Herzlake. Vom Neuen Niemeyer erhofft sich RWE viel, er hat aber noch nicht einmal trainiert. Gastspieler Schumacher ist als Lösung nicht vorgesehen.

So richtig aufgefallen ist bei Rot-Weiss Essen auf den ersten Blick eigentlich nicht, dass Michel Niemeyer fehlt. Zu groß ist der Pulk an Spielern und zu unbekannt das Gesicht. Der neuverpflichtete Linksverteidiger von Wehen Wiesbaden hat noch nicht eine Trainingseinheit für seinen neuen Klub absolviert und ist auch nicht mit ins Trainingslager nach Herzlake gefahren, wo Trainer Christian Neidhart seine Spieler bis Freitagabend auf den Regionalliga-Start beim Bonners SC vorbereitet. Der Fußballer arbeitet unterdessen daheim in einer speziellen Reha an seiner Fitness.

Fast drei Wochen hat Niemeyer nun schon von der Vorbereitung verpasst. Keine Frage, er dürfte zunächst einmal den Anschluss verloren haben. Dabei war der erfahrenen Außenverteidiger schon als Nachfolger von Kevin Grund gehandelt worden, den es zum Oberligisten 1. FC Bocholt gezogen hat. Niemeyer würde die Lücke schließen können, davon sind die Rot-Weissen überzeugt.

Rot-Weiss Essen: Neidhart hat hohe Erwartungen an Niemeyer

„Wir haben eine hohe Erwartungshaltung an ihn“, sagt Neidhart über den 25-jährigen Niemeyer, der bereits in der 2. und 3. Liga aufgelaufen ist. „Durch seine Erfahrung und seine Ruhe am Ball wird er unserer Defensive große Stabilität verleihen“, kommentierte der Coach damals bei der Vertragsunterzeichnung. Doch daraus wird vorerst nichts.

Als Rot-Weiss Essen nach der Sommerpause wieder mit dem Training startete, hatte auch Sascha Voelcke (19) vom FC St. Pauli muskuläre Probleme, auch er ein Linksverteidiger. Doch der junge Mann befindet sich mittlerweile im Mannschaftstraining, muss allerdings auch noch reifen und einiges lernen.

Und die RWE-Fans horchten natürlich auf, als plötzlich am Donnerstag ein weiterer Linksverteidiger im Trainingslager in Herzlake auftauchte. Till Schumacher (23) ist gebürtiger Essener, spielte in der Jugend bis zur U17 auch für RWE und ist nun ein Fußballer mit Ambitionen. Zuletzt spielte in der 1. Liga Tschechiens bei Bohemians Prag. Doch wie RWE versichert, ist der „Neue“ nur Trainingsgast und kein Proband.

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„Dass Till nun bei uns ist, ist für alle Beteiligten eine klassische Win-Win-Situation“, sagte RWE-Sportdirektor Jörn Nowak dem MSPW. „Durch den Ausfall von Michel Niemeyer haben wir eine kurzfristige Vakanz auf der Linksverteidigerposition, durch die wir unser Training nicht optimal bestreiten können. Diese Lücke wird Till schließen und damit unseren Trainingsbetrieb absichern.“ Zeitgleich habe er die Möglichkeit, sich während seiner Vereinssuche unter professionellen Bedingungen fit zu halten.

Dass es auf der linken Seite ein wenig ruckelt, macht den Verantwortlichen aber keine Sorgen. Es gibt ja immer noch die Allzweckwaffe Felix Herzenbruch. Je nach taktischer Ausrichtung hat „Herze“ schon links in der Dreierkette gespielt oder in der Viererkette die Außenposition besetzt. Bewährt hat er sich dort allemal, was auch die Gelassenheit der Rot-Weissen erklärt.

Schumacher wird voraussichtlich an diesem Freitag mit RWE beim Testspiel gegen den ASC GW Wielen (18.30 Uhr in Itterbeck) auflaufen, für das 500 Zuschauer zugelassen sind. Nach dem niederländischen Zweitligisten FC Emmen (0:3) am vergangenen Dienstag, fällt der Sparringspartner diesmal einige Nummern kleiner aus.

Gegen Wielen bekommen die Spieler Praxis, die noch kaum gespielt haben

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„Da fangen alle Spieler an, die gegen Emmen nicht oder nur zeitweise gespielt haben“, stellt Neidhart schon mal klar. Ob zur Pause komplett durchgewechselt wird, steht noch nicht fest. Außerdem könnte es gut sein, dass auch der eine oder andere mal ganz geschont wird.

Normalerweise, so Neidhart, bevorzuge er in den Testspielen die anspruchsvollere Aufgabe, um besser die Schwachpunkte im eigenen Team zu erkennen und die Dinge, die noch nicht ganz so funktionieren. Doch derzeit einen hochklassigen Gegner zu finden, ist schwer, weil die 2. und 3. Liga an diesem Wochenende in die Saison starten. Und wenn, dann müsste man den auch noch in die Einöde nach Herzlake locken.