Essen. 200 Zaungäste lockte das erste RWE-Training zur Seumannstraße. Zuvor gab es mit Hedon Selishta, Amara Condé und Jan Neuwirt die nächsten Neuen.
Die rund 200 RWE-Fans am Rande des Rasenplatzes machten als erste schlapp: Die meisten von ihnen zogen sich nach rund zwei Stunden an ihre Grillplätze zurück, da floss auf dem Grün beim ersten Training von Rot-Weiss Essen immer noch der Schweiß. Der neue Trainer Christian Titz und seine Crew ließen es ordentlich krachen: Die erste Übungseinheit ging über knapp 150 Minuten – ein durchaus sportlicher Anfang.
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Was der Chefcoach gar nicht so sah: „Grundsätzlich lassen wir es etwas langsamer angehen, wenn wir nur einmal am Tag trainieren, und wir unterbrechen ja recht häufig, um taktische Dinge gleich zu erklären. Von daher waren ja auch viele Pause dazwischen“, beschwichtigte er. Tatsächlich wurde bei den einzelnen Übungsformen viel kommuniziert, das komplette Trainerteam war über den Platz verteilt und nahm sich einzelne Gruppen vor. Und diese Gruppe war vor der ersten Ballbewegung gegen Mittag noch ordentlich angewachsen: Mit Torjäger Hedon Selishta (29 Tore in 29 Einsätzen für den FC Bayern Alzenau), Amara Condé und Jan Neuwirt (beide zuletzt VfL Wolfsburg U23) ist der aktuelle Kader momentan auf 24 angewachsen. Beim Trainingsauftakt fehlten allerdings noch Philipp Zeiger (Meniskus-OP), Cedric Harenbrock (Kreuzbandrisse) und Daniel Heber (Infekt).
Dafür ergänzten gleich sechs Testspieler das Geschehen auf dem Rasen, von denen Berkant Güner (21, zuletzt finnische erste Liga, davor u.a. BVB U19) das auffälligste Gesicht war. Wie lange sie vorspielen werden, das wird das Trainerteam nun von Fall zu Fall entscheiden. „Ich kann ihnen jetzt schon sagen, dass wir sehr zeitnah eine Entscheidung treffen werden, die erste vermutlich schon morgen nach der nächsten Trainingseinheit. Es ist aber auch gut möglich, dass noch weitere hinzukommen werden“, so Titz – das Speed-Casting ist also noch in vollem Gange. In welches Regal dabei noch gegriffen wird, das lässt der neue RWE-Coach völlig offen: „Für mich besteht zwischen Kefkir und Condé kein Unterschied: Der eine ist ein gestandener Drittliga-Spieler, der zweite ist ein außergewöhnlicher Spieler, der bei den Profis mittrainiert hat und zu einem Zweitligisten ausgeliehen war. Was wir suchen, sind Perspektivspieler, die es schon gezeigt haben oder davor stehen, den nächsten Schritt zu gehen.“
Besonders Ausschau gehalten wird noch auf der Achter-Position, wo man einen Spieler mit Tiefengang und Torgefahr sucht, der eventuell die Neuner-Position gleich mit übernehmen kann. Und auch auf der Innenverteidiger-Position schaut sich die sportliche Führung noch um, ebenso wie bei den Außenverteidigern. Und manch einer, den man aus der Vorsaison dort nicht erwartet hätte, fand sich beim ersten Intervalltraining auf den Außenverteidiger-Stellen wieder, so wie Nico Lucas (links) und Enzo Wirtz. Es ist halt Experimentier-Zeit. Aber wenn der Kader denn mal vollständig ist, gilt das Titz-Prinzip: „Und übrigens, die besten Spieler sind die, die sie dann da haben.“ Zum Glück grinste er dabei.
Sonntag der erste Test gegen den VfB Bottrop
In den nächsten Tagen geht es mit einer Übungs-Einheit am Tag weiter, am Sonntag im Bottroper Jahnstadion (15 Uhr) steht dann das erste Testspiel gegen den Bezirksligisten VfB Bottrop an. Wenn es nach dem Trainer gegangen wäre, dann hätte es die Partie zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegeben: „Ich habe eigentlich gute Erfahrungen damit gemacht, erst am zehnten Tag das erste Spiel zu machen, aber wir steuern es halt, in dem wir die Mannschaften aufteilen.“
Für die Fans, die sich ein erstes Bild machten, kann es nicht früh genug los gehen, sie wollen sich nicht mit dem ersten Trainingstor, das übrigens Marcel Platzek erzielte, begnügen, sondern ihre neuen Schützlinge in einer Wettkampfsituation sehen. Und endlich damit beginnen, die Namen auswendig zu lernen.