Essen. . Beim Heimsieg von Rot-Weiss Essen über den TuS Erndtebrück gab es keine Jubelarien. Der 2:1-Erfolg im letzten Heimspiel der Saison war aber verdient.

Es war das letzte Heimspiel der Saison, und die Rot-Weissen hatten TuS Erndtebrück verdient mit 2:1 (1:0) besiegt. Aber allzu feierlich fiel der Ausstand vor eigenem Publikum nicht aus. Die West-Tribüne leerte sich zügig, ohne Jubelarien, von Abschiedsschmerz keine Spur. Es ist eher gewisse Erleichterung zu spüren, dass sich diese enttäuschende Spielzeit auf der Zielgeraden befindet. Zwei Aufgaben sind noch zu lösen, die am Mittwochabend beim Absteiger Westfalia Rhynern und am Sonntag beim Abstiegskandidaten Fortuna Düsseldorf II.

Immerhin, die Rot-Weissen waren erfolgreich, und RWE-Trainer Karsten Neitzel hat beim Regionalliga-Finish etwas geschafft, was in dieser Spielzeit seinen Vorgängern Demandt und Giannikis versagt geblieben war. RWE hat tatsächlich zwei Heimspiele in Folge gewonnen. Das ist schön für RWE, hilft aber grundsätzlich nicht mehr weiter und deckt indirekt die Misere auf, die für miese Laune gesorgt hat.

Seit fünf Spielen ungeschlagen und elf Punkte gesammelt

Gleichwohl sollte man es positiv sehen: Unter Neitzels Regie ist die Mannschaft seit fünf Partien ungeschlagen und hat immerhin elf Punkte gesammelt. Und die Gegner (Viktoria Köln, Aachen, RWO, Wiedenbrück) waren nun wirklich keine Laufkundschaft.

Als solche hätte man TuS Erndtebrück führen können, und der Essener 9:1-Triumph an der Hafenstraße vor knapp drei Jahren schwebte ebenfalls noch im Raum. Diesmal standen die Gäste praktisch vor dem Anpfiff als Absteiger fest. Also leichtes Spiel? „Haben Sie mal auf die letzten Ergebnisse von Erndtebrück geguckt?“ hatte Neitzel vor Anpfiff gewarnt. Immerhin hatte der Gegner jüngst im Verbandspokal den Drittligisten SF Lotte ausgeschaltet. Und sie machten auch in Essen eine durchaus gute Figur.

Gute Möglichkeiten, früh für Klarheit zu sorgen

Die Gastgeber besaßen gute Gelegenheiten, früh für Klarheit zu sorgen. Nach einem Konter zögerte Nico Lucas (15.), so dass sein Schuss abgeblockt wurde. Zwei Minuten später hatte der Youngster die nächste Gelegenheit aus der Distanz, doch es folgte ein ziemlich kraftloser Abschluss.

Entschlossen beim Abschluss: Kai Pröger freut sich über seinen Treffer zum 1:0. Foto: Michael Gohl
Entschlossen beim Abschluss: Kai Pröger freut sich über seinen Treffer zum 1:0. Foto: Michael Gohl

Kai Pröger indes zeigte mehr Entschlossenheit. Bauer passte auf Pröger, der sich energisch durchsetzte und mit einem strammen Flachschuss das 1:0 erzielte (19.). Aber die Erndtebrücker hatten ja nichts mehr zu verlieren. Sie mischten gefällig mit, auch, weil sie ziemlich viele Freiheiten besaßen. Tim Treude traf im Gegenzug nach einem ansehnlichen Angriff das Lattenkreuz.

Philipp Zeiger rettet auf der Linie

Die Essener ließen bei ihren vielen Kontern ihre Chancen fast schon fahrlässig liegen. Chancen gab’s hüben wie drüben, allein Marcel Platzek hatte unmittelbar vor der Pause drei gute Möglichkeiten, nach dem Wiederanpfiff reichte ihm wiederum nur eine, um aus der Drehung auf 2:0 zu erhöhen (57.). „In der ersten Halbzeit hätten auch deutlich mehr Tore fallen können. Allein wir hatten sechs Hochkaräter“, meinte Neitzel, während sein Kollege Florian Schnorrenberg feststellte: „Über die gesamte Saison betrachtet, ist es unser großes Manko, dass wir im letzten Drittel unsere Chancen nicht verwerten können.“

Mit dem Mute der Verzweiflung klappte es dann doch noch. Daniel Sváb ging volles Risiko und drosch den Ball an die Latte, den Abpraller setzte Marco Rente zum 1:2 ins Netz (59.). Und kurz vor Schluss musste Zeiger nach einem Hilchenbach-Kopfball auf der Linie retten.

Rot-Weiss Essen - TuS Erndtebrück 2:1 (1:0)

RWE: Heller – Urban, Tomiak (83. Becker), Zeiger, Grund - Brauer, Baier, N. Lucas (77. Jansen) - Pröger, Platzek, Bednarski (89. Unzola).

Schiedsrichter: Ulankiewicz (Oberhausen). Zuschauer: 7507.

Tore: 1:0 Pröger (19.), 2:0 Platzek (57.), 2:1 Rente (58.).

Dennis Malura fliegt nach Interview aus dem Kader

Dennis Malura gehörte am Samstag gegen Erndtebrück nicht zum Aufgebot der Rot-Weissen und war auch sonst nirgendwo zu entdecken. Der Routinier war kurzerhand aus dem Kader gestrichen worden, nachdem einen Tag zuvor in der Bild-Zeitung ein Interview mit ihm veröffentlicht wurde, in dem Malura den Konsum von Snus – eine Art Kautabak – gestand, offenherzig die Nebenwirkungen und das hohe Suchtpotenzial beschrieb.

„Als ich es die ersten Male genommen habe, ging es mir richtig dreckig“, wird Malura zitiert. „Aber es macht extrem abhängig. Deshalb habe ich es immer weiter genommen.“ Leistungsfördernd sei der Konsum für ihn nicht. Die Nebenwirkungen: „Ich merke, dass ich schlechter einschlafe, wenn ich abends Snus nehme. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass ich auf dem Platz konzentrierter oder reaktionsschneller bin.“ Und die Intention: „Ich will damit aufmerksam machen, dass der Snus-Konsum ein Problem ist, das man nicht verharmlosen sollte. Ich selbst werde alles daran setzen, davon wegzukommen. Ich hoffe, dass andere und vor allem junge Sportler davor mehr gewarnt werden als ich.“

RWE reagierte prompt mit der Suspendierung. „Es ist erst einmal eine Maßnahme für heute“, sagte RWE-Vorstand Marcus Uhlig, der einräumte: „Wir wurden mit diesem sensiblen Thema kalt erwischt und müssen uns erst einmal ein Bild machen. Klar ist auch, dass es in diesen Dingen mit den Spielern klare Absprachen gibt.“ Autorisiert hatte der Verein die Story nicht.

Maluras Vertrag läuft zum Saisonende aus. Ob er verlängert wird, war schon zuvor fraglich. Ob er überhaupt noch einmal zum Einsatz kommt nun ebenfalls.