Essen. Die 90 Minuten beim KFC Uerdingen nutzte Rot-Weiss Essen für eine Therapiestunde. Stürmer Simon Engelmann kurierte seine Torkrise aus.

Am Ende einer Pressekonferenz gibt es vom Moderator die obligatorische Frage, ob es noch Fragen an die beiden Trainer gebe. Diesmal herrschte im Velberter VIP-Raum nur betretenes Schweigen. Mitleid ist das Schlimmste, was man im Fußball gratis bekommt. Und für Uerdingen gab es viel Mitleid.

Sogar Simon Engelmann drückte nach Spielschluss vor den Mikrofonen sein Mitgefühl für den einst stolzen Traditionsverein aus. Das hielt den Torjäger natürlich nicht davon ab, mit drei Treffern gehörig sein eigenes Selbstwertgefühl zu polieren. Die exakt 90 Spielminuten beim KFC Uerdingen können die Essener getrost als kleine Therapiestunde ansehen.

Auch Oguzhan Kefkir werden die drei Treffer und darüber hinaus die Torvorlagen gut getan haben. Und Cedric Harenbrock hat sich mit dem feinen Lupfer über den Torwart seine kleine Formkrise ebenfalls von der Seele gespielt. Und Felix Bastians hat sein erstes Tor im RWE-Trikot erzielt. Und keiner kann sich so schön über Treffer freuen wie Erolind Krasniqi.

Und so ganz nebenbei hat Rot-Weiss Essen mal eben sein Torverhältnis aufpoliert. Nicht jedes Spiel wird Uerdingen in der Folgezeit zweistellig verlieren, da kann man jetzt schon die Uhr nachstellen, wann die ersten Rufe nach „Wettbewerbsverzerrung“ laut werden. Wenn die Wintermonate und die matschigen Böden Einzug halten, wird sich auch der KFC noch so manch kurioses Ergebnis erspielen.

Aber vielleicht wird das Torverhältnis am Ende doch nicht so entscheidend sein wie jetzt noch einige denken. Wenn die Konkurrenz weiter so hübsch Punkte liegen lässt (an diesem Wochenende RWO und WSV), dann könnte in der Liga vielleicht im Frühjahr die große Langeweile einkehren. Und RWE wäre mal nicht der Leidtragende. Ein verwegener Gedanke.

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