Essen. Am kommenden Samstag wird das Meisterrennen in der Regionalliga West sportlich entscheiden. Peter Neururers Wuppertaler SV will RWE helfen.

Seit rund vier Wochen ist Peter Neururer (66) zurück im Fußballgeschäft. Der frühere Bundesliga-Trainer ist in den Vorstand des Regionalligisten Wuppertaler SV gerückt. Seine Schwerpunkte werden die Bereiche Sport, Marketing und Kommunikation sein. Er soll dem Traditionsverein aus dem Bergischen Land dabei helfen, wieder deutlich bessere sportliche Zeiten zu erleben.

Ein erster Schritt wurde bereits gemacht. Der WSV gewann am vergangenen Samstag den Niederrheinpokal und steht somit in der ersten Runde des DFB-Pokals. Im Rampenlicht wird Wuppertal auch am kommenden Samstag stehen. Denn der ehemalige Bundesligist hat am letzten Spieltag die Möglichkeit, Einfluss auf das Meisterrennen in der Regionalliga West zu nehmen. Der Tabellenzwölfte empfängt Spitzenreiter Borussia Dortmund II (14 Uhr). Ein Sieg gegen den BVB und Verfolger Rot-Weiss Essen hätte die Möglichkeit, an den Dortmundern vorbeizuziehen. Im Interview mit dieser Redaktion macht WSV-Vorstand Neururer seinen Ex-Klub RWE, für den er 1987 als Trainer arbeitete, durchaus Hoffnung auf ein mögliches Wunder.

Peter Neururer, am Samstag steht der Wuppertaler SV im Rampenlicht. Ihre Mannschaft könnte am letzten Spieltag das Aufstiegsrennen entscheiden. Wie gehen Sie damit um?

Peter Neururer: Wir nehmen eine passive Rolle in diesem grandiosen Aufstiegsfinale ein. Irgendwann wollen wir auch aktiv dabei sein. Nun sind wir am Samstag das Zünglein an der Waage. Ich hoffe, dass sich unsere Mannschaft sportlich in die Entscheidung um die Meisterschaft einbringen darf. Und zwar im besten Sinne. Wir haben das Ziel, Borussia Dortmund II zu schlagen.

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Sie haben eine Essener Vergangenheit und wissen, was los wäre, wenn Sie RWE am Samstag zum Aufstieg verhelfen würden. Können Sie den Essenern etwas Mut machen?

Rot-Weiss Essen war der Steigbügelhalter für meine gesamte Profilaufbahn. Ohne RWE wäre ich niemals zu 619 Pflichtspielen als Trainer im Profibereich gekommen. Essen hat mir eine Chance gegeben. Dafür bin ich dem Verein ewig dankbar. Leider ist mein Einfluss als Vorstandsmitglied aktuell gering. Aber ich werde diesen voll nutzen, um Rot-Weiss Essen am Samstag zu unterstützen. Was wir wollen, sind sportliche Fairness und ein ehrlicher Wettkampf. Wir werden an diesem letzten Spieltag alles reinhauen, was möglich ist. Wer am Ende oben steht, hat es auch verdient. Letztlich ist noch nie ein Verein unverdient auf- oder abgestiegen.

Bestimmendes Thema in dieser Woche vor dem Finale ist der Einspruch von Rot-Weiss Essen gegen mehrere Spielwertungen. Der Aufstieg könnte sogar am grünen Tisch entschieden werden. Wie stehen Sie zu diesem Fall?

Die aktuelle Diskussion in der Regionalliga über die coronabedingten Absagen der BVB-Spiele und den Einspruch von Rot-Weiss Essen in Bezug auf Borussia Dortmund finde ich sehr peinlich. Ich kenne keine genauen Hintergründe, es ist nur mein persönliches Empfinden. Dabei möchte ich mich auf keine Seite stellen oder irgendeine Partei beschuldigen. Aber da geht es um zwei Mannschaften, die beide überragende Leistungen gezeigt haben. Beide Teams können auf über 90 Punkte kommen, aber eine Mannschaft steigt nicht auf - das ist aus sportlicher Sicht tragisch, keine Frage. Aber dass nun irgendwelche Dinge über den grünen Tisch versucht werden, finde ich im sportlichen Sinne nicht gut. Ich weiß nicht, wer recht oder unrecht hat. Der Vorgang zu diesem Zeitpunkt ist jedenfalls aus meiner Sicht unangebracht.

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Der Wuppertaler SV wird doch sicher ein Eigeninteresse haben. Wer wäre Ihnen als Gegner in der kommenden Regionalliga-Saison lieber?

Man kann fest davon ausgehen, dass Rot-Weiss Essen, sollte es am Samstag nicht reichen, in der kommenden Saison der klare Top-Favorit auf den Aufstieg sein wird. Unser Plan sieht gar nicht vor, dass wir uns schon in der nächsten Spielzeit mit Teams wie RWE oder dem BVB messen. Natürlich wollen wir mit dem WSV so hoch wie möglich spielen, aber unser Konzept ist nicht darauf aufgebaut, dass der Aufstieg für uns im nächsten Jahr Pflicht ist. Rot-Weiss Essen ist noch weit vor uns. Wir verfolgen mit Blick auf Samstag keine langfristigen Interessen.

Sie sind seit einigen Wochen in Wuppertal dabei und haben mit dem Sieg des Niederrheinpokals einen ersten Erfolg miterlebt. Wie sind Ihre ersten Eindrücke?

Es soll bloß niemand auf die Idee kommen, diesen Erfolg mit mir in Verbindung zu bringen. Das wäre Blödsinn. Ab der kommenden Saison kann man mich einbeziehen. Die Protagonisten, die aktuell am Werk sind, haben es bisher toll gemacht. Friedhelm Runge hat dem Verein Möglichkeiten zur Verfügung gestellt, die es in Wuppertal lange nicht mehr gab. Wir hoffen nun auf einen positiven Saisonabschluss und im nächsten Jahr greifen wir an.