Essen. Nach einer desolaten Leistung und einem glücklichen 1:1 im Heimspiel gegen SC Verl zieht Rot-Weiss Essen mit dem Trainerwechsel Konsequenzen.

  • Nach dem ernüchternden 1:1 gegen Verl sah sich die Vereinsführung zum Handeln gezwungen.
  • Der Ausgleich in letzter Minute durch Robin Urban rettete RWE-Coach Sven Demandt nicht mehr den Job.
  • Trainerteam um Carsten Wolters und Manuel Lenz übernimmt am Montag die erste Übungseinheit danach.

Die Stimmung an der Hafenstraße passte sich dem Schmuddelwetter am Samstag an. Die Gastgeber hatten ihrem Publikum einmal mehr schwer verdaubare Kost kredenzt. Das 1:1 gegen den vermeintlich schwächeren SC Verl war sogar noch glücklich, weil der Abwehrmann Robin Urban von Rot-Weiss Essen erst in der 90 Minute nach einem Freistoß zum Ausgleich traf. Die schwache, ja desolate Leistung konnte dieser Teilerfolg nicht übertünchen. In der Tabelle hilft er auch nicht weiter, aber die indiskutable Darbietung hat Konsequenzen: Cheftrainer Sven Demandt muss gehen.

„Die Entscheidung fällten Aufsichtsrat und Vorstand gemeinsam als Folge der negativen sportlichen Entwicklung der vergangenen Wochen“, heißt es in der knappen Pressemitteilung. „Der bis zum Saisonende laufende Vertrag mit Demandt wird in den kommenden Tagen aufgelöst.“ Die Suche nach einem neuen Cheftrainer sei umgehend aufgenommen worden, heißt es weiter, man darf aber davon ausgehen, dass der Markt bereits sondiert worden ist, weil die Krise ja schon länger schwelt. „Unser Ziel ist es, die Gespräche kurzfristig zu einem Ergebnis zu bringen“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende André Helf.

André Helf vermutet eine Kopfsache bei den Spielern

Bis der Neue gefunden ist, wird das Trainerteam um Carsten Wolters und Manuel Lenz sowie Sportdirektor Jürgen Lucas die tägliche Trainingsarbeit übernehmen.

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„Wir können mit der sportlichen Situation nicht zufrieden sein. Das ist nicht unser Anspruch, und deshalb sahen wir uns zu dieser Konsequenz genötigt. Es muss ein neuer Impuls gesetzt werden“, erklärt Helf. „Leider ist der Trainer in solchen Situationen immer der erste Ansprechpartner. Es ist die einzig mögliche Maßnahme, aber wir werden auch die Leistung der Spieler ganz genau beobachten. Wir sind aber nach wie vor der Meinung, dass wir ein Topteam zur Verfügung haben.“ Innerhalb der Mannschaft gebe es keine Problem. Sie sei intakt und habe auch keinen Trainerwechsel gewollt, sagt Helf. Und es klingt auch Enttäuschung durch, wenn er sagt: „Die versprochene Reaktion der Spieler ist ausgeblieben.“ Auch Helf vermutet, dass es bei den Spielern eine Kopfsache sein könnte, dass zu Hause der Druck zu hoch sei. Akzeptieren will er es nicht.

Sportlicher Beirat sprach sich früh gegen ihn aus

Schon Anfang September nach dem 1:1 zu Hause gegen Wegberg-Beeck sollte Demandt laut Gerüchten entlassen werden. Doch damals war es der Aufsichtsrat, der dem Trainer das Vertrauen aussprach, obwohl der sportliche Beirat, so ist zu hören, bereits eine eindeutige Empfehlung gegen den Chefcoach ausgesprochen hatte.

Die Lage ist zweifelsohne unbefriedigend. Klar, man kann es positiv sehen. RWE ist seit fünf Ligaspielen unbesiegt, hat nach knapp einem Drittel der Saison überhaupt erst zweimal verloren. Aber zwei Siege sind viel zu wenig. Würden die Klubs unter Rot-Weiss ihre Nachholspiele gewinnen – rein theoretisch -- stünde man auf einem Abstiegsplatz. Aber die Ergebnisse an diesem Spieltag zeugen erneut von einer sehr ausgeglichenen Liga, in der sich auch die anderen Favoriten schwer tun. Und die Spitzengruppe ist noch nicht allzu weit enteilt. All das lässt die Verantwortlichen an der Hafenstraße noch hoffen.

Vor eigenem Publikum ist alles anders

Doch zunächst müssen sie sich vor allem um die eigenen Probleme und Unzulänglichkeiten kümmern und versuchen das Rätsel zu entschlüsseln. Es gibt sieben Unentschieden, aber nur zwei Gesichter, Mundwinkel hoch, Mundwinkel runter. Gegen Dortmund II zum Auftakt oder Gladbach II haben die Rot-Weissen gezeigt, was sie auch spielerisch drauf haben. Die Spieler hatten einen Plan und setzten ihn konzentriert um. Doch vor eigenem Publikum ist alles anders. „Wir wehren uns erst, wenn es zu spät ist“, mäkelte Demandt. Man könnte auch sagen mit dem Mute der Verzweiflung, aber ohne Selbstvertrauen. „Wir hatten keine Lösungen, da fragen sich die Leute zurecht, was wir unter der Woche machen. Und ich frage mich das auch.Wir haben über 90 Minuten nicht zu unserem Spiel gefunden. Ich muss mich bei den Fans entschuldigen. Es war eine scheiß..., schlechte Leistung”, sagte Trainer Sven Demandt. Es klang schon fast nach Abschied.