Essen. Vor dem Auswärtsspiel in Wattenscheid drehen sich bei RWE die Gespräche im Kreis. Trainer Sven Demandt sieht seine Situation realistisch.

  • Die Stimmung in der Mannschaft ist laut RWE-Coach Sven Demandt nicht die beste
  • Der Trainer konzentriert sich vor der Partie in Wattenscheid nur auf Dinge, die er selbst in der Hand hat
  • Sven Demandt wünscht sich manchmal etwas mehr Ruhe und Gelassenheit im Klub

Draußen vor den Toren des Stadion Essen toben die ersten Herbststürme, drinnen ist es am Mittwochmittag verdächtig ruhig. Obwohl – im Auge des Orkans soll ja bekanntlich Stille herrschen. „Die Stimmung ist nicht so gut wie sie sein könnte, aber das ist ja auch normal nach zwei schlechten Spielen“, umreißt Trainer Sven Demandt die momentane Lage.

Die letzten beiden Heimspiele mit nur einem Punkt gegen Wiedenbrück und Wegberg Beeck zehren an den Nerven aller Beteiligten, auch wenn diese in den Tagen seit Samstag „Business as usual“ demonstrieren wollen. Wieder einmal wurden unzählige Einzelgespräche mit den Akteuren geführt, wieder einmal lautet das Zwischenfazit: „Wenn wir den Ball verlieren, schaffen wir es nicht schnell genug, die Räume zu schließen. Und das, obwohl wir 1:0 führten und in der ersten Halbzeit alles im Griff hatten“, so Demandt.

Demandt kennt die Mechanismen der Branche

Der Trainer ist da irgendwann das schwächste Glied in der Kette, vor allem, wenn auf dem Platz angepfiffen ist. Natürlich habe er versucht, mit Auswechselungen gegenzusteuern. Aber: „Wir haben sehr viele gestandene Spieler auf dem Platz, das muss irgendwann die Mannschaft unter sich regeln.“

Aber jeder habe momentan so viel mit sich selbst zu tun, dass er vergesse, dem Nebenmann zu helfen und sich gemeinsam hochzupushen. Und wenn dann noch einer wie Benjamin Baier ausgewechselt wird, ist niemand da, der für ihn als Leader in die Bresche springt. „Bennie hat kein gutes Spiel gemacht, ich fand auch, dass er müde war. Aber ich habe ihn nicht umsonst zu unserem Kapitän bestimmt, er hat das Anführer-Gen. Aber so was wie Effenberg früher, einer, der alle mitreißt, so etwas gibt es heute nicht mehr“, berichtet der RWE-Coach aus seiner langen Profi-Erfahrung.

Hat laut Demandt das Anführer-Gen:Benjamin Baier.
Hat laut Demandt das Anführer-Gen:Benjamin Baier. © Revierfoto

Seine eigene Position sieht er als „alter Hase“ relativ entspannt, Demandt kennt die Mechanismen der Branche: „Das sind doch Dinge, die ich nicht beeinflussen kann. Und ich weiß, wie manche Dinge laufen und was im Fußball alles passieren kann.“ Zum Beispiel, dass nach dem vierten Spieltag in der Zweiten Liga bereits vier Kollegen von ihm ihren Spind ausräumen durften: „Ich mag den Sport nach wie vor, aber mit manchen Sachen tue ich mich schwer.“

So wird er sich auch vor dem Spiel in Wattenscheid am Freitag (19.30 Uhr, Lohrheide) nur darauf konzentrieren, was er unmittelbar beeinflussen kann. Dass es dabei wieder in die Fremde geht, wo die Rot-Weissen bislang in ihren Auswärtsspielen eine gute Performance an den Tag gelegt haben, sieht Demandt als nicht entscheidend an: „Wichtig wird sein, dass wir als Mannschaft auftreten und uns nicht von Dingen um uns herum beeinflussen lassen.“

Erst einmal vom Tabellenbild lösen

Dass man als Tabellen-Elfter momentan den „billigen Plätzen“ näher ist als den eigentlich angepeilten in der Spitzengruppe, sollte in nächster Zeit besser keine Rolle spielen. Demandt: „Ich glaube, es wäre eine gute Idee, wenn wir uns alle erst einmal davon lösen könnten. Aber ich weiß, wie es nun mal hier ist: Vier Punkte mehr, und alle reden schon wieder vom kommenden Relegationsspiel.“ Eine gewisse Ruhe und Gelassenheit ist es, die der Trainer gerne dem Verein verordnen würde. Das klang schon sehr nach gut gemeintem Rat zum Abschied.