Münster. Rot-Weiss zeigt bei Preußen Münster Moral und eine starke zweite Hälfte. Skandalöse Szenen auf den Rängen trüben Freude über verdienten Erfolg.

Puh, was war das für ein Krimi, der sich dort in Münster abgespielt hat. Tatort: Preußen-Stadion. Dort trafen zwei Titelanwärter aufeinander, die diesen Namen verdienen: Preußen Münster gegen Rot-Weiss Essen. Regionalliga-Spitzenspiel stand drauf, und das war es auch.

Dass der Livestream ein Sinnbild der Essener Leistung in der ersten Halbzeit war - geschenkt. Die Fans beider Lager werden sich daheim über dieses virtuelle (phasenweise) Trauerspiel genug geärgert haben. Ganz anders die Stimmung auf den Rängen, wo die Zuschauer schnell auf Temperatur kamen. Sie sahen ein rassiges, ein packendes Spitzenspiel. Mit vielen Nickligkeiten, mit grenzwertigen Szenen, die die Gemüter erhitzten, mit Schiedsrichterentscheidungen, über die man diskutieren kann. Und die Dramaturgie war außergewöhnlich.

Preußen Münster war heiß und fiel RWE auf die Nerven

Es stockte und ruckelte gewaltig bei den Rot-Weissen in der ersten Hälfte. Warum nur? Man kann es nur ahnen. Münster hatte Speed, war bissig, presste und fiel den eher verspielten Gästen mächtig auf die Nerven. Man hätte es ahnen können, dass der Hausherr richtig heiß sein würde. Und unter Druck macht man Fehler, die Münster eiskalt nutzte. Was für eine enttäuschende Vorstellung des Ligafavoriten von der Hafenstraße.

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Der mehr kann - natürlich. Und RWE zeigte es nicht nur bei den zwei Toren zum Ausgleich, die innerhalb von 15 Minuten prima herausgespielt wurden. Die gesamte zweite Hälfte war eine Antwort wie Donnerhall. Rot-Weiss hat ein Machtwort gesprochen und hat einen weiteren kleinen Schritt in Richtung Titelgewinn gemacht. Mehr sicher nicht nach sieben Spieltagen. RWE ist neuer Tabellenführer, aber (nicht nur) mit Münster ist weiterhin zu rechnen.

Rot-Weiss Essen kommt mit neuem Schwung aus den Kabinen

Das Team von Trainer Christian Neidhart hat Moral gezeigt, der Coach selbst taktisch klug das System geändert. Dass der eingewechselte Simon Engelmann am Ende den Schlappen hinhielt zum 3:2, war ebenfalls bezeichnend. Rot-Weiss hat reichlich hochkarätige Alternativen, während den angestrengten Preußen allmählich die Luft ausging. Die zweite Hälfte der Essener war stark - und das Bild im Livestream lief auch weitestgehend rund.

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Dass Anhänger aus Essen Tore im Stadion durchbrochen haben und Jagd auf Münsteraner Fans gemacht haben sollen (so beschrieb es Preußens Pressesprecher), war nicht zu sehen. Zum Glück. Allein die Tatsache trübt die Freude an diesem erfolgreichen Spitzenspiel. „So etwas geht gar nicht“, so der einhellige Tenor. Und da gibt es auch keine zwei Meinungen. So etwas ist und bleibt einfach nur idiotisch.