Wegberg-Beeck. RWE-Boss Marcus Uhlig: „Dann steigen wir halt nächstes Jahr auf!“ Zuvor bedankte sich Trainer Neidhart in einer flammenden Rede bei den Fans.

Waldemar Wrobel muss es geahnt haben. Als der Begleitbus der Rot-Weissen mit Ersatzspielern und Funktionsträgern in Wegberg-Beeck vorfuhr, entstieg der Ex-Trainer und das jetzige RWE-Aufsichtsratsmitglied dem Bus - im knallgelben Poloshirt. Ein unbedachter Griff beim Anziehen im Halbdunkeln - oder doch die Prognose des Fußball-Nachmittags?

Am Ende dieses denkwürdigen letzten Spieltages jedenfalls triumphierte Schwarz-Gelb: Borussia Dortmunds U23 ließ sich beim 2:1-Auswärtssieg in Wuppertal nicht mehr den Schmalz vom Aufstiegsbrot nehmen, da geriet der 2:0-Erfolg der Rot-Weissen in Wegberg-Beeck bestenfalls noch zur Garnitur. Eine Halbzeit lang und noch in der Pause durften die Essener vom großen Ziel träumen, dann war es vorbei.

Dabei war die Zeit kurz nach 14 Uhr noch so voller Verheißung. Führung durch Daniel Heber nach nur 40 Sekunden, Simon Engelmann legte nach nur elf Minuten das 2:0 nach - es schien so, als wollten die Rot-Weissen die Gastgeber überrollen. Drei Minuten später war alles Makulatur. Oguzhan Kefkir ließ sich im Anschluss an ein Gerangel mit dem bärenstarken Jeff-Dennis Fehr zu einem wirklich dämlichen Nachtreten hinreißen. Die folgende Rote Karte war nicht diskussionswürdig.

Da gab es keine zwei Meinungen: Völlig zurecht zeigte Schiedsrichter Steffens wegen Nachtretens Oguzhan Kefkir (38) die Rote Karte.
Da gab es keine zwei Meinungen: Völlig zurecht zeigte Schiedsrichter Steffens wegen Nachtretens Oguzhan Kefkir (38) die Rote Karte. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Und um es vorsichtig auszudrücken: Der Platzverweis des 29-jährigen Angreifers, der in den letzten Wochen einer der stärksten und effektiven Akteure im RWE-Dress war, wird seine Position im Verhandlungspoker um einen neuen Vertrag nicht gerade verbessert haben. Das könnte es für ihn bei RWE gewesen sein. Doch die Mannschaft schluckte auch klaglos diesen Bärendienst und rückte für die restlichen fast 80 Minuten noch enger zusammen. Und wenn die Reihen doch mal bröckelten, wurden sie schnell vom lautstarken Kapitän Marco Kehl-Gomez wieder zur Ordnung gerufen.

Die RWE-Fans wurden immer leiser

So machten sie brav ihre Hausaufgaben, wie eigentlich fast immer in dieser langen Saison, fühlten sich zur Pause - mit der Wuppertaler Führung im Rücken - ein bisschen wie die Aufsteiger, um am Ende dann doch nur bittere Tränen zu vergießen. Man sammelte sich kurz im Mittelkreis, um anschließend den mitgereisten Fans, die die Polizei in eine Ecke hinterm Stadion geführt hatte, ihren Dank und Besuch abzustatten.

Die waren nach lautstarkem Beginn mit fortlaufender Spielzeit immer leiser geworden, als sich die Nachrichtenlage aus dem Wuppertaler Zoo verschlechterte. Nach Abpfiff prasselte tröstender Applaus auf die Spieler nieder und ihr Wort-Anführer versprach, auch in der nächsten „verfi….. Regionalligasaison das Team auch bis nach Rödinghausen wieder zu begleiten.“

RWE-Trainer Neidhart ergriff das Megaphon

Dann ergriff RWE-Coach Christian Neidhart das Megaphon und hielt eine spontane Rede, die stark an den Balkon-Auftritt eines Louis van Gaal in München erinnerte: „Auch wir wollen Danke sagen. Zwar war es ein hartes Jahr für uns, ohne Unterstützung, ohne Euch - aber wir haben Euch gespürt. Wir haben eine sehr gute Saison gespielt, wir haben ein geiles Fundament beim Verein. Und auf diesem Fundament werden wir aufbauen und gemeinsam unseren Weg gehen.“ Da tobten die Fans.

Sollten Neidhart unter der Woche nur leise Zweifel gekommen sein, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte, als er der heftig um ihn werbenden „Braut“ Eintracht Braunschweig einen Korb gab - in diesem Moment dürften sich alle Zweifel erledigt haben. „Eine Ehrenrunde in der vierten Liga zu drehen, das hatte ich mir auch anders vorgestellt, aber ich habe mich der Verantwortung gestellt - und da bin ich nicht der Erste, der abhaut.“

RWE-Chef Uhlig richtet Kampfansage an die Konkurrenz

Allerdings weiß auch er, dass es in der kommenden Saison kaum einfacher wird: „90 Punkte zu wiederholen, das ist schon brutal schwer. Ich denke, dass die Liga noch mal ausgeglichener wird, die anderen Traditionsvereine haben alle einen Anspruch. Und wir wissen ja, wir müssen immer etwas mehr tun als die anderen, gegen uns sind alle doppelt heiß.“

Da darf sich der Trainer der Unterstützung seitens des Vorstandes aber sicher sein: „Wir werden uns schütteln, wir werden analysieren, was nicht optimal ist. Aber wir werden in die nächste Saison mit einer ,Jetzt-erst-Recht-Stimmung’ reingehen - und dann steigen wir halt nächstes Jahr auf“, verkündete RWE-Vorsitzender Marcus Uhlig. So geht Kampfansage.