Essen. Nach den Ausschreitungen in Münster muss RWE 5000 Euro Strafe zahlen. Regionalligist hat verschiedene Ansätze, um Problem in Griff zu kriegen.

Es gibt wohl kein Spiel von Rot-Weiss Essen, bei dem sich hinterher Trainer und Spieler nicht bei den Fans für die tolle Unterstützung bedanken können. „Vielen Dank für den geilen Support, das hat uns riesig geholfen“, sprach auch RWE-Trainer Christian Neidhart nach dem jüngsten 2:1-Sieg bei Borussia Mönchengladbach II zum Volk. „Es ist wichtig, dass wir zusammenhalten und Woche für Woche die nächsten Spiele gemeinsam angehen.“

RWE ist stolz auf seinen treuen und leidenschaftlichen Anhang, und der Regionalliga-Spitzenreiter braucht seine Fans gerade in dieser schwierigen Phase. Die Verletztenliste führt in Heber, Holzweiler, Kefkir, Niemeyer und Sauerland hochkarätige Namen auf. Am Samstag beim Heimspiel gegen Sportfreunde Lotte (14 Uhr, Hafenstraße) wird außerdem Erolind Krasniqi fehlen. Der „Doppelpacker“ von Gladbach ist aktuell mit der U21-Nationalmannschaft des Kosovo unterwegs. Da kann man schon ordentlich Schub von den Rängen gebrauchen.

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Rot-Weiss Essen und Preußen Münster müssen zahlen

Dass Neidhart in Gladbach auch von einem „Feuerwerk“ sprach, das man bei den Heimspielen „abfackeln“ müsse, war im Nachhinein ein bisschen unglücklich, obwohl ja jeder weiß, wie es gemeint ist. Aber im Gästeblock des Borussia-Parks waren zuvor etliche Bengalos abgebrannt worden. Und wieder droht den Essenern dafür eine Geldstrafe.

RWE hat gerade erst Post vom Verband bekommen mit einem Strafgeld von 5000 Euro für das unrühmlich „Nachspiel“ beim 3:2-Sieg in Münster. Geahndet werden damit, laut Rot-Weiss „der Einsatz von Pyrotechnik beider Fanlager während des Spiels sowie die Gewaltausbrüche nach Schlusspfiff, bei denen im Gästeblock mit Unterstützung von auswärtigen Gewalttätern ein Tor aufgebrochen und ein Block gestürmt worden war.“ Bei den Ausschreitungen seien zwei Personen verletzt worden, massiver Polizeieinsatz war erforderlich.

 Marcus Uhlig, 1. Vorsitzender von Rot-Weiss Essen, versuchen schon länger, das Fan-Problem besser in den Griff zu bekommen.
Marcus Uhlig, 1. Vorsitzender von Rot-Weiss Essen, versuchen schon länger, das Fan-Problem besser in den Griff zu bekommen. © Thorsten Tillmann

Essener Problembewusstsein hat Strafe gemildert

Auch Preußen Münster muss 1500 Euro für den Einsatzes von Pyrotechnik berappen. So entschied es das Sportgericht des Westdeutschen Fußballverbands (WDFV). „Da einzelne Personen nicht erkannt wurden, müssen sich die Vereine dieses Verhalten zurechnen lassen“, heißt es in der Urteilsbegründung.

„Die Geldstrafen in der genannten Höhe werden als tat- und schuldangemessen erachtet, trotz der Tatsache, dass beide Vereine in der Vergangenheit in ähnlicher Weise auffällig geworden sind. Die Bemühungen der Vereine sowie das vorhandene Problembewusstsein wurden dabei ebenso strafmildernd gesehen wie die erfolgten Geständnisse.“

RWE weiß: Es gibt dieses Problem - und nicht erst seit dem Münster-Spiel. „Die Ausschreitungen in Münster sind nicht tolerierbar und auch nicht mit den Werten von RWE vereinbar. Dort wurde eine Grenze deutlich überschritten“, stellt der RWE-Vorsitzende Marcus Uhlig einmal mehr unmissverständlich fest. Jeder Euro, den der Verein für Fanvergehen zahlen müsse, sei „komplett überflüssig“. „Und ich habe auch kein Verständnis für den Einsatz von Pyrotechnik in Mönchengladbach. Hier haben die dafür Verantwortlichen dem Verein erneut einen Bärendienst erwiesen.“

Als Viertligist das Problem eines Zweitligisten

Es ist ein Dilemma. Rot-Weiss ist Viertligist, hat aber mit der hohen Zahl an Fans das Problem eines Zweitligisten. Und sollte RWE aufsteigen, dürften sich die Probleme vergrößern, weil man auf andere Traditionsklubs trifft. Man kann es sich nicht leisten, die Dinge laufen zu lassen. Und will es auch nicht.

In den Bereichen „Fanbetreuung“ und „Sicherheit“ will sich RWE anders aufstellen. Es werde mehr Personal geben und infrastrukturelle Veränderungen, sagt Uhlig. Unter anderem ist die Gründung einer Abteilung geplant mit einem hauptamtlichen Fan-Beauftragten. Der Ordnungsdienst im Stadion soll anders strukturiert, die Zusammenarbeit mit der Polizei verbessert werden. „Um solche Vorkommnisse bestmöglich eindämmen zu können.“ Unabhängig davon werde Rot-Weiss Essen zu den ausgesprochenen Stadionverboten aus dem Münster-Spiel – sofern möglich – weitere vereinsrechtliche Sanktionen verhängen.

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