Essen. Gipfeltreffen in der Regionalliga West: Preußen Münster empfängt am Dienstagabend Rot-Weiss Essen. Dennis Grote trifft auf seinen Ex-Klub.

Ein Fahrt aus Essen ins Münsterland ist für Dennis Grote (35) zur Tagesaufgabe geworden. Der Kapitän des Fußball-Regionalligisten Rot-Weiss Essen wohnt mit seiner Familie in Wettringen, einer Gemeinde, die rund 30 Kilometer von der Stadt Münster entfernt ist. Am Dienstagabend trifft der Mittelfeldspieler dort mit RWE auf Preußen Münster. Anstoß im Preußenstadion ist um 19 Uhr. Es ist das Duell der beiden Vereine, die vor der Saison zu den Topfavoriten auf den Aufstieg in die 3. Liga erklärt wurden.

RWE-Kapitän Dennis Grote ist ein Aufstiegsspezialist

Für den ehemaligen Bundesligaprofi Dennis Grote ist es nicht nur aus geographischen Gründen eine besondere Partie. Für die Preußen spielte er bereits in seiner Jugend und von 2012 bis 2014 auch als Profi. Nun soll er seinen Ex-Klub im Kampf um die Meisterschaft hinter sich lassen. Aufstiege hat der 35-Jährige bereits mit dem VfL Bochum, dem MSV Duisburg und dem Chemnitzer FC erlebt. Grotes Erfahrung ist nach dem denkbar knappen Scheitern in der Vorsaison nun auch in dieser Saison gefragt. Ob es seine letzte für Rot-Weiss Essen wird und was er sich mit seiner Mannschaft für das Spitzenspiel beim Tabellenführer Preußen Münster vornimmt, darüber hat Dennis Grote im Interview gesprochen.

Dennis Grote, das Preußenstadion ist Ihnen sehr vertraut. Mit welchen Gefühlen gehen Sie als Kapitän von Rot-Weiss Essen in dieses Spitzenspiel?

Dennis Grote: Das Münsterland ist eine Art Heimat für mich. Ich wohne hier in der Nähe mit meiner Familie. Demnach verbinde ich viele positive Dinge mit Münster. Letztlich freue ich mich auf dieses Spiel. Es ist schön, dass so eine Begegnung wieder vor Zuschauern stattfindet.

Preußen Münster und RWE wurden vor der Saison als Topfavoriten gehandelt. Läuft es auf ein Duell um den Aufstieg wie in der vergangenen Saison mit dem BVB II hinaus?

Grote: Das würde ich nicht unbedingt sagen. Auf den ersten Blick sind Münster und wir wohl die stärksten Teams. Aber die ersten Spiele haben gezeigt, dass es dieses Jahr möglicherweise nicht so einseitig wird. Wuppertal, Fortuna Köln, RWO oder auch Kölns U21 sind auf keinen Fall zu unterschätzen.

Was zeichnet Ihren kommenden Gegner Preußen Münster aus?

Grote: Das ist eine Mannschaft, die in der Rückrunde der letzten Saison schon sehr stark war und in der wenig verändert wurde. Zudem hat man den Kader gut ergänzt und ist damit, glaube ich, in der Breite nun besser aufgestellt. In den ersten Spielen war zu sehen, wie gut die Mannschaft ist.

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In den letzten beiden Spielen hat Münster gepatzt. Hat Sie das überrascht?

Grote: Jein. Natürlich war damit nicht unbedingt zu rechnen. Aber wir haben in der letzten Saison selbst erlebt, dass man gegen Rödinghausen und Ahlen stolpern kann. Auch in dieser Saison hatten wir ein Spiel gegen Straelen, das nicht nach unseren Vorstellungen gelaufen ist. Es kann gegen jeden Gegner schwer werden, das sollte uns klar sein.

Für RWE lief es nach dem Ausrutscher gegen Straelen deutlich besser. Es folgten überzeugende Siege in Wuppertal und gegen Fortuna Köln. Auch die Aufgabe Homberg wurde gelöst. Wie ist die Stimmung vor diesem Topspiel?

