schlecht.

Und dann versagte auch noch der „Knipser“ Simon Engelmann. Er hatte das Siegtor drei Minuten vor Schluss auf dem Fuß. Der eingewechselte Erolind Krasniqi, der für etwas mehr Schwung sorgte, hatte einen Zuckerpass ausgepackt, doch Kollege „Engel“ spitzelte den Ball zwar am Keeper vorbei, aber mit wenig Überzeugung, so schwach und mutlos, dass Wegberg-Beeck noch vor der Torlinie klären konnte.

Auch interessant

„Auch in Überzahl haben wir zu umständlich gespielt. Da musst du die Breite besetzen, ruhig und geduldig spielen und die Bälle in die Box bringen“, kritisierte Neidhart, der enttäuscht feststellte: „Am Ende steht ein 1:1, das sich Wegberg erkämpft hat. Ein Punkt ist für uns zu wenig.“

Mit einem Punkt gegen den Spitzenreiter muss man zufrieden sein

FC-Trainer Mark Zeh, der am Freitag 38 Jahre alt wurde, war natürlich klar, dass bei etwas mehr Glück sogar mehr drin gewesen wäre für sein Team. An der Anzeigetafel leuchtete bis zum Schluss ein 1:0. „Die rechte 1 ist kaputt“, war später zu hören. „Warum hast du nicht einfach auf 2:0 gestellt?“ kam die pfiffige Rückfrage.

„Wenn du gegen den Spitzenreiter spielst und dann auch noch 20 Minuten in Unterzahl bist, musst du mit dem Punkt zufrieden sein“, blieb Mark Zeh realistisch. Und die Fans des FC Wegberg-Beeck konnten sich mit dem Ergebnis sicherlich eher anfreunden. Dass die Wirtin im Klubraum bei der Pressekonferenz ausgerechnet dem eigenen Trainer beim Statement den Saft fürs Mikro abdrehte, das will keiner hören. Aber es passte dann irgendwie auch zu diesem Abend.

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt’s hier:Essen