Essen. Das 3:1 nach Verlängerung in Kleve war sicherlich kein Augenschmaus. Auf die Jungen kann sich RWE-Trainer Sven Demandt im Notfall verlassen.

  • Erst als bei Kleve die Kräfte erlahmten, wurde der Pokalsieg für RWE zur klaren Angelegenheit
  • RWE-Coach Sven Demandt kann sich im Notfall in der Innenverteidigung auf Boris Tomiak absolut verlassen
  • Auch Roussel Ngankam und David Jansen kommen nach ihrer Einwechselung immer besser in Schwung

Auch der diffuse Dämmerschein in der Volksbank-Arena, der in Kleve großspurig „Flutlicht“ heißt und den Rasen des 1. FC nur wie einen Notausgang ausleuchtete, konnte die Partie nicht weichzeichnen: Die 120 Minuten gehen nicht als Pokalrausch in die Vereinsgeschichte ein. Aber: Rot-Weiss Essen steht wieder im Achtelfinale des Niederrheinpokals und hat eine schwierige Situation gemeistert.

Auch interessant

Eine Situation, in die sich der Regionalligist nach regulärer Spielzeit selbst manövriert hat. „Dass wir es nicht in 90 Minuten geschafft haben, haben wir uns selbst eingebrockt, gerade zum Ende hatten wir eine Vielzahl von Chancen“, bemängelte Sportdirektor Jürgen Lucas. Später, als die Klever sich auf dem Boden mit Wadenkrämpfen ablösten, hatte der Favorit leichtes Spiel. Und, auch dies sei erwähnt, da Trainer Sven Demandt zuletzt für manche Auswechselung harsch kritisiert wurde: Der Umschwung kam in der Schlussphase der regulären Spielzeit von der Bank: Roussel Ngankam sorgte mit seiner Dynamik und Schnelligkeit für Belebung auf der rechten Seite. „Abgesehen von seinem Treffer zum 2:1 hat er richtig gute Szenen gehabt“, lobte ihn sein Coach. Und auch David Jansen hat seinen Wert gezeigt und sich förmlich in die schwierige Partie auf dem holprigen Rasen hineingewühlt, war als ruhige Anspielstation in der Spitze gefragt. „Er kommt immer mehr bei uns an, ich bin überzeugt, dass er uns weiterbringt“, freute sich Sportdirektor Jürgen Lucas über manch gelungene Aktion.

Überragende Laufleistung von Platzek

Beruhigend auch für die sportliche Leitung, dass man sich im Notfall auf die jungen Leute verlassen kann: Boris Tomiak hat mit seiner Bärenruhe den Part in der Innenverteidigung grundsolide übernommen. „Er hat die schwierige Situation gut gelöst, allerdings hatten wir es ihm auch immer zugetraut“, so sein Coach. Und Timo Becker fand sich nach Anlaufschwierigkeiten nach der langen Verletzung auf seiner Seite immer besser zurecht.

Alles überragend aber die Laufleistung von Marcel Platzek: Würde der Dauerbrenner in Rot-Weiss nach Kilometern bezahlt, hätte er schon längst eine Villa am Baldeneysee. Demandt: „Er ist in ganz anderer körperlicher Verfassung als in der Vorsaison, seine Spritzigkeit verliert er während der gesamten Spielzeit nicht.“

Wegberg-Beeck ist von anderem Kaliber

Fast verloren hätte man in der zweiten Halbzeit Sturmkollege Kai Pröger, der nach seiner doppelten Schubs-Attacke haarscharf an der Roten Karte vorbeischrammte und umgehend ausgewechselt wurde. Jürgen Lucas berichtete von einem ernsten Gespräch am nächsten Tag, während sein Trainer Verständnis zeigte: „Klar gibt es da Schiedsrichter, die dafür glatt Rot zeigen. Aber dann hätten andere mitgehen müssen, die in dieser Szene versucht haben, ihn wegzutreten. Schon der Versuch ist strafbar.“

Samstag an der Hafenstraße gegen Wegberg-Beeck erwartet die Essener ein ähnliches Spiel, gegen einen Gegner allerdings mit mehr individueller Qualität „Sie sind im Aufwind, haben gegen Bonn und Köln gepunktet“, warnt Demandt auch vor der für ihn wichtigen Partie.