Essen. Rot-Weiss Essen reitet auf einer Erfolgswelle. Sportchef Jörn Nowak spricht über die Gründe, das Pokal-Viertelfinale und die Kaderplanung.
Es könnte nicht viel besser laufen in dieser Saison für den Fußball-Regionalligisten Rot-Weiss Essen. In der Meisterschaft ist RWE nach 22 Spielen noch ungeschlagen und liefert sich ein spannendes Aufstiegsrennen mit der U23 von Borussia Dortmund. Bundesweite Schlagzeilen brachte dem Viertligisten der sensationelle 2:1-Erfolg über Bayer Leverkusen im DFB-Pokal ein. RWE steht zum ersten Mal seit 1994 im Viertelfinale dieses Wettbewerbs und trifft dort am 3. März (18:30 Uhr) auf den Zweitligisten Holstein Kiel.
Durch die Erfolge gegen Arminia Bielefeld, Fortuna Düsseldorf und Leverkusen hat RWE rund zwei Millionen Euro eingenommen. Über den warmen Geldregen, die sensationelle Saison, aber auch über das TV-Ärgernis haben wir mit Rot-Weiss Essens Sportdirektor Jörn Nowak (34) gesprochen, der den Klub von der Hafenstraße seit seinem Dienstbeginn im Sommer 2019 zu einem Top-Team geformt hat.
Aktuell müssen die Essener eine Zwangspause einlegen. Denn das für Samstag geplante Auswärtsspiel bei Rot Weiss Ahlen fiel der Witterung zum Opfer. Bereits in der vergangenen Woche musste der Showdown gegen den BVB II abgesagt werden. Zeit also für ein Interview.
Jörn Nowak, auch das Spiel in Ahlen fällt dem Wetter zum Opfer. Kommt der Mannschaft die Zwangspause nach dem intensiven Spiel gegen Bayer Leverkusen entgegen oder machen Sie sich Sorgen um den ohnehin schon engen Spielplan?
Jörn Nowak: Das Spiel gegen Leverkusen ist jetzt ja schon mehr als eine Woche vorbei, daher hätten wir natürlich sehr gerne gespielt. Leider lassen es die aktuellen Witterungsbedingungen nicht zu, das können wir aber nicht ändern. Wir haben die Woche genutzt, um nochmal intensiv an der Fitness der Spieler zu arbeiten. Daher graut es mir überhaupt nicht vor den englischen Wochen. Wir haben einen breiten Kader und wir werden diese Belastung gut wegstecken.
Der Zustand des Rasens im Stadion Essen bereitete zuletzt Probleme. Auch der Trainingsplatz ist in keinem guten Zustand. Im Pokal war es ein Vorteil. Könnte sich der Platz im Liga-Altag noch als Nachteil erweisen?
In der Liga sind wir immer der Favorit und darum bemüht, spielerische Lösungen zu finden. Da hilft dir ein guter Platz natürlich. Im Übrigen ist unser Platz aber nicht so schlecht, wie er optisch wirkt. Wir haben alle unsere sechs Tore im DFB-Pokal herausgespielt. Das zeigt einerseits die Qualität unserer Mannschaft und andererseits, dass unser Platz keinen guten Fußball verhindert.
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Wie sehen die Pläne bezüglich der Rasenpflege aus?
Erst einmal müssen wir jetzt natürlich abwarten, bis die Schneedecke abgetaut ist. Danach wird unser Greenkeeper-Team dafür sorgen, den Platz möglichst trocken und eben zu machen. Wir sind hier in einem guten Austausch mit der GVE.
Sprechen wir noch einmal über den Pokal: Wie würden Sie die Chancen gegen Holstein Kiel einschätzen?
Holstein Kiel ist natürlich Favorit, sie spielen nicht umsonst um den Aufstieg in die Bundesliga mit. Aber in einem Pokalspiel ist immer alles möglich, das haben unsere bisherigen Duelle gezeigt. Wir werden auch in diesem Spiel unsere Chancen bekommen und werden versuchen, diese zu nutzen. Das Spiel gegen Kiel ist aber Zukunftsmusik. Jetzt gilt unser voller Fokus dem SV Lippstadt und Fortuna Düsseldorfs U23.
Viele Fans beschweren sich darüber, dass das Spiel gegen Kiel nicht im Free-TV zu sehen ist. Können Sie den Ärger der Fans nachvollziehen?
Ich finde das vor allem für unsere Fans schade, die uns nicht im Pay-TV verfolgen können. Für die Mannschaft ändert sich aber nicht viel, Kameras stehen ja trotzdem hinter dem Tor (lacht). Ungeachtet der TV-Übertragung sind wir mit der Terminierung aber zufrieden. Wir können die Dienstagsspiele nutzen, um das Pokalfeeling aufzusaugen und spielen dann am Mittwoch zur altbewährten Anstoßzeit. So können wir an unseren etablierten Abläufen am Spieltag festhalten.
RWE spielt eine herausragende Saison, ist nach wie vor ungeschlagen. Was zeichnet diese Mannschaft aus?
Jeder Spieler, der hier an der Hafenstraße unter Vertrag steht, identifiziert sich zu 100% mit dem Verein und unseren Zielen. Es ist keine Floskel, wenn wir sagen, dass jeder einzelne unser großes Ziel in den Fokus rückt. Darüber hinaus haben wir natürlich eine große individuelle Qualität, die wir Woche für Woche abrufen.
Welchen Anteil daran hat der Trainer?
Christian Neidhart moderiert diese Mannschaft sehr gut. Er hält die Stimmung hoch, obwohl sich jede Woche Spieler auf der Bank oder der Tribüne wiederfinden, die bei den meisten Regionalligisten Stammspieler wären. Aber auch unser restliches Trainerteam leistet hervorragende Arbeit. Wir funktionieren im Kollektiv sehr gut.
Der Einzug in das Viertelfinale hat sich auch finanziell gelohnt. Inwiefern erleichtert das die Planung der neuen Saison?
Erst einmal sind diese zusätzlichen Einnahmen sehr wertvoll, um unbeschadet aus dieser Saison zu kommen. Dadurch erleichtert es natürlich auch die Planung für die Zukunft, das ist ganz klar.
Wie weit ist die Planung für die neue Spielzeit? Würden Sie auch in der 3. Liga auf den Stamm dieser Mannschaft setzen?
Unsere Zukunftsplanung läuft immer parallel zum Tagesgeschäft, daher sind wir auf einem guten Weg. Man sieht an der Tabelle, dass wir im letzten Sommer einige gute Entscheidungen getroffen haben und dass unser Team funktioniert. Wir vertrauen unseren Spielern und wissen, was wir an ihnen haben. Aber Fußball ist immer auch Tagesgeschäft, daher gilt es für alle, die gezeigten Leistungen zu bestätigen und sich für kommende Aufgaben zu empfehlen.
Wie steht es um Sie persönlich? Liegt das Thema Vertragsverlängerung bereits auf dem Tisch?
Wir wollen gemeinsam langfristig etwas Nachhaltiges entwickeln, und damit haben wir gefühlt gerade erst angefangen. Meine Vertragssituation setzt aber weder mich noch den Verein unter Druck. Daher können wir uns derzeit ausschließlich auf unsere großen Ziele in dieser Saison fokussieren.