Bonn. Der Meisterschafts-Mitfavorit feierte beim 3:0-Sieg in Bonn einen gelungenen Saisonauftakt. Das 2:0 von Isaiah Young war das Sahnehäubchen.

Als der Stadionsprecher Mitte der zweiten Halbzeit die Zuschauerzahl von 1895 verkündete, war es wohl die Untertreibung des Tages. Die alleine kamen schon aus Essen und feierten ihre Mannschaft nach dem souveränen 3:0-Sieg im Bonner Sportpark nach Spielschluss überschwänglich. Man hatte ja auch so lange aufeinander verzichten müssen.

Mitten im Spielerpulk auch die beiden Routiniers Zlatko Janjic und Simon Engelmann, die auf dem Feld in der zweiten Halbzeit ihre gemeinsame Premiere erlebten. War so nicht geplant, wie RWE-Trainer Christian Neidhart hinterher zugab. Doch als Kevin Holzweiler kurz vor der Pause im Zweikampf einen Fingernagel ins Auge bekam und ausgewechselt werden musste, rückte Janjics Einsatz näher.

Die Gäste führten da mit 1:0, natürlich durch ein Tor von Engelmann nach 29 Minuten, der elegant Torhüter und Abwehrspieler umkurvt hatte und fast im Liegen einschob. Ausbaufähig also, die Führung, da machten zwei Spitzen durchaus Sinn.

Zwei Spitzen? Trainer Neidhart widersprach später vehement: „Gegen den Ball sieht es sicherlich so aus, aber wenn wir in der Vorwärtsbewegung sind, mit dem Ball sieht das schon anders aus, da spielen wir mit einer klaren Spitze und eher zwei Achtern dahinter. Als beide auf dem Platz waren, hatte Engel mehr den Part ganz vorne übernommen."

Ein Tor von Janjic wegen Abseits aberkannt

Es klappte jedenfalls schon recht ansehnlich. Und hätte schon nach neun Minuten der Gemeinsamkeit fast Früchte getragen: Ecke, langer Ball auf Engelmann, der ablegte in die Mitte auf Janjic, doch die Fußspitze des Neuzugangs lugte wohl ins Abseits. Ohne Eingewöhnung. „Wenn man Qualität hat, dann kann man zusammen Fußball spielen, und Engel hat ja eine Riesen-Qualität“, meinte Janjic lapidar. Auch bei der Selbstwahrnehmung mangelt es dem 35-Jährigen nicht an Selbstvertrauen: Dafür bin ich gekommen, dass wir Spiele gewinnen und dass ich Tore schieße, ich bin hier ja für das Extra gekommen.“

Großes Lob an Cedric Harenbrock für die Vorarbeit

Sowie in der 73. Minute, als Janjic mit dem 3:0 den Deckel endgültig auf die Partie machte. Cedric Harenbrock hatte diesen schönen Pass in die Tiefe gespielt, der Ex-Verler war im rechten Moment gestartet und hatte den Ball fast lässig an Torhüter Kevin Birk vorbei ins lange Eck bugsiert. „Das war ein schönes Tor, Zlatko typisch in seiner abgezockten Art“, freute sich Neidhart.

Der Torschütze weiß aber auch , sich beim Vorbereiter entsprechend zu bedanken: „Cedric kennt schon unsere Laufwege, wir wollen ja bekanntlich viel in die Tiefe spielen, das haben wir uns vorgenommen.“ Dabei fühlt sich Janjic als einzige Sturmspitze gar nicht so wohl: „Ich habe bis auf Verl eigentlich nie alleine vorne gespielt, lieber bin ich auf der Zehner-Position, da ist es deutlich einfacher für mich“, bekennt er.

Völlig abgehoben: Isaiah Young lässt sich nach seinem Traumtor zu Recht von den mitgereisten Essener Fans feiern. Foto: Thorsten Tillmann / FUNKE Foto Services
Völlig abgehoben: Isaiah Young lässt sich nach seinem Traumtor zu Recht von den mitgereisten Essener Fans feiern. Foto: Thorsten Tillmann / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Bei allen Diskussionen zwischen Engelmann und Janjic darf man aber einen nicht vergessen: Für das „gewisse Extra“ im Spiel sorgte wieder einmal Isaiah Young nach 63 Minuten. Unwiderstehlich, wie er den langen Ball aus der eigenen Hälfte unter Kontrolle brachte, sich auch vom Abwehrspieler, der wie eine Klette an ihm hing, nicht irritieren ließ, den Torwart ausschaltete und die Kugel auch am Abwehrbein auf der Linie vorbei brachte. Ein Tor, so gar nicht regionalligawürdig. „Heute hatten die Leute mal einen Live-Eindruck von Isi, und sie haben ihn am Ende zu Recht gefeiert. Das hat er im vorigen Jahr auch schon gemacht, ich weiß gar nicht, warum er immer Kritik bekam, wir haben es anders gesehen. Und wenn er jetzt auch noch anfängt, Tore zu schießen, müssen wir sehen, wie lange wir ihn noch halten können“, sieht Neidhart auch die Gefahr in dieser Top-Perfomance.

Und dann freuten sich schon alle auf Freitag: „Jetzt gegen Straelen, unter Flutlicht, die Hütte so voll, wie sie denn sein darf“, frohlockte der Coach. Und Janjic: „Wenn wir das hinbekommen, dass die Fans uns so nach vorne pushen wie heute, dann sind wir genau auf dem richtigen Weg.“ Ob mit einer oder zwei Spitzen, egal.

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