Essen. . Spitzenreiter Rot-Weiss Essen erklärt seinen Erfolg auch mit dem großen Zusammenhalt. Immerhin mussten Freiberger und Platzek ersetzt werden.
Vier Spieltage in der Fußball-Regionalliga sind absolviert – und Spitzenreiter Rot-Weiss Essen hat fast schon alle Möglichkeiten durchgespielt: Dem unglücklichen Auftakt in Rödinghausen folgte der rauschhafte Heimsieg gegen den WSV, die Partie in Kaan-Marienborn musste umgebogen werden und schließlich der Erfolg gegen Kölns Nachwuchs, bei dem die Mannschaft lange Zeit ganz dicke Bretter bohren musste.
Alles möglich dank eines Teamgeistes, der den Namen wirklich verdient und auf den hinzuweisen RWE-Trainer Karsten Neitzel nimmermüde wird: „Ich muss einfach ein Kompliment machen den Spielern, die nur kurz oder gar nicht zum Einsatz gekommen sind. Wenn ich sehe, wie diese Spieler dennoch mitleben und mitfiebern, das ist schon beeindruckend, so muss es bleiben. Das ist ein ganz ganz wichtiger Punkt, dass sich jeder in der Gruppe ein Stück wohler fühlt, als wenn er permanent Arschlöcher um sich herum hat“, zeigte sich der Coach hinterher mal wieder als Mann der klaren Worte.
So lässt sich in der Gruppe auch der eine oder andere schmerzhafte Ausfall auffangen. Dass ein Kevin Freiberger bislang nur 15 Sekunden in dieser Saison auf dem Platz stehen konnte, haben viele fast schon wieder vergessen. Und dass ein Marcel Platzek, nachdem er am Freitag das Abschlusstraining mitgemacht hatte, am Samstag wieder über Schmerzen am Fuß klagte und aus dem Kader gestrichen wurde, wurde dann auch mal eben kompensiert, indem Kai Pröger die Rolle wie selbstverständlich in der Mitte ausgefüllt hatte.
Das Fußballvolk hatte eher Mittelstürmer Enzo Wirtz erwartet, wieso sich Neitzel dann doch für diese Lösung entschieden hatte? „Schlecht geschlafen“, grinste dieser, um es dann doch etwas präziser zu erklären: „Wenn es nicht laufen sollte, dann hatte ich mit Enzo noch den einzigen Mittelstürmer, mit dem ich was ändern konnte.“
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Ansonsten wählte der Coach für das Spiel gegen die technisch versierten Kölner eigene Spieler, die mit „feiner Klinge“ operieren konnten. Wozu auch ein Nico Lucas gezählt werden darf. Der Junge behauptet sich Jahr für Jahr gegen hässliche Anfeindungen seiner Kritiker und lässt sie verstummen, wenn er wie bei der Führung kurz vor der Halbzeit diesen einen Geistesblitz hat und Lukas Scepanik den Flankenlauf auf dem Silbertablett serviert. „Nico hat schon in Siegen drei richtig gute Chancen vorbereitet. Er ist zwar kein Typ, der groß auffällt, glänzt aber als Ballverteiler in die Spitze, er passt gut rein ins Puzzle“, so sein Trainer. Diesmal wurde sogar Lucas mit Applaus verabschiedet bei der Auswechselung. Es wird ihm gut getan haben, auch, wenn er sich nach außen immer cool gibt: „Ich kriege das zum Großteil gar nicht mit, ich habe mit den sozialen Netzwerken nicht so viel zu tun, ich konzentrier mich lieber darauf, was ich auf dem Platz leisten kann“, pflegt er da eine sehr gesunde und erstaunliche Einstellung.
Zur „Strafe“ an die Torwand
Ein anderer, der das Puzzle auf der rechten Seite aber mal richtig passend macht, ist Rückkehrer Daniel Heber, der mit einer Selbstverständlichkeit das „Erbe“ von Dennis Malura übernommen und weiter entwickelt hat. Und nebenbei noch als Torschütze fungiert. Und der zum wiederholten Male erst in Hälfte zwei seinen Turbo einsetzte, in Vorbereitung auf das 2:0. „Ist mir allerdings auch aufgefallen, vielleicht wache ich dann auf und traue mir immer mehr zu“, rätselte er selbst. Fünf Minuten zuvor hatte er eine Riesenchance zum 2:0 vergeben. „Da muss ich wohl nochmal an die Torwand“, lachte er. Es ist noch Luft nach oben.