Essen. Der Uralt-Ultra-Präsident von RWE über das letzte Heimspiel der Saison mit Zuschauern und den bewundernswerten Optimismus der Essener Fans.

Es ist wie verhext. Da sehnt man sich monatelang nach einem Stadionbesuch, kann es kaum erwarten, die Mannschaft wieder live erleben zu dürfen, hautnah, zusammen mit mehreren hundert anderen Gewinnern einer Eintrittskarte und doch kam kaum Freude bei mir auf. Wie auch?

Als es noch richtig lief, als die Euphorie rund um Rot-Weiss Essen ungeahnte Höhen erreichte, da fühlte ich mich wie ein Hund vor dem Supermarkt: „Wir müssen draußen bleiben“. Dann platzte die Nachricht von der Weiterbeschäftigung des wohl besten Innenverteidigers der Liga, Daniel Heber, herein. Ja Mai, ist denn schon Weihnachten? Ich war baff. Was für eine grandiose Meldung! Damit hatte ich nicht gerechnet. Arbeitspapier für Heber – super, Arbeitgeber!

Zurück im Revier mit großem Gefühl und bester Laune

Als ich das Stadion betrat, lief in mir Westernhagens Song „Wieder hier“ in Endlosschleife. Endlich wieder hier, in meinem Revier! Große Gefühle, auch weil man viele altbekannte Gesichter sah, zwar mit Maske, aber trotzdem offen und ehrlich. Nur die vielen freien Plätze, die verwaiste West, trübten ein wenig das emotionale Gesamtbild.

Dafür sorgte die Mannschaft umgehend für beste Laune. Es klingt komisch, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, als wenn die Neidhart-Schützlinge nach der schmerzhaften Niederlage in Köln, befreit vom Siegen müssen, einfach nur Fußball spielen wollten. Herrliche Kombinationen, unwiderstehliche Dribblings, temporeiche Angriffe, wunderbare Tore.

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„Fußballgott“ Marcel Platzek verabschiedet

Das Spiel hatte wenig von einem Meisterschaftsspiel, es war eher eine Darbietung für die Galerie. Wahrscheinlich waren die Lotteraner mit ihren Gedanken bereits beim Westfalenpokal-Endspiel am Samstag gegen Preußen Münster?! Wie auch immer, es hat Spaß gemacht, den 5:2 Sieg von RWE hautnah miterleben zu dürfen.

Bewegend auch die Verabschiedung von „Fußballgott“ Marcel Platzek. Rot-Weissen Dank für all die Jahre an der Hafenstraße 97A. Wer wird ihm noch folgen, vielleicht sogar zu seinem neuen Verein, dem FC Bocholt? Personalfragen werden bekanntlich heftig und kontrovers diskutiert. Es bleibt also spannend, wenn auch weniger auf dem Rasen.

Relativ erfolgreiche Spielzeit und ein schwarzes Loch

Wobei rein rechnerisch noch was gehen könnte mit dem Aufstieg. Ich bewundere die Optimisten unter den RWE-Fans. Sie geben einfach nicht auf. Wie sehr wünsche ich ihnen, dass sie Recht behalten werden. Allein mir fehlt der Glaube. Davon ab: Wie man die Saison bewertet, liegt im Auge des Betrachters.

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Mein Auge sieht das so ähnlich wie Albert Einstein ihm seine Relativitätstheorie: Die Saison war relativ erfolgreich, am Ende sind wir in ein schwarzes Loch gefallen, doch klar ist auch, RWE ist keine Lichtjahre mehr von Liga drei entfernt.

Von einer noch höheren Liga wage ich nicht zu träumen. Essen, die dritte Kraft im Revier? Vorerst nicht. Da wären noch der BVB, der VfL Bochum, S04 und der MSV Duisburg. Ein Segen, dass Krefeld nicht auch noch zum Ruhrpott zählt. Gratulation im Übrigen an die Bochumer zum Aufstieg in Beletage des deutschen Fußballs. Sie sind am Ziel, aber sind sie deshalb besser dran?

Formel-2-Pilot schwärmt für den VfL Bochum

„Ich war schon immer Bochum-Sympathisant, jetzt bin ich richtiger Fan“. Sag´ nicht ich, sagt Lirim Zendeli, Formel-2-Pilot. Fragt sich nur, wie schnell solche „Fans“ weiter rasen, wenn der VfL nicht mehr ganz oben mitmischen darf oder gar mehr als ein Jahrzehnt in Viertklassigkeit verharrt.

Liebe kennt keine Liga. Fan-Dsein ist keine Modeerscheinung. Hat was mit Lebenseinstellung zu tun. RWE ist nicht UNAUFSTEIGBAR, schon gar nicht UNVERWUNDBAR, Rot-Weiss Essen ist UNKAPUTTBAR.

Bleibt zuversichtlich.

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