Essen. Beim 2:2 von Rot-Weiss Essen in Uerdingen kam beim KFC Qualität von der Bank. Das RWE-Team lief aber nach 65, 70 Minuten auf der letzten Rille.

  • Das 2:2 in Uerdingen hatte sich für völlig verausgabe RWE-Akteure in der Endphase abgezeichnet.
  • RWE-Coach Sven Demandt sah den Kräfteverschleiß der beiden englischen Wochen als Hauptgrund.
  • RWE-Käpitan Benjamin Baier verspricht, den notwendigen Dreier am Freitag gegen Wiedenbrück zu landen.

Als die völlig abgekämpften Akteure von Rot-Weiss Essen nach dem 2:2 in der Krefelder Grotenburg in den Mannschaftsbus stiegen, war ihr Arbeitstag noch nicht beendet. RWE-Coach Sven Demandt hatte eine Sonderschicht an der Hafenstraße verordnet. Erinnerungen an die eigene Bundeswehrzeit kamen hoch, als es in der Grundausbildung nach der Rückkehr von einem Gewaltmarsch noch in der Kaserne über den Hindernisparcours ging. Ganz so schlimm kam es für die rot-weissen Kicker nicht: Aktive Regeneration und gemeinsames Essen standen auf dem Programm, zum Nachtisch hatte Demandt ein Bonbon parat: „Wer will, kann am nächsten Tag freimachen.“

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Am Mittwoch jedoch waren alle wieder da, auch wenn sich die Stammkräfte in erster Linie pflegen ließen. Der Zusammenhalt der Rot-Weissen in diesen Tagen ist da, was auch auf dem Spielfeld zutage tritt. Die Mannschaft lief, soweit die Füße trugen. Timo Brauer kämpfte und rackerte im Mittelfeld wie zu besten Zeiten, und die Leistung von Abwehrchef Philipp Zeiger nötigte sogar dem gegnerischen Trainer Michael Wiesinger ein Sonderlob ab: „Die Nummer 20 hat ein überragendes Spiel gemacht und wirklich alles rausgeköpft.“ Ein Fan war sogar der festen Überzeugung, Zeiger hätte – wenn nötig – auch einen reinfliegenden Bierkasten mit dem Kopf aus dem Strafraum befördert. Alle, außer von Stauder, möchte man mutmaßen.

Keine Entlastung von der Bank

Dass es am Ende dann doch nicht zum erhofften ersten Auswärtssieg reichte, zeichnete sich allzu deutlich nach 65, 70 Minuten ab, als die Mannschaft im Kollektiv bedrohlich auf der letzten Rille lief. Ein mögliches konditionelles Problem bei allerdings tropischen Außentemperaturen erklärte Trainer Demandt hinterher mit den Anstrengungen der letzten Tage: „In der zweiten Halbzeit haben wir vielleicht ein bisschen zu tief gestanden – das war aber auch dem geschuldet, dass wir in der zweiten englischen Woche sind und ein bisschen Sub­stanzverlust haben.“

Abräumer im Mittelfeld: Timo Brauer ist wieder ganz der Alte.
Abräumer im Mittelfeld: Timo Brauer ist wieder ganz der Alte. © Thorsten Tillmann

Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Der Pokalsieg in der vorvergangenen Woche gegen den tapferen Landesligisten FC Kray ist zwar als fordernde Trainingseinheit anzusehen, sollte aber nicht allzu viele Körner gekostet haben. Vielmehr trat bei den immer stärker werdenden Uerdingern, die die Partie bei noch zehn Minuten längerer Spielzeit wohl gewonnen hätten, ein anderes Problem zutage: Die angeblich zugenommene Qualität in der Breite, sie ist bei RWE-Auswechselungen nicht zu erkennen. Der für den angeschlagenen Dennis Malura (Hüfte) ins Spiel gekommene Robin Urban fand sich auf ungewohnter Außenposition eher mäßig zurecht und passte sich im Erschöpfungsgrad schnell den Kollegen an. Tolga Cokkosan, für den defensiv fleißigen Kamil Bednarski eingewechselt, stagniert nur noch in seiner Entwicklung. Und was David Jansen im Sturm tatsächlich zu leisten imstande ist, war auch nach seinem wiederholten Kurzeinsatz für den überragenden Marcel Platzek immer noch nicht seriös zu beantworten. Hier bräuchte es für eine faire Beurteilung mal einen Einsatz des langen Stürmers von Beginn an.

Bei Uerdingen kam Qualität in der Schlussphase

Da war die eingewechselte Qualität der Gastgeber mit Florian Rüter, Marcel Reichwein und Pascale Talarski schon von ganz anderem Kaliber. Demzufolge war die Punkteteilung für RWE am Ende schon das Optimum. „Wir haben heute insgesamt ein sehr gutes Regionalliga-Spiel gesehen, von zwei Mannschaften, die alles reingehauen haben“, so Demandt. Keiner kann ihm ernsthaft widersprechen.

Fünf Partien sind gespielt, davon drei auswärts nicht verloren worden, was aber schwer im Magen liegt, ist das Vollversagen im Wuppertal-Heimspiel. Darum gibt es über das Nahziel am kommenden Freitag (19.30 Uhr) daheim gegen Wiedenbrück keine zwei Meinungen. „Klar, Uerdingen war keine schlechte Mannschaft, die haben Ambitionen, die haben wir auch. Wir haben hier ein gutes Spiel gemacht, darauf werden wir aufbauen und uns dann am Freitag eben die drei Punkte holen. Auch wenn Wiedenbrück gegen uns sicherlich 120 Prozent geben wird – aber das sind wir ja gewohnt“, verspricht Kapitän Benjamin Baier.