Essen. RWE trifft im Schlager am Samstag auf RWO, der 29-jährige Abwehrspieler ist schon für beide Seiten aufgelaufen und hat Achtung vor den Gästen.

Rot-Weiss Essen gegen Rot-Weiß Oberhausen, der Tabellenerste gegen den Zweiten, das Stadion Essen wird wohl alle möglichen 12.500 Plätze gefüllt haben (Stand Dienstagmittag: 11.600 verkaufte Tickets), die Gäste könnten mit dem Paddelboot über den Rhein-Herne-Kanal kommen – mehr Derby geht einfach nicht.

Bevor sich jetzt die Ersten eilig auf den Weg machen: Die Partie wird erst am Samstag um 14 Uhr angepfiffen. Aber das Kribbeln steigt stündlich, das merken auch die Akteure. „Das ist schon eine besondere Situation, die es zuletzt zwischen uns lange nicht gegeben hat, das ist eine andere Anspannung“, spürt Felix Herzenbruch auch den steigenden Druck, oder besser die Vorfreude, in der Kabine.

Wäre der 29-Jährige nicht als Akteur dabei, stünde er als Fan sicherlich in der Kurve. „Aber nur, in welcher“, fragt er sich und lacht. „Herze“, so sein Spitzname, kennt beide, war er doch schon zweimal bei den Kleeblättern. Zuletzt in der Saison 2019/20, ausgerechnet ausgeliehen von den „Roten“. Und auf eigenes Betreiben: „Ich kam aus der Zweiten Liga, der Trainer war neu und hatte mich auch nicht geholt, dann hab ich mich auch noch verletzt, das war keine leichte Situation für mich“, bekennt er im Rückblick.

Trainer Titz nahm ihm den Spaß am Fußball

Was wie Flucht zum Nachbarn aussah, war der entscheidende Schritt zurück, um danach wieder voran zu kommen. „Ganz ehrlich, ich hatte den Spaß am Fußball verloren, wenn es den Trainerwechsel nicht gegeben hätte, wäre ich nicht nach Essen zurückgekehrt.“ Es wäre schade gewesen für die RWE-Fans, denn in Oberhausen zeigte er schnell, was in ihm steckt: Zweikampfhärte und enorme Sprungkraft, dazu noch Marke „Kampfschwein“ – die perfekte Mischung zum RWE-Publikumsliebling.

Eigentlich als Linksverteidiger eingeplant, zeigte er auch bei RWE durch den langfristigen Ausfall von Ali Hahn auf der Innenverteidiger-Position, dass er mit Daniel Heber ein kongeniales Duo bilden kann. Die große Abwehrstärke in der vergangenen Saison war das Dreieck Davari-Heber-Herzenbruch, oder der alte Türsteher-Spruch: „Du kommst hier nicht vorbei.“

RWO hatte ein eingeschworenes Team

Für den Außenstehenden ein wenig verwunderlich, dass mit RWE und RWO ausgerechnet der Krösus und der selbst ernannte Underdog sich momentan ein Kopf-an-Kopf-Rennen an der Spitze liefern.

Herzenbruch kennt die Gründe und spricht mit Hochachtung vom Gegner: „Da geht alles ein bisschen intimer und familiärer zu, ohne unprofessionell zu sein. Und da ist auch nicht der ganz große Druck dahinter wie an der Hafenstraße. Die Mannschaft ist ja damals nicht von ungefähr von der Oberliga bis in die Zweite Liga durchmarschiert, das war ein eingeschworenes Team, davon leben sie.“

Lehramtsstudium an der Uni Essen

Dennoch ist der Abwehrmann am Samstag für das Spiel „seiner“ Rot-Weissen optimistisch: „Ich bin überzeugt, dass wir gewinnen.“ Warum, das will er natürlich nicht verraten.

Kein Geheimnis macht der gebürtige Wuppertaler aus seiner Zukunftsplanung. Mit 29 muss man ja auch Plan B in der Tasche haben. Plan eins ist das Lehramtsstudium (Sport und Sozialwissenschaften) an der Uni Essen, Plan zwei die Fortsetzung der Karriere als Athletik-Coach. „Trainer wäre nicht so mein Ding, ich bin nicht der große Taktikfuchs – lieber schaue ich mir Physio-Videos an“, meint er. Wer seine Waden sieht, die so umfangreich sind wie anderer Leute Oberschenkel, glaubt ihm aufs Wort.

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