Essen. Uralt-Ultra-Präsident von Rot-Weiss Essen glaubt auch wieder an Aufstiegschance. Und er ist am Samstag beim Liga-Showdown auf alles vorbereitet.

Was für eine Saison, was für ein Duell zweier Vereine. 41 Spieltage sind in der Regionalliga West absolviert und der Kampf um Platz eins ist immer noch nicht entschieden. Okay, kein Novum im Fußballgeschäft. Das Besondere, das Außergewöhnliche daran: Rot-Weiss Essen ist einer der beiden Kontrahenten.

Wann gab es diese Konstellation zuletzt? Die Achterbahnfahrt der Gefühle endet Samstag. Noch hat der BVB-Zwei drei Punkte Vorsprung. Die Betonung liegt auf „noch“. Hatte ich in den letzten Wochen den Aufstieg bereits mehr oder weniger abgehakt und mich nach der Pleite in Köln auf ein weiteres Jahr in Liga Vier eingerichtet, so bin ich jetzt, hier und heute, vom Aufstieg überzeugt.

Dortmunder Heimsieg keineswegs überzeugend herausgespielt

Diese Zeilen schreibe ich unmittelbar nach dem Ende der guten, professionellen Liveübertragung vom BVB TV, von der Begegnung der Dortmunder Borussen gegen den Tabellenletzten und nun feststehenden Absteiger, dem SV Bergisch Gladbach. Der 3:1 Sieg der Heimelf war verdient, doch keineswegs überzeugend herausgespielt. Die Jungstars wirkten müde, platt und strotzten nicht gerade vor Selbstbewusstsein.

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So leichtfüßig die Schwarz-Gelben noch in Essen auftrumpften, so schwerfällig quälten sie sich zeitweise über den saftig grünen Rasen im Stadion Rote Erde. Die beiden Reporter sahen und sehen das natürlich anders. Ich kann es ihnen nicht verdenken. Vielleicht haben sie ja recht.

Rote Erde, was für ein geschichtsträchtiger Name und Schauplatz unvergessener Duelle beider Clubs, deren Fanlager angeblich vor langer, langer Zeit freundschaftlich miteinander verbunden gewesen sein sollen. Davon ist kaum noch etwas übrig. Man hat sich auseinandergelebt, obwohl im Einkaufszentrum Limbecker Platz ein gemeinsamer Fan-Shop Anderes suggeriert.

Duelle auf hohem Niveau bleiben haften

Genauer betrachtet, füllt RWE mit seinem Sortiment dort nur wenige Regale, als „Juniorpartner“ und Türöffner für Essener Bürger und Bürgerinnen vermutlich eher die Kassen der Schwarz-Gelben.

„Amateure, Amateure, vom BVB 09“ skandierten Borussen-Fans nach dem Abpfiff gegen Bergisch Gladbach. In diesem Text steckt so viel Wahrheit, wie in den Wahlprogrammen sämtlicher Parteien. Ob die Kluft jemals wieder zu kitten ist? Billy the Kitt ist da der falsche Ansprechpartner. Doch solche Nebensächlichkeiten interessiert derzeit nur eine Randgruppe und am Rande, der Sport steht im Mittelpunkt. Endlich.

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Wollen weiter zusammen jubeln: Jörn Nowak, Marcus Uhlig und Christian Neidhart, hier beim Pokalspiel gegen Arminia Bielefeld.
Von Martin Herms, Ralf Wilhelm, Philipp Ziser

Duelle auf Augenhöhe, mit extremen Wendungen, verbittert auf hohem Niveau geführt, die bleiben haften, in positiver Erinnerung. Da darf sich auch der Zweite als Sieger fühlen und nicht so wie in Liga Eins.

Abwehr-Legende Werner Kik bleibt in Erinnerung

In Erinnerung bleibt der leider vor Kurzem verstorbene, ehemalige RWE-Abwehrrecke, Werner Kik. Wer nach Gründen sucht, warum tausende Menschen unverdrossen mit Rot-Weiss Essen fiebern, dem Verein den Aufstieg vom Herzen gönnen, kommt an Werner Kik nicht vorbei. Auf dem Platz sowieso nicht. Zick-Zack-Zick, Werner Kik! Danke für alles, Werner!

Danke auch an Christian Neidhart, für sein Treuebekenntnis zu Rot-Weiss Essen. Ich hatte allerdings nichts anderes von „The Rock“ erwartet. Mit 52 Jahren ist er eben noch nicht in den Wechseljahren, auch wenn einige Schiedsrichterentscheidungen bei ihm Hitzewallungen auslösen.

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Rot-Weissen blicken auch nach Wuppertal

Samstag gilt es. Die Mannschaft muss, die Fans dürfen nicht zum Spiel nach Wegberg-Beeck reisen. Aus Sicherheitsgründen, nicht wegen Corona. Der BVB-Unterbau bekommt es mit unseren sozialen Freunden aus Wuppertal zu tun. Ich mag die Bergischen. Sollte ich jemals, irgendwann mal etwas anderes behauptet haben, wurde das garantiert aus dem Zusammenhang gerissen.

Verdammte Zwickmühle. Zu viele Feinde sollte man sich im Leben besser nicht machen. Ich bin auf alles vorbereitet. Auf einen Siegeszug von RWE, Autokorsos der Fans oder ganz umweltfreundlich, auf eine Aufstiegstour mit dem Rad. Es wird nicht der Eiermann sein, der klingelnd durch die Straßen rollt. Und sollte RWE es nicht schaffen, dann halt im nächsten Jahr. Ganz sicher!