Essen. Die RWE-Zugänge Marco Kehl-Gomez und Dennis Grote sind es gewohnt, Verantwortung zu übernehmen. Einer von ihnen könnte neuer Kapitän werden.
Ruhetag an der Hafenstraße: Vor der Abfahrt am Dienstag um neun Uhr ins Trainingslager nach Herzlake gönnte RWE-Coach Christian Titz seinem Kader noch einmal einen freien Tag, um Kräfte zu sammeln. Schließlich wird bei diesen tropischen Temperaturen auch in Niedersachsen bei den Doppelschichten ordentlich der Schweiß fließen. Das Team soll sich einspielen, kennenlernen und idealerweise schon einmal die ersten Hierarchien bilden.
Zwei heiße Kandidaten für das Kapitänsamt konnten beim 13:0-Sieg in Bottrop jeweils eine Halbzeit lang besichtigt werden. Zu Beginn führte Neuzugang Marco Kehl-Gomez die Mannschaft im Jahnstadion mit der Kapitänsbinde aufs Feld. „Es war eine große Ehre für mich, ich übernehme gerne Verantwortung. Ob ich die Binde jedoch weiterhin tragen darf, ist noch nicht geklärt“, meinte der 27-Jährige in eidgenössischer Bescheidenheit. Den Anspruch mit Leistung zu untermauern fiel dem Innenverteidiger gegen den Bezirksligisten natürlich schwer, er litt wie Nebenmann Alexander Hahn in den 45 Minuten unter chronischer Unterbeschäftigung. „Dennoch muss man die Spannung immer hoch halten, kicken können die auch“, so der gebürtige Züricher zu der mentalen Herausforderung.
Ex-Trainer Karsten Neitzel hatte sich intensiv bemüht
Was es zu tun gab, das erledigte der Ex-Saarbrücker mit Ruhe und Abgeklärtheit; ein Spiegelbild dessen, was er hinterher verbal zum Besten gab. Die Essener in Person von Ex-Trainer Karsten Neitzel hatten gut ein halbes Jahr an ihm „rumgebaggert“, ehe der Wechsel an die Hafenstraße feststand. Florian Bichler, Ex-Teamkamerad aus Elversberger Zeiten, hatte ihn sogar mit einem selbst geschnittenen Best-of-Video mit RWE-Sequenzen gelockt. „Was hier abging in den ersten Wochen, das hat mich schon beeindruckt, einen persönlichen Eindruck konnte ich mir dann beim Pokalspiel gegen Uerdingen verschaffen, danach war der Fall für mich klar.“
Der Verein, das ganze Umfeld, sei extrem erfolgshungrig, „das deckt sich mit meinen persönlichen Zielen, dafür bin ich hierher gekommen“, so Kehl-Gomez, der noch bis Ende des Monats im Hotel wohnt, danach kommt „die Family“ aus Saarbrücken ins Ruhrgebiet: „Wenn ich dann wieder alle um mich herum habe, ist es nochmal ein Stück leichter.“
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Große Konkurrenz um die Kapitänsbinde bekommt der Schweizer wohl aus dem Mittelfeld: Auch Dennis Grote strahlte bei seinem Debüt im RWE-Trikot gleich die Autorität aus, die ihn für das Amt prädestiniert. „Auf dem Platz wie in der Kabine will ich vorleben, welche Dinge wichtig sind. Aber letztlich muss man mit Leistung voran gehen, sonst glaubt einem keiner“, so das Motto des 32-jährigen Muster-Profis.
In Chemnitz war die Grote-Mission erfüllt
Der gebürtige Pfälzer, seit seinem 16. Lebensjahr aber im Pott daheim, hatte zuletzt Aufbauarbeit in Chemnitz geleistet, mit der Rückkehr in die Dritte Liga sah er seine Mission erfüllt. „In Chemnitz hat es viel Spaß gemacht, und ich sehe viele Parallelen zur Hafenstraße. Aber jetzt wurde es Zeit, wieder näher bei der Familie zu sein“, so Grote, der in Rheine seinen Lebensmittelpunkt hat. Die Souveränität, die Übersicht, die er bei seinem ersten Einsatz in Bottrop im Mittelfeld ausstrahlte, machte ihn ebenfalls gleich zu einem natürlichen Leader. Kehl-Gomez oder Grote – es kann nur einen (Kapitän) geben, aber zusammen bilden sie schon mal eine beeindruckende Achse.