Essen. Auf der virtuellen Sitzung gibt der Verein ein positives Bild ab. RWE-Boss Uhlig: „Trotz Corona sind wir wirtschaftlich stabil durchgekommen.“

So geht also virtuelle Jahreshauptversammlung! Fast fünf Stunden lang tagte Rot-Weiss Essen am Sonntag mit seinen Mitgliedern im Netz, wovon sich in der Spitze 515 zugeschaltet hatten. Und das Wichtigste vorweg: Bis auf ein, zwei Ruckler und Tonausfälle verlief die Mammutsitzung reibungslos - schöne Grüße auch an die blau-weiße Nachbarschaft.

Und abgesehen vom sportlichen Resümee, was sich trotz des Nichtaufstiegs und des Verpassens des Niederrheinpokal-Endspiels dennoch positiv gestaltete, herrschte auch auf den übrigen Gebieten viel Sonnenschein. So konnte RWE-Vorsitzender Marcus Uhlig mit einigem Stolz verkünden: „Wir sind durch die Coronazeit nicht nur mit einem blauen Auge gekommen, sondern stehen wirtschaftlich auch äußerst stabil da.“

In Zahlen ausgedrückt: Rot-Weiss Essen schloss das Geschäftsjahr (1.1. - 31.12.2020) mit einem Gewinn von 149.000 Euro ab, die Eigenkapitalquote beträgt nunmehr 194.000 Euro. Ins Auge sprangen in der Bilanz die außerordentlichen Erträge in Höhe von 2,29 Millionen, in erster Linie Corona-Ausgleichszahlungen des Landes NRW sowie der finanzielle Verzicht der Dauerkarten-Inhaber, die in dieser schweren Zeit dem Verein zur Seite standen, was Marcus Uhlig einfach nur „überragend“ nennen konnte.

Von den Peljhan-Millionen nur die Hälfte gebraucht

Dass von den vom strategischen Partner Sascha Peljhan bereitgestellten drei Millionen Euro (2019 und 2020) nur „die Hälfte“ bislang in Anspruch genommen werden mussten, ist natürlich auch auf die „Sonderkonjunktur“ DFB-Pokal zurückzuführen, wo der Regionalligist bekanntlich das Viertelfinale erreichte. „Und ich glaube, man muss kein Prophet sein, um feststellen zu können: Hätten wir den DFB-Pokal sowie das Niederrheinpokal-Finale gegen Kleve vor Zuschauern spielen dürfen, dann hätten wir selbst dieses Geld nicht in Anspruch nehmen müssen“, meinte der RWE-Boss, der später mit 98 Prozent der Stimmen entlastet wurde, mit einigem Stolz.

Ein wenig Wasser in den Wein floss allerdings, als auf Nachfrage aus der Versammlung Marcus Uhlig bestätigen musste, dass die DFB-Pokal-Einnahmen auch das Konto von Rechte-Vermarkter Michael Koelmel ein wenig gefüllt haben, „der Vertrag läuft weiterhin, wir stehen in Verhandlungen für die Zukunft“, so Uhlig.

RWE: Neue LED-Anzeigetafel zur neuen Saison

Geld in die Hand nehmen wird RWE auch in der kommenden Saison – und damit ist nicht nur der Spieleretat gemeint. Im Stadion, genauer Gästetribüne, wird zur neuen Saison reichlich an der Platzverteilung geschraubt, damit der Verein schon jetzt die 3. Liga-Auflagen erfüllen kann.

Und mit Saisonstart wird es unterm Dach der Gästetribüne eine riesige LED-Anzeigetafel geben, Kostenpunkt 210.000 Euro, auch eine Auflage für Liga Drei. Der Verein wird bei den Kosten in Vorlage gehen, die GVE als Betreiber des Stadions wird diese im Falle eines Aufstiegs zum Marktwert erwerben. Mit der Anzeigetafel hofft Uhlig wiederum rund 50.000 Euro Mehrerlöse bei Sponsoren zu generieren.

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Im sportlichen Teil musste Sportdirektor Jörn Nowak konstatieren, dass man den Aufstieg „um Haaresbreite“ verpasst habe, bei einem phänomenalen Punkteschnitt von 2,25, was in den letzten zehn Jahren in allen Regionalligen zum Aufstieg gereicht hätte. Und auch das leidige Thema BVB mit dem am Ende unberechtigten Einspruch blieb natürlich nicht unerwähnt.

RWE wollte Transparenz

„Wir wollten nichts weiter als Transparenz vom Verband in dieser Sache, da wir es auf Auskunftsebene nicht bekommen haben, mussten wir erst in die Verhandlung gehen“, begründete Nowak den unpopulären und von anderen Klubs kritisierten Schritt.

Auch mit Blick auf die kommende Saison und die mittlerweile 15 Abgänge hatte der Sportdirektor eine schlüssige Erklärung parat: „Bei einigen ist die Frust-Toleranzgrenze in Coronazeiten immer weiter gesunken, etliche Spieler sind aus der U23-Regel herausgewachsen, zudem wollen wir den Kader verkleinern – die 15 Abgänge waren unumgänglich.“ Richtig bedauert habe er nur die Abgänge von Kevin Grund und Kapitän Marco Kehl-Gomez.

RWE wird keine Kommanditgesellschaft auf Aktien

Ganz am Ende, nach fast fünf Stunden, hatte Marcus Uhlig noch einen Antrag auf Änderung parat, die für den Verein wegweisend sein wird: Die Initiative „Essen unverkäuflich“ beendete einen Antrag der Mitgliederversammlung aus dem Jahr 2017, wonach sich der Verein in eine KG auf Aktienbasis ausgliedern darf. Dieses wurde mit 97 Prozent der Stimmberechtigten „ersatzlos aufgehoben“. Wo Rot-Weiss drauf steht, bleibt Rot Weiss drin.

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