Herzlake. „Sie müssen fit werden“, sagt Rot-Weiss Essens Neidhart über das Team. Auch abseits des Platzes wird im Trainingslager „Schmerzlake“ viel getan.

Das Hotel „Aselager Mühle“ im niedersächsischen Herzlake ist wirklich ein grünes Idyll. Mitten im Wald gelegen ist es ein Hort der Ruhe und Erholung - für den normalen Gast. Nicht aber für Rot-Weiss Essen. Der Fußball-Regionalligist fährt noch bis einschließlich Freitag zwei Schichten am Tag, um sich auf die anstrengende Regionalliga-Saison vorzubereiten.

Nicht nur die Spieler kommen in Wallung und haben ordentlich zu tun. Zuweilen sieht man auch den RWE-Vorsitzenden Marcus Uhlig etwas gestresst durchs Foyer huschen. „Es gibt jede Menge zu tun, alles organisatorische Dinge“, beantwortet der Chef den fragenden Blick im „Vorbeiflug“.

Rot-Weiss Essen: Nowak und Uhlig müssen „noch mehr tun“

Jeden Morgen gehe er mit Sportdirektor Jörn Nowak ein Ründchen joggen, später treffen sich die beiden, um die Agenda Punkt für Punkt abzuarbeiten. „Wir müssen noch mehr tun“, betont Uhlig. „Letztes Jahr hat es nicht gereicht.“ Klar was er meint: Das nächste Aufstiegsrennen steht bevor, und alle von der Hafenstraße müssen mitlaufen.

Es wird ein langer, harter Weg, das ist bekannt. Mindestens so beschwerlich wie der von Dirk Kindsgrab. Der Fan-Vertreter im Aufsichtsrat, ebenfalls zu Gast in Herzlake, erkundigte sich guten Mutes an der Hotel-Rezeption nach einem Jogging-Ründchen von etwa vier Kilometern. Und kam völlig erschöpft ins Ziel. „Ich habe irgendwo die Abzweigung verpasst“, stöhnte er arg verschwitzt. Am Ende waren es fast zehn Kilometer für ihn. Eine verdammt harte Einheit, wie man unschwer am Gang erkennen konnte.

Für die Spieler geht es nach dem Training direkt in die Eistonne

Die Fußballer zieht es deshalb nach der Trainingsbelastung direkt in die beiden Eistonnen auf der Terrasse vor dem Materialraum, ansonsten auch „Salon Westrum“ genannt. Seit dem Interview von Nationalspieler Per Mertesacker bei der WM 2014 ist diese eiskalte Regeneration Kult. „Ist nicht so angenehm, aber hilft“, versichert auch RWE-Torhüter Daniel Davari.

Rot-Weiss Essen- Holzweiler findet Hafenstraße einfach geil Er musste ja nach der morgendlichen Einheit am Abend wieder fit sein, denn da stand im benachbarten Hasetalstadion das zweite Testspiel gegen den niederländischen Zweitligisten FC Emmen auf dem Programm. Nicht zur Verfügung stand Michel Niemeyer, der wegen seiner muskulären Probleme erst gar nicht mit nach Herzlake gefahren ist, sondern zu Hause in der Reha arbeitet. Die halbe Vorbereitung hat er damit schon mal verpasst. Kann besser laufen, vor allem wenn man neu anfängt bei einem Klub.

David Sauerland muss sich nach einem kleinen Faserriss noch bremsen, die beiden Jungfüchse Sascha Voelcke und Timur Kesim können Teile des Mannschaftstrainings mitmachen und werden mehr und mehr belastet.

Dennis Grote steht gegen Emmen in der Startelf

Routinier Dennis Grote indes ist nach seinem Problem mit der Achillessehne wieder fit und war auch gegen Emmen für die Start-Elf vorgesehen. „Gegen diese Mannschaft müssen wir schon einiges an Erfahrung auf den Platz bringen“, sagte RWE-Trainer Christian Neidhart vor dem Anpfiff. Er hatte den Gegner in einem Video studiert und für „sehr gut“ befunden. „Emmen spielte in der vergangenen Saison noch in der 1. Liga, das ist für uns im zweiten Test schon eine richtige Hausnummer.“

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Unverändert ist die Aufgabe, die Neidhart seinen Jungs mit auf dem Weg geben wird. „Ich will vieles von dem sehen, was wir uns schon im Training erarbeitet haben.“ Spiel mit und gegen den Ball, aus einem kompakten Block ins Angriffspressing übergehen, so die jüngsten Inhalte. „Aber wir wollen auch Präsenz zeigen und selbst Qualität mit ins Spiel bringen.“

Das Ergebnis, betont der Cheftrainer immer wieder, interessiere ihn während der Vorbereitung erst einmal gar nicht. Aber stimmt es, haben seine Spieler möglicherweise auch vieles richtig gemacht. „Die Jungs müssen die Abläufe lernen und verinnerlichen“, so das Credo. Und vor allem: „Sie müssen fit werden.“