Essen/Aachen. Tradition pur in der Regionalliga West: Rot-Weiss Essen empfängt Alemannia Aachen. Doch während RWE Erster ist, steckt Aachen in der Krise.

  • RWE trifft auf Alemannia Aachen – die Vorzeichen sind vor dem Traditionsduell klar.
  • Alemannia Aachen hat sich von Trainer Patrick Helmes getrennt.
  • Uwe Grauer ist Interimstrainer – ein ehemaliger Schalker.

Selbstironie gehört bei Alemannia Aachen, dem nächsten Gegner von Rot-Weiss Essen, zur Folklore, da muss man sich nur das Vereinslied anhören. „Alemannia Aachen wird nie untergehen“ heißt es dort im Öcher Platt, aber eben auch, dass die Alemannia ein „Klömpchensklub“ sei und bleibe. Was frei übersetzt etwa bedeutet, dass mit dem tollpatschigen TSV kein Blumentopf zu gewinnen ist. Im Herbst 2021 scheint sich dies zu bewahrheiten: Aachen steckt in einer handfesten Krise.

Dabei sollte im Sommer alles anders werden. Martin Bader, der Sportchef, der bereits beim 1. FC Nürnberg und bei Hertha BSC in der Bundesliga arbeitete, vollzog einen Umbruch. 16 Spieler verließen die Alemannia, zwölf neue kamen. Darunter gestandene Regionalliga-Profis wie Tjorben Uphoff (Wuppertaler SV) und André Dej (Viktoria Köln).

Rot-Weiss Essen: Gegner Alemannia Aachen schmeißt den Trainer raus

Trainer wurde Ex-Nationalspieler Patrick Helmes, der zuvor im Nachwuchs des 1. FC Köln und bei Bayer Leverkusen sowie in Österreich erste Sporen als Coach verdiente. Ein frischer, unverbrauchter Trainer sollte die runderneuerte Mannschaft nach oben führen.

Nach rund vier Monaten war für den 37-Jährigen schon Schluss: Alemannia Aachen trennte sich am Dienstag von Helmes, der nur zwei von zehn Spielen gewann. Tiefpunkt am Wochenende: eine 1:4-Heimniederlage gegen Rot Weiss Ahlen.

„Wir waren von dem Weg mit Patrick Helmes überzeugt, müssen aber nun durch ausbleibende Ergebnisse im Sinne der Alemannia handeln und diesen Schritt gehen“, sagte Aufsichtsratsvorsitzender Marcel Moberz. „Die Entscheidung ist uns sehr schwergefallen, da Patrick als Typ hervorragend zu diesem Verein passt.“ Vor dem Duell an der Essener Hafenstraße ist Aachen 15. in der Tabelle (Sa., 14 Uhr).

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Und die Stimmung am Tivoli ist dementsprechend alles andere als gut. Einzelne Fans in Alemannia-Foren gehen von einer Demütigung am Samstag aus. Rot-Weiss Essen führt bekanntlich die Tabelle an.

Rot-Weiss Essen gegen Alemannia Aachen: TSV siegt im Pokal – immerhin

Zumindest vom Ergebnis her kann Aachen das jüngste Spiel Mut machen: Im Mittelrheinpokal siegte der TSV am Mittwochabend beim Oberligisten Viktoria Arnoldsweiler 2:1. Richtig überzeugend trat die Mannschaft vor allem in der ersten Hälfte nicht auf. Ein Doppelpack von Marco Müller (53. und 69. Minute) sorgte schließlich für Ruhe und die nächste Runde. „Wir mussten die Basics auf den Platz bringen, das ist uns im zweiten Abschnitt deutlich besser gelungen“, so Uwe Grauer nach der Partie.

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Der 51-jährige Grauer war jahrelang Co-Trainer von Norbert Elgert bei der U19 des FC Schalke 04 und kam ebenfalls erst im Sommer zur Alemannia. Nach der Entlassung von Helmes hat er das Team interimsweise übernommen. In Essen steht er am Samstag in der ersten Reihe – für wie lange? Das steht noch nicht fest, eine dauerhafte Helmes-Nachfolge hat Aachen nicht präsentiert.

Jannis Held (l.) und Alemannia Aachen sind auf der Suche nach Erfolgserlebnissen. Klappt’s am Samstag bei Rot-Weiss Essen?
Jannis Held (l.) und Alemannia Aachen sind auf der Suche nach Erfolgserlebnissen. Klappt’s am Samstag bei Rot-Weiss Essen? © FUNKE Foto Services | Micha Korb

Fest steht dagegen: Die Fans kommen trotzdem, egal, wie schlecht es um die Alemannia steht. Bislang waren im Schnitt 4.468 Fans bei den Heimspielen auf dem Tivoli, der drittbeste Wert der Liga. Und das, obwohl die Alemannia seit neun Jahren in der Viertklassigkeit feststeckt und bessere Zeiten lange vorbei sind. Auch am Samstag dürften sich zahlreiche Schlachtenbummler auf den Weg nach Essen machen und ihrem „Klömpchensklub“ hinterher reisen. (juh)