Grote: Wir fahren mit einer breiten Brust nach Münster. Zuletzt haben wir so gespielt, wie wir uns das vorgestellt haben. Wir haben auf jeden Fall genug Gründe, um selbstbewusst zu sein.

Sie sind ein echter Aufstiegsprofi. Mit dem VfL Bochum, dem MSV und Chemnitz sind Sie aufgestiegen. Welche Bedeutung haben die Duelle gegen die direkten Konkurrenten?

Grote: Es ist so, dass am siebten Spieltag keine Entscheidung fällt. Weder in die eine noch in die andere Richtung. Aber es ist ein direktes Duell. Wir wollen ein Zeichen setzen. Ein gutes Spiel und ein positives Ergebnis könnten einen zusätzlichen Schub verleihen.

In der letzten Saison sind Sie mit RWE knapp am Aufstieg gescheitert. Spielt das in den Köpfen noch eine Rolle?

Grote: Es war maximal bitter, das ist klar. Aber das hatten wir uns selbst zuzuschreiben. Es war definitiv mehr möglich. Leider haben wir zu viele Punkte unnötig liegen gelassen. Der Frust war nach dem Ende der Saison groß. Aber klar ist auch: Die Motivation hat nicht nachgelassen. Wir sind nach wie vor gierig und wollen es in diesem Jahr schaffen.

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Ist denn die Mannschaft in dieser Saison besser als in der vergangenen Spielzeit?

Grote: Ich möchte die Kader nicht miteinander vergleichen. Wir haben aber ganz sicher erneut ein sehr gutes Niveau. Es wurden einige Änderungen vorgenommen. Der Kader ist bewusst nicht so groß wie in der letzten Spielzeit. Aber wir haben viel Qualität dazugewonnen. Sowohl erfahrene als auch gute junge Spieler sind gekommen.

Ihr jüngster Zugang war Felix Bastians. Wie ist er im Team angekommen?

Grote: Es war ganz leicht, Felix zu integrieren. Er war vom ersten Tag an ein vollwertiges Mitglied unserer Mannschaft. Ich bin mir sicher, dass er uns weiterbringen wird.

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Sprechen wir über Ihre Situation. Sie sind seit diesem Sommer der Kapitän des Teams. Hat sich dadurch etwas geändert?

Grote: Nein, eigentlich nicht. Ich freue mich darüber und es ist sicher eine Ehre, Kapitän dieses Vereins sein zu dürfen. Aber mein Verhalten auf dem Platz oder in der Mannschaftskabine hat sich dadurch nicht verändert. Ich habe schon vorher versucht, Verantwortung zu übernehmen.

Sie sind in Ihrer dritten Saison an der Hafenstraße. Ihr Start unter Trainer Christian Titz, lief nicht so, wie Sie sich das vorgestellt haben. Wie würden Sie ihre Zeit bilanzieren?

Dennis Grote stemmt als Jungprofi beim VfL Bochum Gewichte.
Dennis Grote stemmt als Jungprofi beim VfL Bochum Gewichte. © WAZ | Joachim Kleine-Büning

Grote: Es ist kein Geheimnis, dass das erste halbe Jahr in Essen für mich und andere auch nicht zufriedenstellend war. Nach der Corona-Unterbrechung und dem Trainerwechsel lief es aber besser. Darüber bin ich sehr froh. Die letzten 1,5 Jahre waren wirklich gut.

Sie sind 35 Jahre alt, Ihr Vertrag läuft im Sommer aus. Wie geht es denn für Sie weiter? Denken Sie schon über ein mögliches Ende Ihrer Karriere nach?

Grote: Natürlich macht man sich in meinem Alter schon Gedanken über die Zukunft, das will ich gar nicht abstreiten. Ich bin noch fit und freue mich auf eine hoffentlich erfolgreiche Saison. Wir haben schon bei meiner letzten Vertragsverlängerung in Essen gesagt, dass wir im Winter schauen wollen, was für beide Seiten am meisten Sinn macht. So ist der Plan.